«Die Kostensteigerung wird einen negativen Einfluss auf die Marge haben»

  17.10.2022 Politik, Politik, Tourismus

CHRISTOF HUBER, PRÄSIDENT DES HOTELIERVEREINS GSTAAD-SAANENLAND, IM INTERVIEW

Eine Energiemangellage hätte auch Auswirkungen auf die Hotellerie/Gastronomie und damit auch auf den Tourismus. Käme es zu einem längeren Blackout oder zu Stromabschaltungen, sei die Lage vergleichbar wie bei Corona, sagt Christof Huber, Präsident des Hoteliervereins Gstaad-Saanenland, im Interview.

ANITA MOSER

Christof Huber, wie beziehen die Hotels/ Gastrobetriebe den Strom? Gibt es Verträge, die über mehrere Jahre laufen? Oder sind die Betriebe vom tagesaktuellen Strompreis abhängig?
Man kann keine generelle Aussage machen, der Strombezug ist abhängig von der Grösse des Betriebes, der Art des Einkaufes usw. Es gibt drei Varianten: 1. Den Strombezug über die Grundversorgung. Dieser ist bis 100’000 kWh pro Jahr obligatorisch. Grosskunden mit einem höheren Stromverbrauch haben freie Wahl des Stromlieferanten. 2. Langjährige Verträge auf dem freien Markt oder 3. die strukturierte Beschaffung, das heisst der Einkauf in Tranchen auf dem freien Markt.

Gibt es Betriebe, die für dieses Jahr oder sogar für mehrere Jahre noch Stromverträge haben zu einem tieferen Preis?
Es gibt sicher Betriebe, die noch langfristige Verträge haben und somit nicht der aktuellen Preisentwicklung ausgesetzt sind.

Gibt es im Saanenland Gastrobetriebe, die auf Gas angewiesen sind?
Ich bin mir nicht sicher, aber eher nein. Möglicherweise gibt es Gastroküchen, die Gas und Strom kombiniert haben.

Wie gehen die Betriebe mit den hohen Strompreisen um?
Das ist in der Tat schwierig. Die steigenden Kosten können leider nicht eins zu eins an die Kunden weitergegeben werden. Nebst der Energie steigen auch die Waren- und Personalkosten gleichzeitig kontinuierlich an. Ein wichtiges Instrument ist sicher Energie einzusparen. Trotzdem wird die Kostensteigerung einen negativen Einfluss auf die Marge haben.

Rechnen Sie damit, dass Betriebe Kurzarbeit einführen müssen oder gar Konkurs gehen?
Wenn es zu einem längeren Blackout oder geplanten Stromabschaltungen kommt, müssen sicherlich viele Betriebe wieder Kurzarbeit einführen. Die Gäste würden in einem solchen Szenario ähnlich wie bei Corona abreisen oder ihre Ferien gar nicht antreten. Ich hoffe nicht, dass es zu Konkursen kommt und gehe aktuell auch nicht davon aus.

Wie kann der einzelne Betrieb auf die Kostensteigerung reagieren?
Einerseits kann man Mitarbeiter entsprechend schulen und Gäste sensibilisieren und anderseits kann man in energieeffiziente Massnahmen investieren. Man kann die Leuchtmittel austauschen, zum Beispiel LED-Lampen verwenden – oder auf Photovoltaik etc. setzen. Letzteres ist aber kostenintensiv und oft nicht kurzfristig umsetzbar.

Sind Mitglieder des Hoteliervereins schon auf den Vorstand zugekommen?
Dies war nicht nötig. Unser Verband HotellerieSuisse hat schon sehr früh auf die Problematik aufmerksam gemacht. Die Betriebe waren sich also bewusst, was auf sie zukommt.

Stehen Forderungen seitens der Mitglieder im Raum?
Bis jetzt noch nicht.

Sind Besprechungen geplant zum Thema – zum Beispiel ein runder Tisch?
Es ist sicher sehr wertvoll, dass unser Verband HotellerieSuisse proaktiv kommuniziert und den Betrieben Ratschläge zur Verfügung stellt. Viele Betriebe des Hoteliervereins sind Mitglied der IG Saanenland und kaufen den Strom als Kollektiv ein. In diesem Rahmen haben schon einige Besprechungen stattgefunden und Handlungsfelder wurden aufgezeigt. Ansonsten sind aktuell keine weiteren Massnahmen geplant.

Hat der Hotelierverein übergeordnete Massnahmen geplant oder gibt er Empfehlungen?
Empfehlungen und allenfalls Massnahmen werden durch unseren Verband HotellerieSuisse erlassen. Die Empfehlungen für den Umgang mit der Strommangellage und für Stromsparmassnahmen wurden bereits an die Mitglieder kommuniziert.

Sind im Hotelierverein alternative Energiequellen grundsätzlich ein Thema? Dass man beispielsweise eine Solaroffensive fordert, die Wasserkraft usw. unterstützen oder andere Forderungen an die Politik stellen will?
Viele unserer Betriebe haben in den letzten Jahren in die Nachhaltigkeit und Energieeffizienz investiert. Alternative Energiequellen spielen dabei sicherlich auch eine Rolle. Mit den steigenden Energiepreisen werden solche Investitionen lukrativer. Und es gibt entsprechende Vorstösse in der Politik. Eine davon ist die Motion Stöckli «Nachhaltige Entwicklung und Digitalisierung im Tourismus».

HotellerieSuisse zum Energiesparen unter https://tinyurl.com/3nwj89jh

 


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