976 NHL-Spiele Erfahrung auf Gstaader Eis

  10.11.2022 Sport, Gstaad, Sport, Wintersport

Letztes Wochenende kamen im Rahmen des Swiss Ice Hockey Days vier wahre Eishockey-Koriphäen auf die Gstaader Eisbahn, um mit dem hiesigen Nachwuchs zu trainieren. Dieser war begeistert.

NICOLAS GEISSBÜHLER
Am vergangenen Sonntag fand erneut der Swiss Ice Hockey Day statt, so auch auf der Gstaader Eisbahn. Bei diesem kommen jeweils Eishockeyprofis, um mit dem Clubnachwuchs und interessierten Kindern zu trainieren. Der HC Gstaad-Saanenland durfte sich dieses Jahr auf ein echtes Star-Aufgebot freuen: Angekündigt waren drei Spieler des SC Bern und zwei des EHC Biel/Bienne, und zwar nicht bloss irgenwelche Spieler, sondern gleich absolute Eishockeygrössen: Von Bern kamen Colton Sceviour, Oscar Lindberg und Éric Gélinas, alle drei mit jahrelanger Erfahrung in der National Hockey League (NHL), der besten Eishockeyliga der Welt. Zählt man die dort absolvierten Spiele der drei zusammen, so kommt man auf stolze 976 absolvierte Partien, 120 Tore und über 170 Torvorlagen. Von Biel hätten Fabio Hofer, der aktuelle Topscorer, und Damien Brunner, der ebenfalls mehrere Jahre in der NHL aber auch in der Schweizer Nationalmannschaft verbrachte, kommen sollen. «Sollen» weil Brunner sich am Samstagabend beim Spiel des EHCB gegen den HC Lugano verletzte und dadurch leider nicht nach Gstaad reisen konnte.

Star-Auftritt trifft auf grosse Kinderaugen
Als die beiden SCB-Stars Colton Sceviour und Oscar Lindberg die Eisfläche an der Gstaader Promenade betraten, ging ein leises Raunen durch die Gruppe der wartenden Kinder. Die mutigsten stürmten gleich auf die beiden zu und begrüssten sie mit erfreuten «SCB, SCB»- Rufen, während andere etwas schüchterner erst nur beobachteten. Doch auch die SCB-Stars waren zu Beginn etwas verunsichert, wohl hauptsächlich wegen der Sprachbarriere. Lindberg kommt aus Schweden, Sceviour aus Kanada, beide sind nicht besonders geübt in der Schweizerdeutschen Sprache. Anders sieht es bei Fabio Hofer aus, der als erster Profi auf dem Eis eintraf. Er ist aktuell der beste Scorer mit einer Schweizer Lizenz. Als gebürtiger Österreicher ist seine Muttersprache ebenfalls Deutsch und nach Jahren in der höchsten Schweizer Liga versteht er auch einwandfrei Schweizerdeutsch. Diese Umstände führten dazu, dass sich bald nach seinem Eintreffen eine mittelgrosse Menschentraube bestehend aus dem Saaner Hockey-Nachwuchs um ihn herum bildete und er mit Fragen gelöchert wurde.

Absolut zufriedene Profis
Er selbst findet das aber super: Einen Tag zuvor befand er sich noch mitten in der Meisterschaftssaison mit dem EHCB, heute ist er in Gstaad mit den Kindern auf dem Eis. Er erklärte, dass ihm solche Tage eine angenehme Abwechslung zum Profialltag bieten. «Ich bin sehr gerne mit den Kindern auf dem Eis und unterhalte mich mit ihnen», so Hofer.

Ähnlich sah das auch Éric Gélinas, ein Kanadier, der seit dieser Saison in der Schweiz spielt. Auch er findet solche Tage besonders für den Nachwuchs wertvoll, weswegen er auch ohne zu zögern angereist ist. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass er zur Zeit verletzungsbedingt nicht auf dem Eis trainieren kann und somit auch hier in Gstaad nur seine Turnschuhe dabei hatte. Er habe die Reise aber schon nur deswegen angetreten, um endlich auch mal das Saanenland mit eigenen Augen sehen zu können. Ob es ihm denn nun gefällt? Und ob: «Ich werde definitiv im Winter zurückkommen.»

Nur in der Schweiz geht das
Sowohl Hofer wie auch Gélinas bedauern, dass sie als Nachwuchsspieler nie die Möglichkeit hatten, solche Anlässe zu erleben. Gélinas erzählte, dass er zum ersten Mal in seiner Karriere etwas Vergleichbares erlebt. In den USA hätten sie als Profimannschaft ab und zu Schulen oder Spitäler besucht, sie seien jedoch nie mit Kindern aufs Eis gegangen. Er ist aber überzeugt, dass die Kinder davon profitieren und einen riesen Spass haben. Auch Hofer betont, wie toll er selbst es jeweils fand, wenn er als Nachwuchsspieler mit den Profis seines Clubs trainieren durfte. Profis anderer Clubs zu treffen war aber damals unüblich. Umso mehr hob er die Wichtigkeit und die grosse Wirkung von Anlässen wie dem Swiss Ice Hockey Day hervor

Kleine grosse Fans
Wie toll so ein Tag für die Kinder ist, liess sich schnell feststellen: Viele glückliche und lachende Gesichter begegneten einem, bei der auf die Trainingssession folgenden Autogrammstunde der Profis wurde alles unterschrieben, was unterschrieben werden konnte. Im Gespräch wurde klar, dass solche Tage prägend sind. So erklärte Nico, 10 Jahre alt, dass er es unheimlich cool fand, mit den Profis zu trainieren: «Es hat unglaublich viel Spass gemacht. Zudem konnte ich mir das Eine oder Andere von ihnen abschauen.» Auch er möchte mal Eishockeyprofi werden, genau wie sein Teamkamerad Timon (ebenfalls 10 Jahre alt). Sein grosses Ziel ist die NHL, seine grossen Vorbilder Roman Josi und Nico Hischier. Dennoch sei es toll gewesen, auch mal mit den Stars der Schweizer Liga trainieren zu können. Von den anwesenden Stars haben vor allem die jüngeren Kinder nur einzelne gekannt. Die Schweizer Spieler Hofer und den nicht anwesenden Brunner kannten die meisten, bei den Ausländern vom SCB waren es dann schon deutlich weniger. Diese waren vor allem den etwas älteren Eishockeyspieler:innen durchaus bekannt. Allen ein Begriff war jedoch der Gstaader Jan Kneubühler, der nun beim SCB spielt und gerade für die U16-WM selektioniert wurde. Auch einig waren sich die Kinder darin, dass Kneubühler für sie ebenfalls eine wichtige Vorbildfunktion einnimmt.

Gelungener Anlass trotz kurzfristiger Absage
Der Anlass war schlussendlich sowohl für den Club als auch für die Kinder ein voller Erfolg. Neben den zahlreichen freiwilligen Helfern nahmen ca. 60 Kinder am Training teil, danach gab es noch eine Autogrammstunde mit den Profis, Hot-Dogs und Getränke. Auch dass am Ende statt den angekündigten fünf Profispielern nur vier vor Ort waren und von diesen lediglich drei tatsächlich auf dem Eis standen, konnte die Stimmung nicht trüben. Gélinas hat den Weg ins Saanenland trotzdem auf sich genommen und betreffend der Absenz von Brunner betont Ruedi Kunz, Präsident des HC Gstaad-Saanenland und Oganisator des Swiss Ice Hockey Days vor Ort, dass Brunner ihm noch während des Spiels gegen Lugano, an dem er sich verletzte, eine Whatsapp-Nachricht schrieb, in der er sich zutiefst entschuldigte, dass er nicht teilnehmen werde können. «Wir hoffen darauf, Damien Brunner spätestens in einem Jahr hier auf dem Eis begrüssen zu dürfen», so Kunz.


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