«Das Fundament heisst Solidarität»

  27.02.2018 Gsteig, Gemeinde, Ski

Den Skilift Heiti gibt es bereits ein halbes Jahrhundert. Mit einem Apéro und einem Plauschrennen wurde das Jubiläum am letzten Samstag gefeiert. Der Lift wurde 1966 mit viel Fronarbeit montiert und dank der Unterstützung von der Gemeinde, dem Skiclub und zahlreichen Sponsoren und Gönnern hat man finanzielle Krisen bisher stets gemeistert. Und das soll auch in Zukunft so bleiben.

ANITA MOSER
«Der Skilift ist ein wichtiger Bestandteil von Gsteig und ich hoffe, er bleibe noch mindestens 50 Jahre hier», sagte Ueli Perreten am Rande der Jubiläumsfeierlichkeiten. Mit schönen Kindheitserinnerungen und Kameradschaft verbindet Simon Gander den Heiti-Lift: «Wir waren die ersten, die 1968/69 ein Saisonabonnement gekauft haben.» 20 Franken habe es damals gekostet. Als Schulbub sei er an freien Nachmittagen Runde und Runde gefahren und das werde er auch in Zukunft tun, erzählte auch Sandro Linder. «Es wäre ein Verlust für das Dorf, wenn es den Lift nicht mehr geben würde», so der Enkel von Ernst Linder, einem der vier Lift-Pioniere. «Ich habe jeden freien Tag hier verbracht», sagte auch Jana Perreten. Heute komme sie nur noch selten dazu, mittlerweile wohnt die 21-Jährige in Lauenen.

Welch hohen Stellenwert der Heiti-Lift für das Dorf Gsteig hat, zeigte auch der grosse Aufmarsch am vergangenen Samstag. Genossenschaftsmitglieder, Behörden, Skiclubmitglieder und Sponsoren genossen bei traumhaften Bedingungen das Skifest und am Plauschrennen nahmen 41 Zweierteams jeden Alters teil. Musikalisch umrahmt wurde der Anlass von der einheimischen Musikkapelle Walker.

Lift von Aeschi
Am Herzen liegt der Lift auch immer noch Simon Schopfer, auch wenn er nicht mehr selber Ski fährt. Der 80-Jährige ist der einzige von den vier Skilift-Pionieren, der noch lebt. Die weiteren Initianten waren sein Cousin Hans Schopfer sowie Ernst Linder und Jakob Marggi. 1966 konnten sie den Lift von Aeschi nach Feutersoey holen. Mit viel Fronarbeit wurde er auf dem heutigen Trassee montiert. «Mit einer kleinen Seilwinde haben sie ‹Grien› und Zement mit einer Zweiräder-Bänne hinaufbefördert und den Zement auf dem Platz angerührt», erinnert sich Christian Linder, Sohn von Ernst Linder. Die Masten wurden gesandstrahlt und frisch gestrichen. Seine Schwestern hätten die «Ehre» gehabt, sie mit dem Pinsel zu streichen. Auch er habe an vielen freien Tagen mitgeholfen – manchmal freiwillig, oft auf Geheiss des Vaters. Im 7./8. Schuljahr habe er jeweils im Herbst die Zäune demontieren und im Frühling wieder aufstellen müssen. Auch ans «Pisten trappen» erinnert sich Christian Linder noch gut. «Die erste Pistenmaschine war eine ‹Röndle›, die man wie einen Rettungsschlitten hinter sich herzog.»

Die erste Pistenmaschine
Mit dem Abbruch einer armee-eigenen Bahn zwischen dem Wasserfall und dem Sanetsch habe man etwas Geld verdient und konnte Anfang der 70er-Jahre eine Occasions-Pistenmaschine anschaffen, erzählte Schopfer. Christian Linder erinnert sich noch an die Details: «Hans Schopfer und Jakob Marggi holten sie in Alt St. Johann ab. Weil die neue Maschine aber noch nicht geliefert war, wollte der damalige Besitzer ihnen die Pistenmaschine nicht übergeben. Und weil sie gedacht haben, wieder zurückzufahren, sei doch etwas übertrieben, haben sie fast eine Woche dort verbracht …» Mit der zweimotorigen Maschine habe man aber etwas Pech gehabt, einer der Motoren habe immer mal wieder gestreikt, so Linder. Eine Begebenheit sorgte für viel Gelächter: «Es war geplant, den Lift zu verlängern, man erhoffte sich dadurch mehr Frequenzen», erzählte er. «Oberförster Schwarz wollte einen Augenschein nehmen und ich sollte ihn zur Bergstation fahren. Einer der Motoren streikte plötzlich und die Maschine drehte sich im Kreis.» Herr Schwarz habe es mit der Angst zu tun bekommen, sei ausgestiegen und zu Fuss hinuntergelaufen. «Die Bewilligung haben sie nicht bekommen, aber das war nicht meine Schuld …», schmunzelte Linder. Und so gäbe es noch so manche Geschichte zu erzählen.

Grosse Solidarität
Mit einfachen Mitteln hätten Hans Schopfer, Jakob Marggi, Ernst Linder und Simon Schopfer ihre Idee umgesetzt, betonte Hannes Schopfer, Präsident der Genossenschaft für touristische Anlagen. «Die vier waren Pioniere, sie wollten etwas machen, das der Öffentlichkeit dient. Sie waren die Wegbereiter für unseren Skilift, der seit 50 Saisons läuft.»

Finanziell war der Skilift aber nicht auf Rosen gebettet. Trotz aller Anstrengungen klaffte nach zehn Jahren ein Loch in der Kasse und es wurde gar in Erwägung gezogen, den Lift wieder abzubrechen. Die Gründung der Genossenschaft brachte vorerst die Wende. Dank Unterstützung der Gemeinde, des Verkehrsvereins und vieler Gsteiger konnten die Talstation gebaut und der Lift instand gehalten werden. 1995 drängte sich jedoch eine weitere Sanierung auf, das Genossenschaftskapital wurde um 90% abgeschrieben und es wurde zu Spenden und Gönnerbeiträgen aufgerufen – mit Erfolg. Der Betrieb war gesichert und auch eine Occasions-Pistenmaschine konnte Ende der 90er-Jahre angeschafft werden.

Und wie sieht die Zukunft aus? «Wir sind nach wie vor auf die drei Standbeine Gemeinde, Skiclub und Sponsoren angewiesen», betont Hannes Schopfer. Auf diese Saison hin konnte für 50 000 Franken ein 10-jähriges Pistenfahrzeug angeschafft werden, die Gemeinde hat 80% des Kaufpreises übernommen, der Skiclub hat sich im Rahmen seiner Möglichkeiten beteiligt, den Rest finanzierte die Genossenschaft aus dem Spenden- und Gönnertopf. Bis Herbst müssen ein paar neue Auflagen erfüllt werden und in absehbarer Zeit sollte das Seil ausgewechselt werden. «Dafür reicht unser Budget nicht», erklärte der Präsident. «Aber so lange wir in dieser Form unterstützt werden, ist der Betrieb gesichert.» Die Solidarität in der Bevölkerung sei enorm, so Schopfer und man sei dankbar über jede auch noch so kleine Spende.

«Das Fundament vom Heiti-Skilift heisst Solidarität», betonte auch Gemeinderat Simon Graa in seinen Grussworten. «Solidarität von den vielen Gönnern, von beiden Dörfern, von etlichen Feriengästen, von Firmen, die ihre Werbetafeln jährlich berappen, von den vielen guten Seelen im Vorstand, den treuen Mitarbeitern, vom Skiclub und dem OK des 24h-Rennens und nicht zuletzt von der ganzen Gemeinde.» Diese Solidarität ermögliche dem Heiti-Skilift bis heute und hoffentlich noch lange einen sorgenfreien Betrieb. «Er läuft und läuft, er braucht zwar etwas Schmiere, Service, Pflege, Streicheleinheiten. Aber es geht ihm in jeder Hinsicht gut und er freut sich über jeden Besucher und jede Besucherin.»

Wichtig ist der Heiti-Lift auch für die Schule, welche den Lift gratis nutzen darf, wie Schulleiter Tom Schild betonte. «So können wir Kindern, die nicht mehr so viel Ski fahren, Gelegenheit geben, auf die Ski zu stehen und ein paar Runden zu absolvieren.» Manchmal spüre man zwar die Nachwirkungen, meinte er mit einem Augenzwinkern. «Wenn viel Pulverschnee liegt, leiden manchmal die Hausaufgaben …»

Der Skilift Heiti kann auch auf treue Mitarbeitende zählen. Peter Reichen wurde für sein 30-jähriges Dienstjubiläum mit einer Treichel überrascht und auch Ruedi Buri ist seit 17 Jahren dabei. Sie seien just auf das Jubiläum von der BDG frisch eingekleidet worden, erzählte Buri. «Nun sehen wir einigermassen nach Liftangestellten aus», schmunzelte er.

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/??

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SKILIFT HEITI

Tarif-Entwicklung
1987 - 2017

Einzelfahrt Ki. .–90 2.50
Einzelfahrt Erw. 1.40 4.–
10 Fahrten Ki. 20.–
10 Fahrten Erw. 30.–
Tageskarte Ki. 8.– 25.–
Tageskarte Erw. 14.– 35.–
Saisonabo Ki. 95.– 150.–
Saisonabo Erw. 140.–
1997 gab es Halbtageskarten zu Fr. 7.–/12.–, heute kosten 2- oder 4-Stundenkarten Fr. 15.–/25.–, resp. 20.–/30.–
Geöffnet ist der Skilift täglich von 10 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr.

Vorstand Genossenschaft für touristische Anlagen: Hannes Schopfer (Präsident); Stefan Walker (Vizepräsident); Katrin Trummer (Kassierin), Martina Lengacher (Sekretärin), Sandra Haldi-Eberli, Christian Urfer und Ruedi Buri


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