Ein mutiges Projekt im Zentrum von Gstaad
21.06.2024 Gstaad, KircheTurnusgemäss fand die ordentliche Kirchgemeindeversammlung der römisch-katholischen Kirchgemeinde Gstaad an der Lenk statt. Die Rechnung schliesst erfreulich positiv ab. Wie es mit der Gemeindeleitung ab Sommer weitergeht, bleibt offen. Grosse Ausbaupläne werden das Aussehen des Grundstücks der Kirche St. Josef in Gstaad stark verändern.
TONI SIEGRIST
Die Kirchgemeindeversammlungen der weitläufigen katholischen Kirchgemeinde Gstaad finden abwechslungsweise in Gstaad, Zweisimmen und an der Lenk statt. Am vergangenen Dienstag fand sich eine kleine Gruppe Leute aus der gesamten Kirchgemeinde im Begegnungszentrum St. Anna an der Lenk ein. Die Rechnung schliesst bei einem Aufwand von fast 1,3 Mio. Franken mit einem Ertragsüberschuss von gut 700'000 Franken ab. Der Überschuss resultiert hauptsächlich aus Mehreinnahmen an Steuern und kleineren Ausgaben als budgetiert.
Wie weiter mit der Gemeindeleitung?
Ein Dauerthema bleibt die Gemeindeleitung. Seit zwei Jahren konnte sie nicht definitiv besetzt werden. Kaplan Pierre Nyongo wird die Pfarrei Ende Juli verlassen. Wie es weitergeht, ist im Moment noch offen. Die Vakanz wird mit verschiedenen Aushilfen überbrückt werden. Die weitere Tätigkeit des Pfarradministrators Stefan Schmitt als Berater sowohl des Kaplans wie des Kirchgemeinderates ist ebenfalls noch nicht entschieden. Die katholische Kirchgemeinde Gstaad reiht sich in dieser Hinsicht in die grosse Anzahl Pfarreien ein, die unter dem Mangel an Priestern und ausgebildeten Gemeindeleitern im Bistum Basel leiden.
Ein Ausbauprojekt im Zentrum von Gstaad
Auf der Liegenschaft der Kirchgemeinde im Zentrum von Gstaad befinden sich die Kirche St. Josef aus dem Jahre 1930, das 1946 daran angebaute Pfarrhaus und das Foyer aus dem Jahre 2009. Die Gebäude wurden laufend soweit möglich an die Bedürfnisse angepasst. Der Pfarreisaal mit kleiner Küche im UG wurde 1979 gebaut, das Sekretariat ebenfalls im UG kam 2009 dazu. Die Kirche erfuhr 2009 eine umfassende Renovation und Sanierung.
In der letzten Zeit tauchten immer neue Bedürfnisse auf, so dass sich der Kirchgemeinderat zu einem grösseren Um- und Ausbau entschloss, nicht zuletzt um den zukünftigen Veränderungen in der Besetzung der Gemeindeleitung und der Entwicklung der Pfarrei Rechnung zu tragen. Er bildete 2019 eine Baukommission und führte einen Architekturwettbewerb durch. Nach fast 40 Sitzungen der Baukommission und der Weiterentwicklung des Siegerprojekts in Zusammenarbeit mit dem Bauinspektorat der Gemeinde Saanen und dem Denkmalschutz ist nun das Vorhaben zur Baueingabe bereit und die Kosten sind aufgrund von Richtofferten berechnet worden.
Was ändert sich? Das bestehende Pfarrhaus wird abgebrochen. Im Südosten der Liegenschaft wird ein neues Pfarrhaus im ortsüblichen Chaletstil mit Balkonen errichtet. Die Kirche erfährt dadurch eine Aufwertung und wird das beherrschende Gebäude auf dem Areal neben dem Foyer und dem Pfarrhaus.
Im Untergeschoss entsteht ein neuer, grösserer Pfarreisaal mit Küche und Vorbereitungsraum. Der Pfarreisaal erhält Tageslicht durch zwei grosse Lichtschächte. Daran angeschlossen ist ein Unterrichtszimmer mit mobiler Wand, das bei Bedarf dem Pfarreisaal zugeschlagen werden kann. Dazu entsteht ein geräumiger, heller Eingangsbereich. Dieser wird erreicht durch eine Treppe, die durch einen Lichthof vom Erdgeschoss hinunterführt. Ein Lift ermöglicht ebenfalls den Zugang.
Zusätzlich führt vom Foyer über die bestehende Treppe und den Lift ein unterirdischer Korridor zum Eingangsbereich des Pfarreisaales. Die Toilettenanlage im UG des Foyers wird erweitert. Verschiedene Lager und Serviceräume ergänzen den Ausbau des UG. Das Untergeschoss und der Pfarreisaal sind so je nach Anlass verschieden erreichbar.
Im Erdgeschoss wird das Foyergebäude etwas verlängert, so dass die (schon immer zu kleine) Sakristei vergrössert werden kann. Die Garage bleibt erhalten, zusätzlich entsteht ein Lagerraum.
Eine leichte Glasüberdeckung verbindet das Foyergebäude mit dem neuen Pfarrhaus und schützt so den Zugang und den Lichthof vor der Witterung. Im Erdgeschoss des Pfarrhauses sind das Sekretariat, das Büro des Gemeindeleiters und ein kleinerer Konferenzraum vorgesehen. Die oberen zwei Geschosse des Pfarrhauses sind Wohnräumlichkeiten. Sie können ohne bauliche Veränderungen verschieden genutzt werden, zum Beispiel als grössere Wohnung plus Gastzimmer und Studio; oder als zwei kleinere Wohnungen plus Studio. Damit kann auf verschiedene mögliche Personallagen reagiert werden.
In der Südwestecke der Liegenschaft entsteht eine kleine Parkanlage, die zur Promenade hin offen ist. Das Areal bietet so einen einladenden Zugang von der Promenade her.
Diese baulichen Veränderungen fügen sich ein in die Ausbauvorhaben der Nachbarschaft. Das ganze Quartier wird ein völlig neues Gesicht erhalten.
Der Ausbau hat seinen Preis. Aufgrund von Richtofferten werden die Kosten auf gut 8 Mio. Franken geschätzt. Aufgrund der starken und stabilen Finanzlage kann die Kirchgemeinde das Vorhaben stemmen. Nach ein paar klärenden Fragen spricht die Versammlung den nötigen Kredit für das Bauprojekt. Baulich ist die Kirchgemeinde damit für die Zukunft gerüstet.
Mutig in die Zukunft
Unter dieses Motto könnte man die Gespräche stellen, die sich beim gemütlichen Zusammensein nach dem Ende der Versammlung entwickelten. Allen ist klar, dass die Zeiten herausfordernd sind, und das in verschiedenster Hinsicht. Der Mut und der Wille, die Zukunft anzupacken und zu meistern, kam klar zum Ausdruck.




