Eine neue Stiftung namens Stiftung Alpenblick Gstaad will die Tradition des Ferienheims Alpenblick weiterführen. Dazu müssen die bestehenden Gebäude einem Neubau weichen. Doch die Tradition soll weitergeführt und Wohnraum für einheimische Familien geschaffen werden.

KEREM S. MAURER
Die Stadt Biel hat als Eigentümerin des Grundstücks – inklusive Liegenschaften des Ferienheims Alpenblick – an ihrer Sitzung vom 22. Juni einstimmig der Einräumung eines Baurechts für die nächsten 60 Jahre zugunsten der Stiftung Alpenblick Gstaad zugestimmt. Der Kapitalwert für die Abgabe des Baurechts beträgt 4,2 Millionen Franken. Dies bedeutet, dass die neu gegründete und im Saanenland heimische Stiftung unter Präsident Nathanael Perreten das Grundstück samt Liegenschaften nutzen kann – wenn dagegen bis Ende August kein Referendum ergriffen wird.

Rückblick
Seit der Erbauung des Alpenblicks um 1950 verbrachten Bieler Schulkinder aufgrund ihres gesundheitlichen Zustandes teilweise mehrere Wochen im Alpenblick. Ausserdem konnten Kinder aus Familien in bescheidenen finanziellen Verhältnissen dort ihre Ferien verbringen. Später nutzten Bieler Schulklassen den Alpenblick zur Durchführung von Ski-, Sommer- und Herbstlagern. Auch auswärtige Schulen, Vereine und Privatpersonen konnten den Alpenblick mieten.

Seit 2009 führte der Verein Ferienheim Alpenblick das Haus. Aufgrund der sinkenden Nachfrage und der finanziellen Verluste in den letzten Jahren kündigte der Verein den Mietvertrag per Ende 2021 (wir haben berichtet). Der langjährige Heimverwalter Andreas (Res) Hofstetter bestätigt auf Anfrage, dass der Alpenblick seit dem 1. November 2021 offiziell geschlossen ist.

Keine Investitionen ins alte Konzept
«Die Liegenschaft befindet sich am Ende eines Investitionszyklus. Die Investitionen müssten in allen Bauteilgruppen erfolgen», beschreibt die Abteilung Liegenschaften der Stadt Biel den aktuellen Zustand der Anlage. Auch energetisch gesehen sei die Liegenschaft sanierungsbedürftig. Doch die Höhe der Investitionen in ein veraltetes Konzept würde sich nicht rechnen und auch Grundriss und Raumaufteilung seien veraltet. «Die Wände sind hellhörig, die Böden knarren. Entsprechend umfasst die Planung der Stiftung einen Neubau», erläutert die Abteilung Liegenschaften der Stadt Biel.

Was bezweckt die neue Stiftung?
«Zweck der Stiftung ist es, Kinder, Jugendliche und Familien in sozial sowie finanziell schwierigen Situationen zu fördern. Die Stiftung bietet ihnen die Möglichkeit, sich im Alpenblick zu erholen. Zudem will die Stiftung Wohnraum für einheimische Familien schaffen», erklärt Nathanael Perreten, Präsident der Stiftung Alpenblick Gstaad, auf Anfrage und betont, dass sie auch die Tradition des Alpenblicks weiterführen wollen. Der Wunsch der Stiftung sei es, auf dem Gelände einen Ort zu schaffen, der von Menschen aus verschiedenen Generationen und sozialen Schichten genutzt werde. «Im Alpenblick sollen sich Einheimische, nämlich die Bewohnenden der Mehrfamilienhäuser sowie die Restaurantbesuchenden und Feriengäste aus der ganzen Schweiz wohlfühlen», führt Perreten aus. Ferner sollen kostengünstige Angebote kreiert werden, die es auch Familien, die sich sonst keine Ferien leisten könnten, ermöglichten, sich im Alpenblick zu erholen. Ebenso werde es wieder Angebote für Gruppen und Schulklassen geben.

Was wird gebaut?
Geplant sind drei Mehrfamilienhäuser mit ca. 18 Wohneinheiten für einheimische Familien, einen Ersatzbau mit Aussenanlage für das ehemalige Ferienheim und ein Restaurant für interne und externe Gäste sowie Mehrzweckräume. Detailpläne liegen allerdings noch keine vor, betont die Stadt Biel und verweist auf die Referendumsfrist. Sie ergänzt: «Für das Bauprojekt Alpenblick ist eine Anpassung der Zonenordnung notwendig. Anschliessend möchte die Stiftung zügig die Neubauten realisieren.»