Die Bergbahnen erwirtschaften sich einen Gewinn von zwei Millionen Franken

  18.07.2022 Gstaad, Gstaad, Wirtschaft

Das vergangene Geschäftsjahr 2021/22 ist eines der erfolgreichsten in der Geschichte der Bergbahnen Destination Gstaad AG. Nach dem Coronaschock schöpfte das Unternehmen aus dem Vollen. Die Unterstützung der öffentlichen Hand sei allerdings unabdingbar, so der Geschäftsführer Matthias In-Albon.

JOCELYNE PAGE
Konstanter Anstieg, ein Knick und am Ende eine Spitze: Die Betriebsgewinnkurve der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) ist in den letzten Jahren hochgeklettert – und das trotz Dämpfern wie der Pandemie. Das Geschäftsjahr 2021/22 schliesst mit einem Ebitda – Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Amortisationen inklusive Abschreibungsbeträge – von rund 9 Millionen Franken, wie dem aktuellen Geschäftsbericht zu entnehmen ist (siehe Kasten «Die wichtigsten Zahlen»). Zum Vergleich: Der Jahresabschluss 2020/21, welcher von der Coronapandemie überschattet war, wies 5,3 Millionen Franken aus. Der fast normale Winterbetrieb zog viele Schneesportfans an. Der Umsatz im Sommer hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent gesteigert – die «Grüne Saison», wie sie im Geschäftsbericht benennt wird, holt immer weiter auf.

«Mit einem Umsatz von fast 30 Millionen Franken und einem Gewinn von 2 Millionen Franken ist es ein sehr erfreuliches Geschäftsergebnis», sagt Matthias In-Albon im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Geschäftsführer der BDG betont jedoch: «Trotz hervorragender Zahlen ist es unabdingbar, dass uns die öffentliche Hand unterstützt.» Am Ende sei die BDG ein Infrastrukturunternehmen, dessen Betrieb kapitalintensiv sei und angesichts der kommenden Teuerung in Zukunft noch teurer werde.

Erhoffter Kulturwandel eingetroffen
Bei seinem Stellenantritt als Geschäftsführer vor sieben Jahren habe er sich das Ziel gesetzt, die Bergbahnen den Einheimischen «zurückzugeben». Seit dem Start der Sanierung 2015 habe der erhoffte Kulturwandel stattgefunden, so In-Albon. Bei den letzten kommunalen Abstimmungen im Juni hat die Saaner Stimmbevölkerung gezeigt, dass sie hinter den Bestrebungen der Bergbahnen steht: Mit über 95 Prozent Ja-Stimmen haben sie sich für den jährlichen Beitrag von 3,8 Millionen Franken bis 2026 und für einen A-fonds-perdu-Beitrag bis maximal 36 Millionen Franken ausgesprochen (wir haben berichtet). Ein überwältigendes Ergebnis, freut sich In-Albon: «Heute reden die Einheimischen wieder von ‹ünsi Bergbahne›. Das macht mich sehr stolz.»

Rechtzeitig eingekauft
Das gute Ergebnis sei auch dem «glücklichen Händchen» zu verdanken, welches man beim Einkauf von Strom und Diesel hatte, erläutert In-Albon weiter. Bis 2024 hat die BDG den Grossteil ihres vorhersehbaren und planbaren Stromverbrauchs als Kontingent bereits eingekauft. Die Beschneiung war allerdings teurer. «Der Strombezug ist diesbezüglich nicht planbar, da wir nicht wissen, an welchem Tag und um welche Uhrzeit wir beschneien können.» Dies habe zu Mehrkosten von rund 700’000 Franken geführt.

Den Diesel – rund 400’000 Liter pro Jahr – kauft die BDG normalerweise zwischen Frühling und Sommer ein, vergangenes Jahr zu einem Preis von 1.38 Franken pro Liter. Zum Vergleich: Am 8. Juli 2022 belief sich der Dieselpreis laut dem Touring Club Schweiz (TCS) auf 2.36 Franken pro Liter. «Wir warten mit dem Einkauf für die kommende Saison noch zu, in der Hoffnung, dass der Marktpreis sinkt», sagt der Geschäftsführer.

Energiekrise beschäftigt stark
Dem Thema Energie tritt das Bergbahnunternehmen mit Sorgenfalten entgegen. Der aktuelle Ukraine-Krieg hat für einen rasanten Anstieg der Treibstoffpreise gesorgt. Der Verband der Elektrizitätsunternehmen (VSE) spricht laut dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) von einem bestehenden Risiko einer Strommangellage während der Wintermonate. Lukas Küng, Chef des Ostral (Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen), redete sogar davon, dass in einer zweiten Stufe bei einem Ernstfall «der Betrieb von Saunas oder Skiliften verboten» werde.

Die Preisentwicklung bereite ihnen Kopfzerbrechen, sagt In-Albon: «Aus heutiger Sicht rechnen wir beim Strom mit einem Mehraufwand von 1 bis 1,3 Millionen Franken und beim Diesel mit einer guten Viertel Million.» Vor einer Knappheit fürchte sich das Unternehmen jedoch noch nicht. «Und sollte es doch dazu kommen, zeigt es, dass die nationale Politik das Thema Energieversorgung verschlafen hat.»

Investitionsanteil umkehren
Wie sich die Situation entwickeln werde, sei am Ende ein Blick in die Glaskugel, sagt In-Albon. Jetzt sei die Zeit gekommen, wieder zu investieren, nachdem die BDG während der Pandemie grössere Projekte zurückstellen musste – und sie hat einiges im Köcher (wir haben berichtet). «Klar werden gewisse Kennzahlen temporär strapaziert. Wir müssen jedoch die Modernisierung unserer Anlagen vorantreiben. In zehn Jahren wird es sich auszahlen.»

Im Sanierungsbericht von 2015 hat Grischconsulta vorgesehen, dass beim Ersatz von grossen Anlagen 60 Prozent der Investitionen durch die Standortgemeinde oder Sponsoren und Gönner getragen werden sollen. In Hinblick auf die Projekte im Tourismusgebiet Saanenmöser–Schönried beziehungsweise Überbauungsordnung Horneggli/Hornberg wollen die Bergbahnen von diesem Kurs abweichen: Die BDG ist mit dem Kanton einerseits für ein zinsloses Darlehen in Kontakt und andererseits leistet die Gemeinde Saanen mit 40 Prozent Investitionsbeiträge, bis maximal 36 Millionen Franken. Dies hat drei Gründe, erklärt In-Albon: Erstens würden in diesem umfangreichen Projekt nicht nur Anlagen ersetzt, sondern es seien auch «Quasi»- Neubauten geplant. Zweitens gehe es der BDG wirtschaftlich besser.

Und drittens wolle die BDG im Beschaffungswesen frei agieren können. Dies wäre nicht möglich, wenn die Gemeinde 60 Prozent und damit die Mehrheit der Finanzierung übernehmen würde. Zur Erklärung: Immer wenn die Gemeinde eine Investition tätigt, muss sie den Zuschlag dem Unternehmen mit der preisgünstigsten Offerte geben; Preisverhandlungen sind untersagt. Die Möglichkeit besteht, dass Firmen den Auftrag erhalten, die nicht aus der Region sind. Dies will die BDG vermeiden. «Wir wollen möglichst lokale Bauunternehmungen, Schreinereien, Zimmereien und Co. berücksichtigen», sagt In-Albon. Die Arbeiten sollen zu marktkonformen Konditionen der regionalen Volkswirtschaft zugutekommen.

Brand sagt Adieu
Am 20. August befinden die Aktionärinnen und Aktionäre über das vergangene Geschäftsjahr, wenn die BDG zur Generalversammlung einlädt. Zudem werden sie einen neuen Verwaltungsratspräsidenten wählen: Jan Brand stellt sich zur Wahl für das Amt. Es endet eine siebenjährige Ära mit Heinz Brand, der seit der Sanierung dabei war und gemeinsam mit allen Mitarbeitenden, und besonders mit Matthias In-Albon, das Unternehmen zurück in die schwarzen Zahlen gebracht hat. «Sein Engagement war stets überdurchschnittlich, die Zusammenarbeit spannend, fordernd, konstruktiv und immer angenehm», sagt In-Albon. Brand sei einst der grösste Gegner der Fusion gewesen. «Doch dann sagte er sich: Man kann nicht immer nur kritisieren, man muss auch mal selbst etwas in die Hand nehmen.»


NACHHALTIGKEIT

Ein Thema, welches im Geschäftsbericht der BDG als Schwerpunkt behandelt wird, ist die Nachhaltigkeit. Neben CO2-Emmissionen aus Diesel, Strom und Heizöl hat das Unternehmen auch einen branchenüblichen Rohstoffverbrauch von Wasser, um die Pisten zu beschneien. «Wir arbeiten mit der Natur, denn sie ist unsere Ressource. Wir müssen Sorge zu ihr tragen und schauen, dass wir sie nicht überstrapazieren, denn sonst holt es uns in der Zukunft ein», sagt der Geschäftsführer Matthias In-Albon. Mittels eines Umwelt- und Energiemanagements will die BDG nachhaltiger werden, beispielsweise durch Strombezug rein aus Wasserkraft, Fotovoltaikanlagen auf allen möglichen Dachflächen und Sanierung von veralteten Heizungen. Die Pistenfahrzeuge sind In-Albon allerdings ein Dorn im Auge. «Sie verursachen den Grossteil unserer CO2-Emmission.» Die BDG sei bestrebt, umweltfreundlichere Fahrzeuge anzuschaffen. Doch die elektrobetriebenen seien zu wenig leistungsstark – mit einer Laufzeit von wenigen Stunden – und die grossen, mit Wasserstoff betriebenen Prototypmaschinen hätten keine Vorrichtung, um ein Windenseil zu montieren. Zudem gebe es wenige Unternehmen beziehungsweise Personen, die sich der Forschung und Entwicklung emissionsneutraler Pistenfahrzeuge widmen würden. «Kurzfristig ist hier leider keine Lösung in Sicht.»
Bei den Gästen will das Bergbahnunternehmen aber auch ansetzen: Sarah Göschel, die neue Marketingverantwortliche bei der BDG, ist zurzeit dran, eine Nachhaltigkeitskampagne für die Gäste zu erarbeiten. «Es geht auch darum, den Besucherinnen und Besuchern aufzuzeigen, welche Anreisemöglichkeiten wir ihnen bieten und welche am wenigsten umweltbelastenden Wege sie gehen können.»

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DIE WICHTIGSTEN ZAHLEN

Abschluss der letzten zwei Geschäftsjahre der Bergbahnen Destination Gstaad AG (Angaben in tausend Schweizer Franken): 

                      2021/22 2020/2021

Verkehrsertrag 21’312  16’105

Gastroertrag      3’480    1’078

Sonstiger Ertrag 4’834    4’762

Total Ertrag      29’626   21’945

Warenaufwand   1’188        475

Personalaufwand 10’646   9’180

Übriger Aufwand 10’764   8’888

Total Aufwand     22’598 18’543

EBITDA                7’028   3’402

EBITDA inkl. Abschreibungsbeiträge 8’908 5’282

 

QUELLE: BERGBAHNEN DESTINATION GSTAAD AG (BDG)


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