Simone Oehrli war als Telemarkfahrerin einst selbst Athletin. Sie hat im Sport den Zugang zur Führungsposition gefunden. Als Telemarktrainerin ist sie Mitglied in der Arbeitsgruppe «Frauen im Schneesport». Bis letzten November war sie Deputy Airport Manager beim Gstaad ...
Simone Oehrli war als Telemarkfahrerin einst selbst Athletin. Sie hat im Sport den Zugang zur Führungsposition gefunden. Als Telemarktrainerin ist sie Mitglied in der Arbeitsgruppe «Frauen im Schneesport». Bis letzten November war sie Deputy Airport Manager beim Gstaad Airport. Im Schneesport ist sie in ihrer Position angekommen – momentan.
JENNY STERCHI
Sie sind als Telemarktrainerin bereits in einer Führungsposition angekommen. Wie ist das Klima dort?
Sehr angenehm. Als Teil eines Co-Trainerteams kann ich mein sportartspezifisches Wissen zu einem sehr breiten Spektrum an Trainingsinhalten und Methoden beitragen.
Was motiviert Sie an dieser Aufgabe?
Ich habe viel individuelle Weiterbildung durchlaufen, es sind keine standardisierten Ausbildungen wie ein Sportstudium oder eine komplette Trainerausbildung. Vielmehr möchte ich den Athletinnen und Athleten mit umfassenden Erfahrungen und spezifischen Inhalten einen Mehrwert bieten.
Haben Sie sich für diese Trainerstelle beworben?
Nein, vielmehr habe ich mich durch mein vorausgegangenes Athletendasein und persönliches Interesse am Sport sowie meine Fachkompetenz im Organisatorischen dafür empfohlen. Ich fand den Perspektivwechsel sehr reizvoll und denke, er bringt den Beteiligten vieles.
Um die Arbeitsgruppe zu lancieren, kamen 80 Frauen zusammen. Braucht es nicht auch Männer darin, um die Problematik auch von ihrer Seite aus deutlich zu machen?
Im Vordergrund dieses ersten Treffens stand der Austausch unter Athletinnen und Frauen, die bereits in Führungspositionen arbeiten. Es ging darum, Reibungspunkte zu definieren, bereits gesammelte Erfahrungen zusammenzutragen und gut Funktionierendes zu formulieren. Es soll als Ausgangspunkt dienen, um sich im Schneesport auch gegenüber Themen zu öffnen, die bisher unbeachtet blieben und auch den männlichen Trainingspersonen die Sicht zu erweitern. Zum Beispiel wurde dem Zyklus der Frau im Training der Athletinnen bisher kaum Bedeutung zugemessen. Auch da bin ich sehr für den Perspektivenwechsel. Mit Frauen im Trainerstab eröffnen sich Möglichkeiten, Trainingsziele mit verschiedenen Methoden und Ansätzen zu verfolgen.
Für wie weit entwickelt halten Sie die Gleichstellung von Frauen und Männern ausserhalb des Sports?
Unabhängig von geschlechtsabhängiger Gleichberechtigung begegnet mir häufig die Konzentration auf umfangreiches Wissen. Meine Erfahrung damit ist allerdings zwiespältig. Schliesslich sollte praxisbezogenes und auf Erfahrungen basierendes Wissen mitunter ein grosser Faktor sein. Verantwortung wird nach meinen Erfahrungen nicht so gern an jemanden übertragen, die oder der sich das Wissen auf dem entsprechenden Gebiet nicht auf universitärem Weg oder diplomgestützt angeeignet hat, doch wollen wir vor allem motivierte und kompetente Führungspersonen mit grosser Eigeninitiative. Und da kommt mitunter erschwerend hinzu, dass ich eine Frau bin. Dann nimmt die Rechtfertigung meiner Person in dieser Position ziemlich viel Raum ein – noch.