Stimmgewalt und Mut zum Neuen

  10.12.2019 Saanen, Kultur, Konzert

Es waren bekannte, aber nicht unbedingt die meist gehörten Adventslieder, die der Männerchor «Echo vom Olden» am Samstagabend in der Kirche in Saanen zum Besten gab. Die Frauenstimmen der Jodlergruppe «Echo vom Flösch» und Solojodlerin Denise Lengacher ergänzten den Gesang der Herren perfekt.

JENNY STERCHI
«Let my light shine bright» lautete der Einstieg ins alljährliche Adventskonzert des Männerchors «Echo vom Olden». Und diesem Titel gemäss strahlten die Herren mit ihrer Lust zu singen von Anfang an.

Geforderte Sänger
Dass die Chorleiterin Ada van der Vlist Walker von den Chorsängern einiges fordert, war schon in vorhergehenden Konzerten zu hören. Und auch an diesem Adventskonzert betrat sie mit den Herren unbekanntes Terrain – nicht nur musikalisch, sondern auch sprachlich. Zu Beginn und am Schluss des Konzertes waren englische Lieder zu hören. Mit dem herausfordernden «Lord let me be» verabschiedeten sich die Sänger vom Publikum.

Das rätoromanische Schlaflied «Dorma Bain» bewegte den Präsidenten Armin Oehrli, der den Konzertabend moderierte, zur Bemerkung: «Nehmen Sie das nächste Stück bitte nicht so ernst und bleiben Sie wach.»

Der überaus gelungene Vortrag des Stückes «Panis angelicus», das sonst sowohl von sehr grossen Ensembles als auch von stimmgewaltigen Solisten vorgetragen wird, war einer der Höhepunkte des Abends.

Der Männerchor «Echo vom Olden» bietet neben der Generationenvielfalt auch ein breites Stimmenspektrum. Und manch einer im Publikum war ganz verzaubert von den Tenorstimmen, die mit kurzen solistischen Einsätzen begeisterten. Verblüffend war auch der Verzicht eines Chormitgliedes auf Notenblätter. Er rief Text und Melodie aller gesungenen Stücke aus dem Kopf ab. Mit der Unterstützung von Solojodlerin Denis Lengacher liessen die Herren bei «Stille Nacht» echte Weihnachtsstimmung aufkommen.

Talentierte Solistin
Denis Lengacher überzeugte mit ihren Soli von der Orgelempore aus. Die kraftvolle Stimme der jungen Jodlerin breitete sich in der Kirche aus. Mit der «Wiehnachtsglogge» aus der Feder von Ernst Sommer bot Lengacher einen begeisternden Einstieg. Spätestens mit der Uraufführung von «Be hie deheime», komponiert von Rosmarie Aellen, hatte die Solistin das Publikum für sich eingenommen.

Die Hände der Dirigentin
Für Ada van der Vlist, Dirigentin des Männerchors «Echo vom Olden» und Organistin, gibt es keine Erklärung. Mit kleinen Gesten und klaren Handzeichen führte sie die Herren sowohl durch turbulente als auch harmonische Abschnitte. Und die 25 Sänger frassen ihr buchstäblich aus der Hand, egal ob sie dirigierend vor dem Chor stand oder begleitend am Klavier sass.

Mit dem Vortrag des ersten und zweiten Satzes des «Winters» aus Antonio Vivaldis «Vier Jahreszeiten» überzeugte Ada van der Vlist Walker auch auf der Orgel. Für das Ohr des Zuhörers klang es aus diesem Instrument zunächst ungewohnt. Mit dem Spiel des Stückes, das ursprünglich für Streicher komponiert wurde, liess van der Vlist Walker beim Publikum die Frage aufkommen, wie man mit zehn Fingern und zwei Füssen so etwas aus der Orgel herausholen kann.

Frauenstimmen füllten den Raum
Der Jodlerchor «Echo vom Flösch», in dem ausschliesslich Frauen singen, wurde von Oehrli als «wunderbare und charmante Unterstützung aus dem Obersimmental» angekündigt. Und genauso war es. Mit klaren, festen Stimmen intonierten die Jodlerinnen unter der Leitung von Silvia Zbären das viel gesungene Stück «Mi Wäg» von Therese Aeberhard-Häusler. Die Präzision, mit der sie den traditionellen «Chuematti-Jutz» vortrugen, war tatsächlich bewundernswert.

Und mit Ueli Moors «Winter’s schöni Site» sollte sich doch der Winter endlich erweichen lassen, ins Saanenland und ins Obersimmental zu kommen.

Das gesamte Programm wurde am Sonntag in der Kirche von St. Stephan nochmals vorgetragen.


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