Dass das letzte Geschäftsjahr nicht einfach war, ist kein Geheimnis. Dass es dennoch genug Gründe für Optimismus und Vorwärtsschauen gibt, zeigte sich an der jährlichen Mitgliederversammlung der Volkshochschule Obersimmental-Saanenland.

JENNY STERCHI
Im letzten Jahr wurden 25 Kurse abgesagt, im Jahr zuvor waren es 20. Ganze 425 Kursstunden für die Erwachsenenbildung mussten ausfallen. Schuld daran war wie bei allen anderen Bildungseinrichtungen die Pandemie.

Kopf nicht in Sand gesteckt
Wer sich auf eine traurige und demotivierte Mitgliederversammlung eingestellt hatte, wurde am Dienstagabend überrascht. Natürlich schloss die Jahresrechnung aufgrund genannter Umstände mit einem Verlust. Kurse, die nicht stattfanden, brachten auch keine Kursgelder ein. Dazu kamen Kosten für die Rezertifizierung in der Qualitätsprüfung und eine Weiterbildung für die Kursleitenden. Das Defizit betrug am Ende des Geschäftsjahres 2021 17’822 Franken. «Diesen Verlust können wir dank unserer finanziellen Reserven selber stemmen», betonte Katja Minnig, Leiterin der Geschäftsstelle der Volkshochschule Obersimmental-Saanenland und lenkte den Fokus damit sofort in eine positive Richtung. «Und ausserdem sind es 2000 Franken weniger Verlust als budgetiert.» Natürlich sei es vor allem frustrierend gewesen, immer wieder zu planen und dann doch alles absagen zu müssen. «Keiner teilt gern mit, dass es nicht so läuft, wie vorgesehen», präzisierte Minnig vor der Versammlung. Aber dann sei es doch immer wieder möglich gewesen, mit den Lockerungen etwas durchzuführen. Und das sei dann auch eine sehr dankbare Aufgabe gewesen. Der Kontakt mit den Kursleitenden sei mitunter intensiver gewesen als gewöhnlich. «Ist ja eigentlich ganz schön, wenn man mehr miteinander zu tun hat. Einfach die Umstände, die dazu führten, waren nicht so schön.»

Initiativ gegen Mitgliederschwund
Seit einigen Jahren beschäftigen rückläufige Mitgliederzahlen den Vorstand und die Geschäftsleitung. Der Ertrag aus Mitgliederbeiträgen schrumpft seit geraumer Zeit. «Die Philosophie der Kunden hat sich offensichtlich geändert», wagt Katja Minnig einen Erklärungsversuch. «Während es früher einfach dazugehörte, Mitglied in der Volkshochschule zu sein, entscheiden sich heute die Menschen häufig nur dann für eine Mitgliedschaft, wenn sie auch sicher einen Kurs besuchen. Die Kostenersparnis ist vermutlich häufig die Basisüberlegung.» Das sei weniger ein Vorwurf als viel mehr eine Erkenntnis aus den Beobachtungen der letzten Jahre.

Dem möchte der Vorstand in Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung zukünftig aktiv entgegenwirken. Ein Mitgliedschaftsflyer, der jeden einzelnen als potenzielles Mitglied anspricht, sei erarbeitet worden und werde lanciert, sobald die Bedingungen für gesellschaftliche Veranstaltungen und Kurse wieder sicherer werden.

Kontinuität und Treue
Auf dem Programm stand die Wiederwahl von drei Vorstandsmitgliedern, deren sagenhafte Amtszeiten einstimmig um weitere vier Jahre verlängert wurden. Vorstandsmitglied Elisabeth Bühler blickt auf sage und schreibe 25 Jahre im Amt zurück. Auch die beiden Wiedergewählten Catrin Linke mit 16 Amtsjahren und Andrea Hunziker mit deren neun sind der Volkshochschule Obersimmental-Saanenland offensichtlich eng verbunden. Ähnlich wie im Vorstand verhält es sich bei den Kursleitenden. «Auch ihnen gebührt grösster Dank für ihre Flexibilität, die sie in den vergangenen zwei turbulenten Jahren zeigten», versicherte Präsidentin Brigitte Zahnd gegenüber der Versammlung. Und auch unter den Kursleitenden gab es einige Jubiläen zu feiern. Darunter auch Carole Ziörjen aus St. Stephan und Ulrike Spitzer aus Saanen. Beide sind seit nunmehr 15 Jahren mit der Erwachsenenbildung beschäftigt. Im Interview sprachen beide über ihre Motivation, Kurse zu leiten und über die Möglichkeiten, zukünftig neues Lehrpersonal zu finden.