Lustig, spannend und dramatisch

  20.07.2018 Gsteig, Kultur, Event

In der Almi in Gsteig ist alles bereit für ein grosses Theaterspektakel. Heute feiert das Freilichttheater «Der Schwarz Steff» Welturaufführung.

BLANCA BURRI
Auf der Naturbühne Almi in Gsteig wird heute abend getanzt, gesungen und gestritten. Einige Männer ziehen in den Krieg. Intrigen werden gesponnen und später bereut. Das, was in ein paar Monaten Probezeit aus dem Stück «Der Schwarz Steff», das im Mittelalter spielt, entstanden ist, ist faszinierend. Die gegen 70 Schauspieler treten in handgenähten mittelalterlichen Kostümen auf. Ihre Charaktere sind im echten Leben wie auf der Bühne ganz unterschiedlich – und genau das macht das Stück so spannend. Eigentlich dreht sich alles um den zweifelhaften Steff Schwarz (Ruedi Hefti), der aus allem und jedem Profit schlagen will. Obwohl sein Name dem Stück den Titel gibt, ist er nicht alleine die tragende Figur. Viele der Sprechrollen haben eine wichtige Funktion und so hängt die Produktion nicht an wenigen Protagonisten, sondern am Kollektiv der Schauspieler. Eine wichtige Figur ist zum Beispiel der Landesvenner Hans Rufi (Ueli Brand). Er versucht die Gesetze des Vogts mit gesundem Menschenverstand und Empathie für die Bürger durchzusetzen. Im frisch reformierten Saanenland kommt dem ersten evangelischen Pfarrer Beat Härdi (Matthias Moser) eine ähnliche Rolle zu. Neben dem Seelenwohl seiner Schäfchen ist ihm aber auch das Kässeli der Kirche wichtig. Zwar hat der Steff Schwarz fast überall seine Finger drin, trotzdem gehen die individuellen Geschichten nicht verloren. Zum Beispiel bei Johannes Reller (Ivo Paroni), einem desertierten Söldner, der verpfiffen und weggesperrt wird. Ob er fliehen kann?


Eindrückliche Kulisse sowie Pferde, Ziege und ein Berufsmusiker
Die Kulisse in der Almi lässt keine Wünsche offen. Die extra fürs Theater gebauten Häuser sind realistisch, der angrenzende Hang, der in den Wald führt, ist für Spielereien, Verfolgungsjagden wie auch für mystische Szenen ideal. Besonders aufgefallen sind die vielen Details, an welche gedacht wurde, zum Beispiel die Trinkbecher aus Zinn in der Schenke, das gepflegte Gartenbeet oder der sprudelnde Steinbrunnen.

An der Hauptprobe vom vergangenen Mittwochabend wurde das Theater mit Licht, Ton und allen Spezialeffekten ergänzt. Unglaublich Eindruck machten die Pferde, welche den Vogt mit der Kutsche auf die Bühne zogen. Aber auch die Ziege und der Hahn, der seinen Senf genau im richtigen Zeitpunkt dazugab und damit für einige Schmunzler sorgte, bilden das Tüpfelchen auf dem i. Erstmals ist ein Berufsmusiker mit von der Partie. Der Zürcher Christoph Mächler hat sich auf mittelalterliche Musik spezialisiert und unterhält das Publikum hervorragend.

Lebendige Szenen voller Lebensfreude
Die Naturbühne ist gross, sie wird einzig von den dahinterliegenden Bergen begrenzt. Den Regisseurinnen Ruth Domke, Miriam Oehrli und Christine Schwizgebel ist es gelungen, diese Bühne zum Leben zu erwecken. «Der Schwarz Steff» wird in einem Dorf mit einer Schenke als Mittelpunkt gespielt. Diese Szenerie lässt sehr viel Platz für fröhliche, aber auch für traurige Szenen. Deshalb lohnt es sich, ein Taschentuch mitzunehmen, für Freuden- und andere Tränen. Weil einige Szenen direkt aus dem Leben gegriffen sind, haben die Zuschauer und Zuschauerinnen das Gefühl, Teil der Produktion zu sein, so klar können sie sich mit den einzelnen Menschen identifizieren. Manchmal muss man aber auch gut zuhören, um gewisse altertümliche Ausdrücke zu verstehen.

Grosse Produktion mit optimierter Infrastruktur
Die grosse Produktion hat ein Budget von 280 000 Franken. «Rund die Hälfte wird mit Sponsorengeldern gedeckt, wofür wir sehr dankbar sind», sagt die Präsidentin Margrith Brand. Die weiteren Ausgaben werden von den Eintritten gedeckt. Das Reservationssystem sei dieses Jahr nicht optimal, weshalb auch die Vorverkaufszahlen nicht auf dem Niveau der vorhergehenden Produktion liegen, vermutet Brand. Deshalb betont sie, dass es an der Abendkasse jeweils noch Tickets gibt.

Für Essen und Getränke ist gesorgt. Bereits ab 18 Uhr kann in einem gedeckten Zelt konsumiert werden. Die Autos können auf den ausgeschilderten Parkplätzen abgestellt werden.

Wer kommt zurück?
Heute Abend überreden Steff Schwarz und die anderen Werber die Landwirte in Innergsteig zum Söldnertum. Sie treten die lange Reise nach Italien an, um in den Krieg zu ziehen und zu plündern. Sie hinterlassen Frauen, Kinder, alte Menschen und Taugenichtse, die im harten Alltag ums Überleben kämpfen. Welche Männer kommen nach den drei Jahren Söldnertum zurück in die Heimat und welchen Lauf nimmt das Leben zuhause?

Spieldaten: Freitag, 20. Juli, Samstag, 21. Juli, Dienstag, 24. Juli, Freitag, 27. Juli, Samstag, 28. Juli, Dienstag, 31. Juli, Freitag, 3. August, Dienstag, 7. August, Freitag, 10. August, Dienstag, 14. August, Freitag, 17. August. Tickets: Gstaad Saanenland Tourismus und Abendkasse. Spielzeit: 20.00 Uhr. Gedeckte Tribüne/Wolldecken vorhanden.

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/y8jxtl42
Video: https://tinyurl.com/y9255tna


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