Das alle zwei Jahre erscheinende Wildschadengutachten offenbart 2023, dass Rothirsche, Rehe und Gämsen dem Berner Wald zu schaffen machen. Doch nicht alle Regionen sind in gleichem Mass betroffen. Im Saanenland hält sich die Zunahme der Schäden in Grenzen.
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Das alle zwei Jahre erscheinende Wildschadengutachten offenbart 2023, dass Rothirsche, Rehe und Gämsen dem Berner Wald zu schaffen machen. Doch nicht alle Regionen sind in gleichem Mass betroffen. Im Saanenland hält sich die Zunahme der Schäden in Grenzen.
KEREM S. MAURER
Gemäss einer Mitteilung der Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion des Kantons Bern (WEU) zeigt das Wildschadengutachten 2023, dass sich die Situation in den vergangenen zwei Jahren leicht verschlechtert hat. «Damit setzt sich die Entwicklung der vergangenen Jahre fort», heisst es in der Mitteilung. Eine erweiterte Messmethode, welche dem klimarobusten Wald stärker Rechnung trage, akzentuiere dieses Bild zusätzlich. Doch nicht alle Wildräume sind gleich stark betroffen. Das Gutachten zeigt einen deutlichen Unterschied zwischen dem Osten und dem Westen des Kantons. Besonders problematisch sei die Situation in den Regionen Oberaargau, Emmental und Interlaken-Oberhasli.
Es braucht ein Wald-Wild-Konzept
«Im Gebiet rund um Gstaad, dem Wildraum 13, Giferspitz, zeigt sich primär eine Zunahme bei den untragbaren Flächen im Gebiet zwischen Gstaad, Lauenen und Gsteig», teilt Isabelle Balmer, Wald-Wild Verantwortliche beim Amt für Wald und Naturgefahren (AWN) auf Anfrage mit. Sie fügt hinzu: «Die Resultate der erweiterten Messmethode zeigen zusätzlich eine Zunahme der kritischen Flächen rund um Gsteig.» (siehe Grafiken). Für Förster Daniel Schneider, der den Teil Süd des Forstreviers Saanenland betreut, ist die Situation im Saanenland noch nicht so angespannt, wie in den östlichen Wildräumen. «Bei uns geht es gerade noch», sagt er auf Anfrage, und: «In Zukunft könnte es aber auch bei uns schwieriger werden.» Das Wild sei zwar im Saanenland gut geschützt, nur sollten sich eben alle an die Vorschriften halten. «Wenn das Wild im Winter aufgescheucht wird, braucht es zusätzliche Energie und frisst mehr. Darunter leiden dann die Bäume», erklärt der Förster. Schneearme, milde Winter würden dem Wald helfen. «Das Wild frisst lieber Gras als Bäume. Wenn kein Schnee liegt, werden die Bäume vom Wild verschont.» Dazu komme, dass während der letzten Jagd deutlich mehr Rotwild erlegt wurde, als in den Jahren zuvor. «Wir werden sehen, wie sich dies in Zukunft auf den Wald auswirkt», sagt Daniel Schneider.
Auf seinem Faktenblatt zum Wildschadengutachten zieht der Kanton unter anderem folgendes Fazit: «Der Wildraum 13, Giferspitz, braucht gemäss Vorgaben des Bundesamts für Umwelt neu ein Wald-Wild-Konzept.»
Berner Waldbesitzer sind nicht zufrieden
Der Verband der Berner Waldbesitzer (BWB) äussert sich in einer Pressemitteilung zum Wildschadengutachten 2023 nicht erfreut. Die gesamte Gesellschaft sei betroffen, wenn der Wald nicht nachwachsen könne, schreibt der BWB und weist auf die «weitere Verschlechterung einer seit langer Zeit drastischen Wildschadensituation» hin. Auf rund 50 Prozent der Waldfläche könnten klimataugliche Baumarten wegen überhöhter Wildbestände kaum bis gar nicht nachwachsen. Der BWB wünscht eine Abkehr der bisherigen Art und Weise, wie der Kanton darauf reagiere und fordert die Festlegung von «langfristigen klaren Zielen für tiefere Schalenwildbestände», um die nötigen Verbesserungen der Wildschadensituation zu erreichen.