Sue Piller: ein starker Winter, ein klarer Weg
23.04.2025 Sport, InterviewJung, sportlich, lebensfroh: Die 19-jährige Riesenslalom- und Slalomspezialistin Sue Piller blickt auf die bisher erfolgreichste Saison ihrer Karriere zurück. Einen Winter, der sie sportlich und persönlich wachsen liess. Wir haben die Nachwuchsathletin aus Gsteig getroffen ...
Jung, sportlich, lebensfroh: Die 19-jährige Riesenslalom- und Slalomspezialistin Sue Piller blickt auf die bisher erfolgreichste Saison ihrer Karriere zurück. Einen Winter, der sie sportlich und persönlich wachsen liess. Wir haben die Nachwuchsathletin aus Gsteig getroffen und mit ihr über ihren Weg, Herausforderungen und die Freude am Skifahren gesprochen.
ELISA OPPERMANN
Zwei Goldmedaillen an der Universiade in Bardonecchia, Italien, erste Weltcupeinsätze und ein Podestplatz bei den Schweizermeisterschaften – für Sue Piller war es der bislang erfolgreichste Winter ihrer Skikarriere. «Ich bin schon etwas traurig, wenn die Saison vorbei ist – aber eine kleine Pause tut auch gut», sagt die 19-jährige Riesenslalom- und Slalomspezialistin aus Gsteig. Nach einer Saison mit konstanten Leistungen hat sie die Selektionskriterien für das B-Kader von Swiss-Ski erfüllt und steigt für die kommende Wettkampfperiode eine Stufe höher – ein nächster Schritt auf ihrem sportlichen Weg. Seit dem Abschluss der Matur im vergangenen Jahr konzentriert sich Piller voll und ganz auf den Skisport.
Technik vor Resultat
Im Vordergrund stand für Piller in diesem Jahr nicht das Streben nach Resultaten, sondern vor allem die technische Weiterentwicklung. «Ich habe versucht, mich darauf zu konzentrieren, gut Ski zu fahren – denn Resultate kann man nicht direkt beeinflussen, die eigene Leistung schon», sagt sie. Dieser Ansatz habe ihr geholfen, auch unter Druck die Übersicht zu bewahren. «Beim ersten Weltcupstart war ich sehr nervös und konnte nicht zeigen, was ich mir vorgenommen hatte», erzählt sie. Trotzdem überwiegt das Positive – auch aus diesen Momenten zieht sie heute wertvolle Erfahrungen.
Unterstützung auf und neben der Piste
Piller ist mit dem Rennsport eng verbunden – nicht nur durch ihre eigene Karriere. Aufgewachsen in Plaffeien im Kanton Freiburg, schloss sie sich im Alter von 13 Jahren dem Skiclub Schönried an und fand im Regionalen Leistungszentrum RLZ Swiss Ski Gstaad optimale Trainingsbedingungen. Seither hat sie ihren Alltag ganz dem Skirennsport verschrieben. «Ich habe Glück, dass ich von Familie, Freunden und Trainern immer unterstützt wurde», sagt sie. Der Lebenspartner ihrer Mutter, Fred Labaune, ist RLZ-Cheftrainer und eine sehr wichtige Person in Sue Pillers Alltag. Ihr Partner Sandro Zurbrügg fährt ebenfalls im B-Kader von Swiss-Ski. «Wir trainieren oft zusammen, schauen unsere Rennen an und helfen uns auch gegenseitig.»
Raum für Pausen und Reisen
Trotz hoher Belastung achtet Piller bewusst darauf, sich neben dem Skialltag Freiräume zu schaffen. «Ich reise gern – einfach mal abschalten und etwas anderes sehen», sagt sie. Dabei versteht sie Erholung nicht als Stillstand. Auch im Urlaub bleibt sie aktiv, sei es beim Motorradfahren oder anderen Sportarten. «Ich habe gemerkt, dass mir solche Pausen guttun und ich danach oft besser Ski fahre.»
In den nächsten beiden Ausgaben des «Anzeigers von Saanen» werden wir über die vergangene Saison von zwei weiteren Swiss-Ski-C-Kader-Athleten berichten. In der letzten Ausgabe stellten wir bereits Jack Spencer vor.
«Der Sport ist für mich kein Verzicht»
Auch in ihrem Privatleben abseits von Resultaten und Kaderwechseln bleibt Sue Piller eine junge Athletin mit klaren Zielen und grosser Begeisterung für ihren Sport. Im Gespräch mit dem «Anzeiger von Saanen» spricht sie über Familie, Pausen und ihre Motivation.
ELISA OPPERMANN
Sue Piller, wohin zieht es Sie, wenn Sie nicht auf der Piste unterwegs sind?
Sue Piller: «Wir sind eigentlich immer aktiv. Motorrad fahren gehe ich gerne, aber auch Reisen mag ich sehr. Ich habe gemerkt, dass ich die Pausen vom intensiven Training brauche.»
Wie sieht für Sie ein normaler Tag im Alltag aus?
Ein normaler Tag beginnt entweder mit Skitraining oder mit einem Skirennen. Am Nachmittag steht meistens noch Kondition oder Krafttraining auf dem Programm. Seit ich mich voll auf den Sport konzentrieren kann, habe ich aber auch mehr Freizeit – darüber bin ich wirklich froh. Ich bin schon erleichtert, dass die Matur vorbei ist. Jetzt kann ich nach einem Renntag auch einfach mal entspannen.
Vermissen Sie manchmal das Leben, das andere in Ihrem Alter führen – mehr Freizeit, mehr Freiheiten?
Nein, überhaupt nicht. Der Sport ist für mich kein Verzicht, sondern ein Privileg. Ich lebe meinen Traum – und was ich dabei alles erleben darf, ist nicht selbstverständlich.
Fühlen Sie sich eher mit dem Saanenland oder mit ihrer ursprünglichen Heimat im Kanton Freiburg verbunden?
Beides. Ich bin in Plaffeien im Kanton Freiburg aufgewachsen, aber mit 13 nach Gsteig gezogen. Hier habe ich meine Jugend verbracht, den Skiclub und die Sportschule gemacht – dadurch gehört das Saanenland für mich genauso dazu.
Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus – sportlich und persönlich?
Aktuell konzentriere ich mich voll auf den Skisport. Für 2026 plane ich, die Sportlerrekrutenschule der Armee zu absolvieren. Das wäre eine gute Möglichkeit, den Sport weiterhin professionell auszuüben und gleichzeitig etwas für die persönliche Entwicklung zu tun.
Gibt es ein Vorbild für Sie im Skirennsport?
Früher waren es Athletinnen wie Lindsey Vonn oder Lara Gut, die ich bewundert habe. Heute beeindrucken mich vor allem Fahrerinnen und Fahrer, die nach einer Verletzung wieder zurückkommen. Ich weiss selbst, wie hart dieser Weg sein kann.