Bergmolche, Frösche, Kröten und Libellen dürfen nun einziehen
25.10.2024 SaanenDas Waldbiotop im Tragslibon ist fertiggestellt und bietet ab sofort verschiedenen Arten neuen Lebensraum. Die Förster befürworten das Projekt und hoffen auf weitere Initianten.
KEREM S. MAURER
Fréderic Blum, Direktor der Forstwirtschaftlichen ...
Das Waldbiotop im Tragslibon ist fertiggestellt und bietet ab sofort verschiedenen Arten neuen Lebensraum. Die Förster befürworten das Projekt und hoffen auf weitere Initianten.
KEREM S. MAURER
Fréderic Blum, Direktor der Forstwirtschaftlichen Vereinigung des Pays-d’Enhaut, Gemeindepräsident von Rougemont und Waldbesitzer, hat seine Vision eines Waldbiotops «nach langen Diskussionen» erfolgreich umgesetzt. Vor rund einem Jahr ging sein Baugesuch ohne Einsprache durch und auch die Baubewilligung liess nicht allzu lange auf sich warten. Am 16. Oktober dieses Jahres fand eine Begehung des fertiggestellten Biotops statt, welches als umgesetzte Massnahme im Rahmen des Bundesprogramms «Biodiversität im Wald» zu verstehen ist. An der Begehung nahmen neben Frédéric Blum auch die beiden Saaner Förster Daniel Bütschi, Gebiet Nord und Betriebsleiter des Dienstleistungszentrums Wald und Umwelt Saanenland, sowie Daniel Schneider, Gebiet Süd und stellvertretender Betriebsleiter DLZ, teil. Ebenso mit dabei waren Yvonne Allemann, Produktverantwortliche Waldbiodiversität bei der Waldabteilung Alpen des Kantons Bern, sowie zahlreiche Förster:innen vom Berner Oberland West.
Künftig keine Folien und Blachen mehr
Ursprünglich sollte das Biotop aus zwei Teichen in der Grösse von 89 und 43m2 bestehen (wir haben berichtet). Jetzt wurden daraus zwei Teiche plus ein Auffangbecken. Als mit dem Bau begonnen wurde, habe man festgestellt, dass es oberhalb der beiden Teiche zusätzlich ein kleines Auffangbecken brauche, damit das Kleinmaterial nicht direkt in den grösseren der beiden Teiche geschwemmt werde, erklärte Frédéric Blum. Darum ist der grössere, mittlere Teich verkleinert worden. Vom kleineren, unteren Weiher aus fliesst das Wasser in den Grischbach ab. «Erst mussten wir wegen der Mäuse ein Netz auslegen, darauf gaben wir eine Schicht Sand, dann kam eine erste Folie, dann eine Blache und darauf eine zweite Folie», so Blum. Erst dann habe man den Grund des Teichs mit Steinen aufgefüllt. Nun seien beide Teiche sowie die Abflüsse mit Blachen ausgelegt, damit das Wasser nicht versickere, sondern den gewünschten Lebensraum biete, so Blum. Die Teiche haben eine Tiefe von 50 bis 80 Zentimeter. «Einmal im Jahr müssen wir vorsichtig mit einem kleinen Bagger die Sedimente herausnehmen und darauf achten, dass wir die Blachen nicht beschädigen», sagte Blum. Allerdings hätte man anstelle der Kunststoffblachen, die ja doch einen Fremdkörper in der Natur darstellen würden, auch eine spezielle Kalkmischung verwenden können. Doch diese Lösung hätte zwingend zu mehr Material auf dem Depotplatz und damit auch zu mehr Transportfahrten geführt, erläuterte Blum. Künftige Waldbiotope dürfen laut Yvonne Allemann allerdings nicht mehr mit Folien und Blachen ausgelegt werden.
Erdkröten, Bergmolche und Grasfrösche
Yvonne Allemann erklärte, dass das Biotop aufgrund seiner Höhenlage im Gebiet der Erdkröten, Grasfrösche und Bergmolche liege. «Die Erdkröte ist bei der letzten Überarbeitung gerade knapp aus den National Prioritären Arten herausgekommen», sagte sie. Das bedeute, dass ihr Bestand aktuell nicht mehr als gefährdet gelte. Ob sich auch, wie ein teilnehmender Förster wissen wollte, allenfalls Edelkrebse in diesem Biotop ansiedeln könnten, ist laut Allemann zu prüfen. Auf jeden Fall sollen auch Libellen hier einen Platz finden.
Ein nachahmenswertes Projekt
Frédéric Blums Biotop im Tragslibon liegt auf Saaner Gemeindegebiet und damit im Forstgebiet Nord von Daniel Bütschi. «Ich finde dieses Biotop eine sehr gute Sache», sagte Bütschi gegenüber dieser Zeitung. Momentan habe er zwar keinen weiteren Standort im Visier, er wolle aber Augen und Ohren offenhalten. «Im Revier Nord besteht der Wald zu fast 92 Prozent aus Klein-Privatwald», so Bütschi. Dies bedeute, dass man zuerst Waldbesitzer finden müsse, die ein Biotop auf ihrem Grund und Boden dulden würden. Danach brauche es eine Trägerschaft, die das Projekt vorfinanziere. Leider laufe es nicht immer so reibungslos wie bei Frédéric Blum, der das Biotop auf seinem eigenen Grund und infolge seiner Initiative realisieren wollte. Eine weitere Schwierigkeit sei, dass der Waldeigentümer auf den Baubewilligungskosten sitzen bleibe, weil diese nicht beitragsberechtigt seien. Im Falle von Blums Biotop beliefen sich die Kosten allein für das Bewilligungsverfahren auf rund 3000 Franken. Dennoch sei ein solches Biotop durchaus nachahmungswürdig, so Bütschi. Er hoffe, dass sich Waldbesitzende bei ihm melden, damit man Abklärungen zur Umsetzung weiterer Waldbiotope treffen könne. Denn: «Es geht dabei um die Biodiversität und eigentlich sollte man mehr solche Sachen machen», ist Bütschi überzeugt.
FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG
Finanziell unterstützt wurde das Waldbiotop – die Baukosten beliefen sich laut Frédéric Blum auf insgesamt rund 50’000 Franken – vom Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Bern, dem Parc Régional Gruyère Pays-d’Enhaut und dem BKW-Ökofonds. kma