Ein Schulhaus wird zum Dreh- und Angelpunkt

  26.11.2021 Gsteig, Gemeinde, Schule

Die Gemeinde Gsteig möchte mit dem Umbau des ehemaligen Schulhauses in Feutersoey das Potenzial des Hauses als Treffpunkt mitten im Dorf ausschöpfen. Gemeindevizepräsident Tom Schild erklärt, was neu wird und was bleibt.

JENNY STERCHI
Im Schulbetrieb viel begangen, sollte das 1996 eingeweihte Schulhaus auch nach dem letzten Schultag belebt bleiben – auch wenn nun die Kinder in Gsteig zur Schule gehen. Kulturelle Anlässe, die Einrichtung von Künstlerateliers und private Veranstaltungen sorgten zunächst für aktive Raumnutzung. Auch ein Gewerbetreibender konnte als Dauermieter gewonnen werden. Doch das Potenzial der Räumlichkeiten wurde bei Weitem nicht ausgenutzt. Nicht zuletzt konnten so die Unterhaltskosten nur schwer und später nicht mehr generiert werden.

Es muss etwas geschehen
Diese Tatsache und die zunehmend schwierige Vermietung der Räume im Schulhaus sowie die fehlende Kontinuität in deren Nutzung veranlasste die Gemeinde Gsteig, eine Projektgruppe zusammenzustellen, die sich der möglichen Umnutzung des Schulhauses Feutersoey annahm. Nachdem im Sommer auch der Kanton einer veränderten Nutzung des ehemaligen Schulgebäudes zustimmte, kann der Gemeindeversammlung nun ein ideales Projekt vorgestellt werden.

«Mit den sieben geplanten Wohnungen wird bezahlbarer Wohnraum für Einheimische geschaffen», kommentiert Gemeindevizepräsident Tom Schild das Umbauprojekt, das kürzlich mit der Traktandenliste und deren Erläuterung zur kommenden Gemeindeversammlung in die Haushalte in Gsteig und Feutersoey kam. «In erster Linie richtet sich das Wohnungsangebot an ältere Menschen», erklärt Schild. «Die Vorteile für sie liegen auf der Hand. Mit seiner zentralen Lage und der Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe bietet das Schulhaus optimale Erreichbarkeit.»

Für jeden etwas dabei
Der Spielplatz, der zwar auf die Südseite umgelagert, aber weiter bestehen wird, sorgt für Möglichkeiten der Begegnung. Auch im Lädeli nebenan darf geschwatzt werden. Daneben können sich die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner mit den Dingen, die man so braucht, versorgen, ohne auf fremde Hilfe oder ein Auto angewiesen zu sein. «Sollte das Angebot von älteren Menschen nicht ganz ausgeschöpft werden, steht der Wohnraum sicher auch anderen Bürgerinnen und Bürgern offen», ergänzt Tom Schild. Aufgrund des barrierefreien Ausbaus sind die Wohnräume auch für Menschen mit Einschränkungen eine gute Option.

Der Schulhausplatz wird, wenn auch unwesentlich kleiner, weiterhin für die Freizeitgestaltung allen Interessierten zur Verfügung stehen. Die Abstimmungen finden im umgebauten Schulhaus weiterhin ihren Platz.

Der Wohnraum wird durch die Umbaumassnahmen sehr attraktiv. So erhält jede Wohnung einen Balkonzugang. Der bereits vorhandene Lift erleichtert das Wohnen im Ober- und Dachgeschoss.

Das Gewerbe, das derzeit im Dachgeschoss untergebracht ist, kann nach dem Umbau das Erdgeschoss nutzen. Grosszügige Raumverhältnisse und ebenerdiger Zugang bereiten sowohl dem Geschäft als auch seinen Kunden angenehme Bedingungen. «Unsere Idee ist, dass der Umbau des Erdgeschosses als erstes realisiert wird», erklärt Tom Schild die geplanten Bauetappen. «Sind die Bauarbeiten in diesem Stockwerk abgeschlossen, kann der Mieter die Geschäftsräume beziehen.» Das so frei werdende Dachgeschoss könne anschliessend umgebaut werden, ohne dass provisorische Geschäftsräume gefunden werden müssen. Das Untergeschoss bleibt – abgesehen von der Einrichtung der Kellerabteile und einer Waschküche – vom geplanten Umbau unangetastet.

Warten auf den Startschuss
Unter Berücksichtigung aller Eventualitäten, die im Moment in ausserordentlich langen Lieferfristen von Baumaterial stecken und Prozesse zur Erteilung der Baubewilligung, ist der Baustart für den Frühling 2022 geplant. Mit dem Kredit von 1,6 Millionen Franken, über den an der Gemeindeversammlung abgestimmt wird, sollten die Baukosten laut Tom Schild, der im Gemeinderat von Gsteig auch für Liegenschaften zuständig ist, gedeckt sein. «Wir haben jenen Architekten beauftragt, der den Neubau des Schulhauses und der Mehrzweckhalle in Gsteig vor fünf Jahren geplant und betreut hat.» Damals seien die Kosten absolut im Rahmen gehalten worden, man habe die veranschlagte Bausumme sogar unterschritten. «So etwas schafft natürlich Vertrauen. Und es wäre gelogen, wenn wir nicht hoffen würden, dass es wieder so klappt.» Der Architekt wird auch an der Gemeindeversammlung anwesend sein und für Fragen aus der Versammlung bereitstehen.


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