Luege, lose, lache in Lauenen
20.03.2023 , Lauenen, KulturDas Chörli Lauenen bietet mit seinem Theaterstück «Sältsaami Methode» beste Gelegenheit dazu. Das Theaterstück ist ein aufgewärmtes – aber man sagt ja: «dreimal aufgewärmter Suurchabis ist am besten».
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Vor den roten Samtvorhang in der Mehrzweckhalle in Lauenen tritt Kathrin Bohren, Präsidentin des Chörli Lauenen. Gut gelaunt begrüsst sie das zahlreich anwesende Publikum. Mit wenigen Worten erklärt sie, was man erwarten darf – notabene ohne Spickzettel in der Hand!
Stimmige und berührende Lieder
Mit dem anmutigen Lied «Am Wägrand» von Kurt Mumenthaler und Emil Wallimann eröffnete das Chörli Lauenen, unter der Leitung von Erika Reichenbach, den Theaterabend. Diesem Vortrag folgten weitere vier Titel, unter anderem einer von Simon Hefti, der im Publikum anwesend war. Sowohl «Jutz» als auch Gesang, vorgetragen von elf Sängerinnen und sieben Sängern, waren ausdrucksstark und wohlklingend. Das Publikum erhielt eine feine, appetitanregende Vorspeise.
Dramatische Verwicklungen
Die Komödie in zwei Akten, «Sältsaami Methode» von Armin Vollenweider, ist ein klassischer Schwank mit vielen heiteren Komplikationen. Regisseurin Fabienne Reichenbach hatte eine ausgesprochen glückliche Hand bei der Wahl ihrer Schauspielerinnen und Schauspieler. Alle imponierten mit pointierten Sprüchen, toller Mimik und Gestik. Es gab wahrlich viel zu sehen, zu hören und zu lachen.
Weitere Aufführungen in der Mehrzweckhalle Lauenen: Samstag, 25. März, 20.15 Uhr, anschliessend Unterhaltung mit der Familienkapelle Walker; Sonntag, 26. März, 13.30 Uhr.
MIT DR. FRIEDLI (ROLF REICHENBACH)
Sie haben eine tolle Rolle, die Sie gut gespielt haben. Wie lernen Sie die Texte?
Zu Hause auf dem Ruhebett oder wenn ich meinen einjährigen Sohn Nico hüte, kann ich zwischendurch gut üben.
Wie lange dauerte das Auswendiglernen?
Wir begannen im Dezember mit dem Lesen, im Januar dann auf die Bühne.
Wie lief es heute bei der Hauptprobe?
Es lief recht gut, kleine Sachen gilt es noch anzupassen, aber es ging ohne grössere Pannen. Ich bin zufrieden.
Spielen Sie diese Rolle gerne?
Ja, es gefällt mir, wenn die Leute zum Lachen kommen. Das Nonverbale kommt gut rüber, vor allem das Spiel mit der Krawatte.
CHÖRLI-PRÄSIDENTIN KATHRIN BOHREN
Für Kathrin Bohren, temperamentund humorvolle Präsidentin des Chörli Lauenen, liegt das Besondere eines gemischten Chors in der Verbindung von Frauen- und Männerstimmen. «Die Stimmlagen der beiden Geschlechter sind doch recht unterschiedlich, wobei es auch Männer mit schönen hohen Stimmlagen gibt, etwa beim ‹Jutzen›», weiss sie.
«Unser Verein, der über 100 Jahre alt ist, war einst für die Kirche vorgesehen. Wir singen noch immer regelmässig in der Kirche, allerdings nicht mehr spezifische Kirchenlieder», so Kathrin Bohren.
«Das Theaterstück ‹Sältsaami Methode› ist ein ‹aufgwärmtes›. Unsere Theaterleute haben das Stück schon einmal ‹düri glernt ghabe›. Dann kam die Pandemie! Ich freue mich, dass wir jetzt wieder Konzerte und Theater geben dürfen. Das Weitertragen unseres Volksgutes ist wichtig für die Dorfgemeinschaft und den Zusammenhalt der Generationen.»
Alma (Sandra Reichenbach)
Sie ist eine krankhaft neugierige Hausangestellte, die nie um eine Antwort verlegen ist. Ihr entgeht nichts, rein gar nichts. Obwohl ihr viele Worte und Begriffe fremd sind, beteiligt sie sich ungehemmt an allen Gesprächen. Ihre Körpersprache ist aufgedonnert und entlockt dem Publikum heftige Lacher.
Margrit Stark (Manuela Annen)
Sie ist die Frau des Metzgermeisters Stark. Nomen est omen! Der Name kennzeichnet die Person treffend. Margrit sucht inbrünstig den Metzgergehilfen Pedro. Erfolglos! Die Wut der Metzgersfrau entlädt sich auf der Bühne wie ein Jahrhundertgewitter. Manuela Annen ist verbal und nonverbal eine Wucht. Ihr Wandel von der donnergrollenden Chefin hin zur gestylten Modepuppe ist phänomenal.
Fritz Friedli (Rolf Reichenbach)
Er ist ein korrupter Friedensrichter. In seiner Kanzlei geschehen seltsame Dinge. Scheinbar ist er in dubiose Geschäfte verwickelt, die ihm viel Geld einbringen. Das weiss seine modebewusste Frau sehr zu schätzen. Rolf Reichenbach spielt diese Rolle nicht, er lebt sie. Sein melodischer Lauener Dialekt ist für fremde Ohren zwar schön, jedoch gewöhnungsbedürftig.
Pedro Moreno (Mathias Trachsel)
Er ist der Gehilfe des Metzgers. Er ist illegal im Land und als Schwarzarbeiter sowohl für Friedli als auch Stark aktiv. Er muss sich dauernd verstecken. So kauert der bedauernswerte, 190 cm grosse Mathias Trachsel minutenlang unter einem Tisch oder liegt hinter dem Ruhebett. Trotz allem Ärger hat er auch Spass an seiner Rolle!
Monika Friedli (Nadine Grimm)
Sie ist die Frau des Friedensrichters Fritz Friedli. Monika liebt teure und schöne Kleider. In ihrem Kopf dreht sich alles um Gucci, Dolce & Gabbana, Lagerfeld, Armani, Versace usw. Ihr konsumsüchtiges Verhalten trieb ihren Mann in einen finanziellen Engpass. Das interessiert die sexy gekleidete Dame keinen Deut. Nadine Grimm bewegt sich in dieser Rolle äusserst selbstbewusst.
Selma Honegger (Katrin Lamon)
Sie ist Hausiererin für spirituelle Literatur. Als sie an der Türe des Friedensrichters Friedli klingelt, wird sie mit der erwarteten Oberrichterin verwechselt. In der Folge bricht das Chaos aus. Katrin Lamon, kostümiert wie ein Hippie, charmiert Friedensrichter Friedli gestenreich und wortgewaltig. Ihr Bündner Dialekt ist ein willkommener Kontrast zur ebenso schön klingenden Umgangssprache in Lauenen.
Albert Stark (Mattias Reichenbach)
Er ist Metzgermeister und in mancherlei Angelegenheit abhängig von der Gunst des Friedensrichters Friedli. Logisch, dass Albert seinem «Freund» Friedli bei der Vernichtung von Akten behilflich ist. Mattias Reichenbach kommt daher wie ein Konfirmand, der es jedoch faustdick hinter den Ohren hat. Er spielt seine Rolle spitzbübisch und mit sichtbarem Spass.
Dr. Regula Honegger (Monika Reichenbach)
Sie ist Oberrichterin. Sie sollte die Akten des Friedensrichters überprüfen. Aber dazu kommt es nicht. Monika Reichenbach spielt ihre Rolle professoral. Auffallend ist ihre sprachliche Gewandtheit, an der vor allem die Hausangestellte Alma verzweifelt.






