Vier Primarschülerinnen für den Urwald

  02.02.2021 Bildung, Interview, Gesellschaft, Saanen, Schule

Was viele wissen, jedoch im Alltag kaum ins Bewusstsein dringt: Palmöl ist in unseren Konsumprodukten extrem verbreitet und einer der Hauptgründe für die Abholzung unserer «grünen Lunge». Vier Primarschülerinnen aus Saanen appellieren, sich an dieses Wissen zu erinnern.

NADINE HAGER
«Achtung Palmöl!!!», lautet die grosse Aufschrift über dem Text von Kim Mösching, Laura Hauswirth, Lia Fernandes und Svea Elsener. Und darunter: «Hier lernt ihr die andere Seite vom Urwald kennen!» Die vier Schülerinnen der Primarschule Saanen versprechen nicht zu viel – in ihrer Freizeit haben sie zahlreiche Fakten und Darstellungen rund um das Thema Palmöl und dessen Schäden für den Urwald zusammengetragen. Daraus ist ein Text entstanden, der grundlegend über die Schädlichkeit von Abholzungen für Ölpalmen-Plantagen informiert. In der Folge haben sich die vier Schülerinnen an den «Anzeiger von Saanen» gewandt, um für dessen Veröffentlichung zu sorgen.

Alarmierende Fakten
Über die «grüne Lunge« liest sich in ihrem Artikel beispielsweise, für Ölpalmen «werden insgesamt 42 Fussballfelder in einer Minute abgerodet, das wären 0,7 Fussballfelder in einer Sekunde. Nur schon in Indonesien wurde schon dreimal die Schweiz gerodet». Ausserdem erläutern die Schülerinnen, dass Palmöl überall anzutreffen ist – nicht nur in Lebensmittelprodukten, sondern auch in Kosmetik, Waschmitteln, Kerzen und Schmierstoffen. Auch in Biosprit ist es zu finden. Der Grund für die vielfältige Verwendung: Das Öl ist sehr hitzestabil, lange haltbar und weist zudem eine cremige Konsistenz auf – gerade für Lebensmittel verfügt Palmöl also über sehr nützliche Eigenschaften und ist kaum ersetzbar.

Dies und noch mehr haben Kim Mösching, Laura Hauswirth, Lia Fernandes und Svea Elsener als Freizeitprojekt recherchiert. Jetzt möchten sie ihr gesteigertes Bewusstsein gegenüber diesem Thema auch anderen weitergeben: «Wenn du also einkaufen gehst, frage dich: ‹Brauche ich das oder brauche ich das nicht?›» Und zum Schluss: Man solle das neue Wissen über Palmöl doch noch seinen Freunden weitererzählen.


DEKLARATIONEN VON PALMÖL

Die Deklaration von Palmöl auf Produkten ist zwar obligatorisch, doch oft ist diese nicht auf den ersten Blick zu identifizieren. Folgende Bezeichnungen können für Palmöl stehen:

In Lebensmitteln:
– Palmfett
– Palmkernöl
– pflanzliches Fett
– pflanzliches Öl
– vegetabiles Fett

In Kosmetik:
– Palm
– Palmate
– Palmitate

Zudem können Stoffe wie Cetearyl, Lauryl und Stearyl aus Palmöl hergestellt werden.

Quelle: Abenteuer Regenwald


KIM MÖSCHING, LAURA HAUSWIRTH, LIA FERNANDES UND SVEA ELSENER IM INTERVIEW
 

«Der Welt etwas zurückgeben»

Zu viert haben diese Schülerinnen in ihrer Freizeit ihren Aufruf verfasst – es ist ein Appell an Jung und Alt, sich ihres Palmölkonsums bewusst zu werden und diesen zu reduzieren. Dies liegt ihnen am Herzen:

Wie seid ihr zu diesem Projekt gekommen?
Svea Elsener (S):
Eigentlich wollten wir schlitteln gehen, doch dies fiel ins Wasser – deshalb suchten wir nach einer Alternative. Das Thema Palmöl hatten wir im Unterricht behandelt und dies sehr interessant gefunden. So kam uns die Idee, uns auch in der Freizeit damit auseinanderzusetzen.
Laura Hauswirth (La): Genau, in der Schule hat uns das Thema gepackt. Deshalb haben wir beschlossen, einen Bericht darüber zu schreiben, um aufzuzeigen, was die Folgen von Palmölkonsum sein können.
Kim Mösching (K): Die Bilder davon, wie die «Lunge» unserer Erde kaputt geht und Tiere sowie Menschen vertrieben werden, haben wir noch immer vor Augen.

Was möchtet ihr mit eurem Aufruf bewirken?
La:
Es geht uns darum, den Palmölverbrauch etwas zu reduzieren.
S: Wenn man einkaufen geht, hoffen wir, dass man sich mehr für Produkte ohne Palmöl entscheidet. Nutella gibt es beispielsweise mit oder ohne Palmöl, genauso wie gewisse Kosmetikprodukte.
Lia Fernandes (Li): Zu Beginn wussten wir bereits einiges, aber nicht, dass das Palmöl in so vielen unterschiedlichen Produkten steckt – das haben wir erst durch unsere Recherchen im Internet herausgefunden. Den Rest des Textes haben wir auf unsere Schulunterlagen gestützt.

Richtet sich euer Text an erwachsene Konsumenten?
Li
: Nicht nur. Wir haben versucht, alles in unseren eigenen Worten aufzuschreiben, sodass auch jemand Jüngeres den Text verstehen kann.

Habt ihr schon weitere Projekte wie dieses ins Auge gefasst?
S:
Ja, wir planen, dasselbe zum Thema Plastik zu machen.
La: Oder auch zu weiteren Gebieten, wenn uns noch etwas anspricht. Es gibt noch viele Themen, bei denen eine Sensibilisierung Sinn macht. Bezüglich Palmöl wünschen wir uns einfach, dass jemand, der von unserem Text erfährt, sich Gedanken darüber macht, in welchen seiner Konsumprodukte Palmöl enthalten ist – und ob er diese wirklich braucht.
S: Genau, denn es geht uns nicht nur darum, dass der Urwald für Palmölplantagen schwindet, sondern auch um die Tiere und Menschen, die dadurch vertrieben werden.
K: Ja. Die Natur hat uns und alle Tiere erschaffen. Ich finde, jetzt machen wir sie kaputt – das ist nicht gut. Wir sollten der Welt jetzt etwas zurückgeben.

 


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