Im Tertianum Thun organisierte Lotte Brenner – freie Journalistin und freie Mitarbeiterin des «Anzeigers von Saanen» aus Oberwil – am 1. Juni ein Gedenkkonzert für den verstorbenen Thuner Pianisten Michael Studer, an dem eine Reihe seiner ehemaligen Studierenden ...
Im Tertianum Thun organisierte Lotte Brenner – freie Journalistin und freie Mitarbeiterin des «Anzeigers von Saanen» aus Oberwil – am 1. Juni ein Gedenkkonzert für den verstorbenen Thuner Pianisten Michael Studer, an dem eine Reihe seiner ehemaligen Studierenden mit Musik und Worten an ihn erinnerten. Brenner selbst war einst Schülerin des versierten Pianisten.
An allen vorgetragenen Stücken war dabei die Vielgestaltigkeit von Studers Einfluss noch an seinen Schülerinnen und Schülern ablesbar. Die enorme stilistische Feinheit und konsequente Werktreue trat besonders in den Anfangsstücken hervor: in Werken von Chopin (Krisztina Wajsza), Richard Strauss (Silvia Hadorn, Irène Hirt), Mozart (Irène Hirt) sowie von Schubert/Liszt (Eva Schwaar) und Schumann (Beat Kämpf).
Aber auch der virtuose Glanz, den Studer offensichtlich ebenfalls hervorbringen konnte und den viele international renommierte Dirigenten sehr schätzten, wurde in den Auftritten von Stefan Fahrni («Trois Préludes» von Debussy) und Annina Demenga mit dem Klaviertrio op 90. von Antonín Dvorˇák (begleitet von Anna Srodecka, Violine, und Mirjana-Reinhard, Cello) deutlich gemacht. Einhellig lobten seine früheren Studierenden und Wegbegleiter in vielen Wortbeiträgen Studers herausragende pädagogischen Fähigkeiten, seinen Witz, seine Gastfreundschaft und seine Menschlichkeit.
Ein besonderes Augenmerk musste an dem Abend zudem dem im Zentrum stehenden Steinway-Flügel der Stadt Thun geschenkt werden, den Michael Studer noch selbst in Hamburg ausgesucht hatte.
Heimatort Frutigen – aufgewachsen in Thun
Der am 12. Dezember 1940 in Thun geborene Pianist und Musikpädagoge Studer – sein Heimatort war Frutigen – wuchs in einem kulturell sehr anregenden Elternhaus in Thun auf. Früh erkannten die Eltern – die Mutter selbst Pianistin – das Talent des Jungen und ermöglichten ihm ein Studium, zuerst am Berner Konservatorium, dann von 1960 bis 1962 am Pariser Konservatorium bei Yvonne Lefébure, wo er noch 1962 erster Preisträger des dortigen Klavierwettbewerbs wurde. Weitere Schritte folgten, aber die Tür zu weltweitem Renommee war aufgestossen.
International gefragt – ein Star in der Schweiz
Ab Mitte der Sechzigerjahre trat Studer regelmässig als Solist an Schweizer Musikfestivals auf, so in Sion, in Luzern, in Zürich und natürlich auch in Gstaad. Darüber hinaus arbeitete er häufig mit international renommierten Dirigenten zusammen.
Der Stadt Thun blieb seine internationale Berühmtheit ebenfalls nicht verborgen und er gewann dort 1981 als erster Preisträger den Kulturpreis der Stadt.
Hochsensibler Stilist und exzellenter Pädagoge
Studers Klavierspiel war geprägt durch eine souveräne Technik und strukturelle Klarheit verbunden mit hoher klanglicher Sensibilität. Stets standen der musikalische Gehalt, die Musik, das Werk selbst im Vordergrund und er schien jede Effekthascherei vermeiden zu wollen, wie man an seinen heute noch erhaltenen Tonaufnahmen ablesen bzw. abhören kann.
Der Produzent Michael Studer
Michael Studer besorgte in dem von ihm Mitte der Sechzigerjahre gegründeten Label «Luna» fünf verschiedene Einspielungen, bevor er gleich für eine Reihe Schweizer Labels Tonträger mit Klaviermusik verschiedenster Art einspielte.
In dem von ihm dann mitbegründeten Label «Claves Records» wurden Dutzende von Aufnahmen Studers veröffentlicht, zuletzt 2007 eine Art pianistisches Vermächtnis. Claves Records SA wurde noch zu seinen Lebzeiten verkauft und existiert noch heute in Pully VD.
Der Pianist, musikalische Lehrer und Interpret Michael Studer hat damit ganze Generationen von Musikern geprägt und das Musikleben des Oberlandes, der ganzen Schweiz und vieler anderer Länder vor allem im Bereich pianistischer Interpretationen mitgeprägt.
«FRUTIGLÄNDER»/MARTIN NATTERER