Weltcupstimmung beim 7. XCX Langlauf Cross Schönried
28.01.2025 Sport, InterviewIn zahlreichen Kulturen gilt die Sieben als Symbol für Vollkommenheit. War die siebte Austragung des Schönrieder Langlauf Cross aus einem Guss? Die äusseren Bedingungen, stahlblauer Himmel, durchzogen mit watteweichen Kumuluswolken in der Entstehungsphase, waren ...
In zahlreichen Kulturen gilt die Sieben als Symbol für Vollkommenheit. War die siebte Austragung des Schönrieder Langlauf Cross aus einem Guss? Die äusseren Bedingungen, stahlblauer Himmel, durchzogen mit watteweichen Kumuluswolken in der Entstehungsphase, waren wettermässig nicht bedrohlich. Das kompetente Team um Cornelia und Thomas Frautschi zauberte einen Event von erster Güte in das Langlaufparadies in Schönried.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Mit dem Format Langlauf-Cross-Country will Swiss-Ski Kinder, Jugendliche und Erwachsene dazu animieren, den Langlaufsport zu erlernen. Langlauf ist, wie Thomas Frautschi im Interview erwähnt, eine technische Sportart, die nebst konditionellen auch vielseitige koordinative Fertigkeiten erfordert. Diese Befähigungen müssen früh und gezielt gelernt, trainiert und im Test oder Wettkampf gefestigt werden. Der Cross-Country setzt hier an. Im Park werden Linienslalom, Wellen/Mulden, Schlupftor, Stangenwald, Mörderbacken (steiler Anstieg), Riesenslalom und Hindernisseübersteigen angeboten. Diese Barrieren beinhalten eigentliche Schlüsselbewegungen und Kernkompetenzen der Langlauftechnik. Langlaufen in der Form eines Hindernisparcours ist bei Kindern und Jugendlichen äusserst beliebt. Cross-Country ergänzt das konventionelle Loipenangebot familiengerecht. Der Sportevent in Schönried ist schlechthin das Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene – jede:r kann seine/ihre koordinativen Fähigkeiten schulen und den Bewegungsablauf auf den Langlaufski optimieren.
28 Helferinnen und Helfer, viermal sieben, plus drei Mann der Zeitmessung und zwei Sanitäter waren im Einsatz, um insgesamt 91 Startenden ein sportliches Erlebnis zu ermöglichen. Wahnsinn ist das Verhältnis 1:3!
Die Tücken des Parcours
Beim Langlauf Cross braucht es neben der Ausdauerfähigkeit vor allem Geschicklichkeit. Die Basis für die koordinative Fähigkeit «Geschicklichkeit» sollte im frühen Kindesalter gelegt werden. Aus dieser neurologischen Fähigkeit entwickelt sich die Fertigkeit, die man Gleichgewichtsfähigkeit nennt. Und das Gleichgewicht ist sowohl bei der klassischen als auch der freien Technik (Skating) von hervorragender Bedeutung. Eine immense Herausforderung ist dabei die Beidbeinigkeit, also die unterschiedlichen Fertigkeiten des linken und rechten Beines respektive des linken und rechten Armes.
Bei den jungen, ungeschliffenen Diamanten, die über den Parcours sprinten, lassen sich logischerweise noch viele physische und technische Defizite erkennen. Sie skaten zwar schon recht ordentlich und sind erstaunlicherweise in der Lage, den 1:1-Schritt, den 2:1 symmetrisch, den 2:1 asymmetrisch und gar den Ladystep anzuwenden. Aber, so bestätigte Mike Edreira, der erfahrene Langlauftrainer im SC Zweisimmen: «Noch hängen sie zu oft in den Stöcken und ‹juflen›, was das Zeug hält. Auch lassen die Skistellung (zu offener Winkel) und die Skiführung (zu lange Zeit auf den Innenkanten) noch einiges zu wünschen übrig.» Sofern die Trainerinnen und Trainer dem Gebot «Fördern und fordern» die erforderliche Beachtung schenken, können diese Mängel im Laufe der Jahre ausgemerzt werden. Aber eben, da braucht es mehr als die einfältige Redewendung «Mitmachen kommt vor dem Rang!».
Grosse Teilnehmerzahl
Insgesamt bestritten 91 Teilnehmende aus 19 Ortschaften/Vereinen den Wettkampf in Schönried. Die Ranglisten enthalten zwölf Namen von Läuferinnen und Läufern aus dem Saanenland, das entspricht einer Teilnehmerquote von 13,2 Prozent. Wo liegen die Probleme, dass aus unseren Dörfern nicht mehr Kinder, Jugendliche, Eltern und Erwachsene an diesem einzigartigen, preislich günstigen und hervorragend organisierten Anlass teilnehmen?
Der 7. XCX Langlauf Cross in Schönried ist ein Format des SSV. Dieser schreibt auf seiner Homepage: «Jeder fängt mal klein an – auch im Leistungssport. Schon in jungen Jahren wird dem Nachwuchs viel abverlangt, um Erfolg zu haben. Swiss-Ski begleitet die Stars von morgen auf ihrem Weg zum Ziel.» Auch in Schönried hörte man Gespräche, in denen von «Ohne Breite – keine Spitze» die Rede war. Leider spricht die Realität eine andere Sprache. Breite hin oder her – zur Spitze gelangen nur sehr wenige Ausnahmepersönlichkeiten. Der Autor dieses Berichtes erfasste 35’000 Resultate, um herauszufinden, wie viele Mädchen und Knaben an die Spitze gelangen. Sein Fazit lautet: Das Konzept mit dem «Dario Cologna Fun Parcours» ist gut gemeint, aber gestützt auf die Auswertungen eher nicht vom erhofften Erfolg gekrönt. Spass und Plausch sind ok, genügen jedoch kaum der Zielsetzung, den Nachwuchs Schritt um Schritt an die Spitze heranzuführen. Und wie sieht das beim Schönrieder Langlauf Cross aus?
Podestresultate der Mädchen und Knaben aus dem Saanenland:
Damen: 1. Mösching-von Siebenthal Nathalie, SC Turbach-Bissen. U8 Mädchen: 1. Reichenbach Elenya, Gstaad. U12 Mädchen: 2. Reichenbach Aylea, Gstaad. U16 Mädchen: 1. Reichenbach Danja,Gstaad 3. U16 Knaben: 2. Reichenbach Yanis, Gstaad
«Toll, wie die Kinder durch den Parcours tanzten!»
Jetzt, kurz nach Abschluss des Anlasses, wie lautet Ihr Fazit?
Cornelia Frautschi (CF): Sehr positiv, ich empfinde mega Freude, wenn ich die strahlenden Kinder sehe. Toll, wie sie durch den Parcours tanzten.
Sind Sie zufrieden mit der Anzahl Teilnehmender?
Thomas Frautschi (TF): Es könnten mehr sein! Allerdings, bei diesem gedrängten Programm in der Szene ist es «gäng» schwierig, terminlichen Überschneidungen ausweichen zu können. Seit gestern Montag läuft beispielsweise die «Dario Cologna Fun Parcours»- Woche in Schönried. Denkbar, dass auch Kinder und Jugendliche aus dem Saanenland anstelle an unserem Langlauf Cross an diesem prestigeträchtigen Event teilnehmen.
Heute haben Sie den siebten Langlauf Cross realisiert. Wie waren die Auflagen 1, 2, 3, 4, 5 und 6 im Vergleich mit der siebten?
Beide: Die Euphorie, das Wohlbehagen und die Heiterkeit waren wie beim Anlass von heute. Der grosse Unterschied liegt in der wesentlich geringeren Teilnehmeranzahl. In früheren Jahren zählten wir weit über 100 Teilnehmende, einmal waren es gar 200.
Die Ausgabe im Jahr 2024 war extrem. Wir waren wohl die einzige Station, die ein Langlaufrennen anbieten konnte. Dem Kunstschnee hier in Schönried sei Dank.
Seraina Mischol*, Technische Delegierte des Schweizerischen Skiverbandes, unterstützte und motivierte uns, einen Anlass durchzuführen, weil in Ermangelung von Schnee in der ganzen Schweiz keine Rennen durchgeführt werden konnten. Zusammen mit unserem hochkarätigen OK waren wir in der Lage, unter extremen Bedingungen einen Anlass auf die Beine zu stellen
Was ist Ihre Motivation, den Langlauf Cross zu organisieren?
CF: Das ist eine gute Frage! Im Vorfeld stellen wir uns jedes Mal die Frage: «Weshalb tun wir uns das an?» Aber wenn wir dann zwischen diesen Kindern stehen, fällt es uns wiederum leicht, zu sagen: «Wir tun es!»
Cornelia Frautschi, Sie sind jetzt auf dem Weg zur Langlauflehrerin. Können Sie die gemachten Erfahrungen in Ihre Ausbildung einbauen?
CF: Ja, ja, ich denke schon. Mit Kindern würde ich bestimmt viele dieser Hindernisse des Crossparcours einbauen.
Thomas Frautschi, wie manche Auflage gibt es noch unter Ihrer Leitung?
TF: Da mag ich keine Prognose stellen. Solange die Begeisterung da ist, wird man es machen. Ich bin nach wie vor vom Langlaufsport begeistert, weil diese technische Sportart interessanter ist. Er ist es würdig, gefördert zu werden. Wichtig, so scheint mir, ist es auch, junge Leute zum Langlauf zu bringen oder ganz allgemein ihnen das Sporttreiben beliebt zu machen.
Cornelia Frautschi, Ihr Schlusswort? CF: Grandios!
*Seraina Mischol ist eine ehemalige Schweizer Skilangläuferin, die u.a. im Jahr 2009 den Engadin Skimarathon gewann.