«Bei einem fehlenden Käppi geht es nicht um Leben und Tod»
07.07.2023 Interview, SportTimo Rust muss nachzählen, zum wievielten Mal er an der Beach Woche in Gstaad dabei ist. Seit 16 Jahren ist er Teil des Helferteams. Gestartet in der Aufbaucrew und als Aufgangskontrolleur ist er seit 13 Jahren verantwortlich für das Court Personal. Immer auf der Ebene seines ...
Timo Rust muss nachzählen, zum wievielten Mal er an der Beach Woche in Gstaad dabei ist. Seit 16 Jahren ist er Teil des Helferteams. Gestartet in der Aufbaucrew und als Aufgangskontrolleur ist er seit 13 Jahren verantwortlich für das Court Personal. Immer auf der Ebene seines Gegenübers sucht er das Gespräch, signalisiert Offenheit. Während des Gespräches kommen immer wieder Menschen, die Fragen haben, etwas suchen. Timo Rust hat auf alles eine Antwort oder weiss, wo er sie bekommen kann.
JENNY STERCHI
Timo Rust, was genau ist Ihre Aufgabe?
Ich teile mit meiner Assistentin Nina die Gruppen jeden Tag für den Folgetag ein. Eine grobe Planung für die Equipen, zu denen Sandrecheler, Courtmanager und Ballkinder gehören, bekomme ich schon im Voraus. Dann wissen wir natürlich auch schon, wie viele Volunteers zur Verfügung stehen. Das waren in der Vergangenheit 150, einmal sogar 200 Leute. In diesem Jahr sind es noch gut 80 Volunteers, bedingt durch die verminderte Anzahl an Matches als Elite 16 Turnier.
Und dann klappt alles in der Turnierwoche?
Ja, in der Regel schon. Wir starteten am Dienstag mit den Referee Clinics. Das sind Übungsdurchgänge mit den Schiedsrichtern, an denen das gesamte Courtpersonal den Matchablauf durchspielt.
Wie sind Sie auf das Turnier hier in Gstaad gekommen?
Ich habe selbst ein bisschen Volleyball gespielt und wollte unbedingt mal das Turnier im Saanenland erleben. Als Student war das Wochenticket schier unerschwinglich. Aber dann hörte ich, dass ich als Helfer dabei sein kann. Und so kam es, dass ich vor 16 Jahren beim Aufbau dabei war. Und seitdem hat es mich nicht mehr losgelassen. Wie so viele andere nehme auch ich sehr gerne eine Woche Ferien für dieses Spektakel.
Was ist es, was das Gstaader Turnier so besonders macht?
Ich glaube es gibt kein anderes Turnier, bei dem einem der Turnierdirektor in der Aufbauwoche mit dem Gabelstapler begegnet. Hier geschehen. Bei meinem ersten Einsatz kam Ruedi Kunz bei unserem Aufbauteam regelmässig vorbei und fragte, wie es so laufe. Ausserdem ist die Begeisterung der Einheimischen unglaublich. Es ist wie ein Familientreffen, wenn man zum Turnier anreist. (Ein langjähriger Kollege aus dem Helferteam, der Timo auf die Sprünge half bei der Frage, wie oft er schon dabei war, lacht zustimmend.)
Dem Dialekt nach sind Sie aber von weiter her. Wo sind Sie daheim?
Ich bin in Therwil (Basel-Landschaft) daheim und führe dort ein Kulturkaffee namens «Alti Schrinerei». Bevor ich dieses Projekt in Angriff genommen habe, war ich in der Geschäftsleitung einer Produktionsfirma tätig. Und durfte dort Personal führen. Und das ist es wohl auch, was mich an meiner Funktion hier am Beachvolleyballturnier so fasziniert.
Womit beschäftigt sich ein Verantwortlicher für das Court Personal, wenn die Einsatzpläne erst mal gemacht sind?
Mit Spielverzögerungen, mit verlorenen Pullovern oder mit verschwundenen Badges. Aber es bringt in keinem der Fälle etwas, den Kopf zu verlieren. Wenn ich Ruhe ausstrahle, ist die Krise schnell mal zu lösen. Bei einem andersfarbigen T-Shirt oder einem fehlenden Käppi geht es nicht um Leben und Tod, es ist fast alles lösbar. Ich bin die Verbindungsstelle zwischen den Offiziellen und den Volunteers. Und ich habe mit Kindern zu tun. Von daher muss ich all meine Informationen gut und angepasst kommunizieren.
Und was, wenn es Verspätungen im Spielplan gibt?
Gerade am Mittwoch hatten wir auf dem Centercourt massive Verspätungen, zum Beispiel durch Medical Timeouts. Dann weicht man mit den nachfolgenden Spielen auf einen zusätzlichen Court aus. Und dann geht es darum, schnellstmöglich den Platz bereitzustellen und die Court-Crew zu platzieren. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn wir parat sind, bevor die Schieds- und Linienrichter auf dem Platz sind. Am Mittwoch haben wir auf dem Zusatzcourt die Offiziellen erwartet. Das gibt ein gutes Gefühl – für uns alle.
Und darf das Turnier in den kommenden 15 Jahren auch noch mit Ihnen rechnen?
(lacht) Wenn nichts dazwischenkommt. Ich würde mir für die Zukunft wieder mehr Matches fürs Gstaader Turnier wünschen. Dann ist das Gewusel grösser und ich liebe das.