Ein Jahr mit vielen Herausforderungen

  19.05.2022 , Gesellschaft, Saanen, Gesundheitswesen

Corona und die immer kürzer werdende Aufenthaltsdauer der Bewohnenden prägten das Geschäftsjahr des Alters- und Pflegeheims Pfyffen egg. Nach der Demission von Vorstandsmitglied Elisabeth Jörg bleibt der Sitz vorläufig vakant.

ANITA MOSER
Das Geschäftsjahr 2021 war geprägt von der Pandemie. Viele Aktivitäten oder Besuche waren nur noch eingeschränkt oder zeitweise gar nicht möglich und es mussten auch Bewohnende in ihren Zimmern isoliert werden. Die Bewohnenden hätten die Massnahmen in Kauf genommen und sich den Anordnungen der Heimleitung gefügt, betonte Vereinspräsident Urs Zumbrunnen am Montagabend an der Hauptversammlung. Die Heimleitung und das ganze Personal hätten in dieser Zeit Höchstleistungen zum Wohle der Bewohnenden erbracht, seien aber auch an ihre Belastungsgrenze gestossen. «Es wurden über 1400 Überstunden geleistet und nur so konnten die rund 300 Krankheitstage, die unter dem Personal wegen Corona entstanden sind, verkraftet werden», so Zumbrunnen. «Oft wussten wir nicht, wie wir die Schichten noch abdecken sollten, vor allem in der Küche», ergänzte Heimleiter Edwin von Siebenthal.

Vier Corona-Todesfälle
Eineinhalb Jahre war das Heim vom Coronavirus verschont worden, ab November 2021 schlug es mit voller Wucht zu. Von den 30 Bewohnenden waren im November 17 Personen positiv, drei Personen verstarben. Eine vierte Person ist diesen Frühling an Corona gestorben. «Wenn das Virus im Heim ankommt, ist es sehr schwierig, die Ausbreitung zu verhindern», so von Siebenthal. Deshalb sei es umso wichtiger, Schutzmassnahmen auch in Zukunft einzuhalten und vor allem auf Distanz zu achten. «Wir halten gewisse Regeln aufrecht, auch wenn sie von den Bewohnenden wie von den Besuchenden schwer nachvollziehbar sind», erklärte der Heimleiter. Aktuell ist man darauf bedacht, dass sich Besuchende und Bewohnende im Innern des Hauses nicht unbedingt durchmischen. Verschiedene Aktivitäten werden hingegen wieder angeboten, was sehr geschätzt werde, so von Siebenthal.

Hohe Fluktuation
Sowohl Urs Zumbrunnen als auch Edwin von Siebenthal sprachen die hohe Fluktuation unter den Bewohnenden an. «Die älteren Menschen finden immer später den Weg in unsere Institution und dementsprechend wird die Aufenthaltsdauer der Bewohnenden immer kürzer», betonte der Vereinspräsident. Dies sei zwar in den meisten Seniorenheimen zu beobachten, mache es aber zu einer Herausforderung, da immer mehr administrative Arbeit geleistet werden müsse und die Pflegeanforderungen an das Personal stetig steige. Edwin von Siebenthal untermalte die Aussagen mit Zahlen: Im Berichtsjahr verzeichnete man im Heim 16 Todesfälle, dazu kamen vier Feriengäste. «Das gibt 20 Ein- und Austritte – in einem Heim, das 30 Betten hat, ist das eine hohe Zahl», so von Siebenthal. Und mehr als die Hälfte der Verstorbenen verbrachte nur eine kurze Zeit – einen bis sechs Monate – im Heim.

Alle hoffen, dass im Heimalltag in diesem Jahr wieder «Normalität» einkehrt.

Vier Lernende
Viel Wert wird im Alters- und Pflegeheim Pfyffenegg auf die Ausbildung von Fachkräften gelegt. In der Regel werden pro Jahr drei Auszubildende beschäftigt, im kommenden Jahr werden es vier Lernende sein. «Wir übernehmen eine Auszubildende vom Haus Fuhrenmatte in Boltigen, das aus finanziellen Gründen schliessen muss», erklärte Urs Zumbrunnen. Ebenfalls wird ein Bewohner von Boltigen nach Saanen in die Pfyffenegg wechseln.

Gesunde Finanzen
Das Geschäftsjahr des Vereins verlief trotz der ausserordentlichen Aufwände – u.a. wurden die 1400 Überstunden ausbezahlt – erfreulich. Bei Einnahmen von rund 2,85 Millionen Franken und einem Aufwand von 2,71 Millionen Franken resultiert ein Gewinn von gut 6500 Franken. Auch die Bilanz sieht erfreulich aus. Das Eigenkapital betrug Ende Berichtsjahr knapp 900’000 Franken und es konnten Rückstellungen in der Höhe von gut 300’000 Franken getätigt werden. «Eine Reserve zugunsten des Hauses», betonte Revisor Jürg Horn. Diese Reserve ist für das Heim überlebenswichtig, da die Heime im Kanton Bern sämtliche anstehenden Investitionen selber finanzieren müssen.

Ohne Wortmeldung genehmigten die Anwesenden die Rechnung und erteilten dem Vorstand Décharge.

Ein Sitz bleibt vakant
Nach vier Jahren im Vorstand hat Elisabeth Jörg ihre Demission eingereicht. Mit einem schönen Präsent wurde ihr Engagement verdankt. Vorläufig bleibt der Sitz vakant. Fünf Mitglieder sind noch statutenkonform. Man hoffe, so Urs Zumbrunnen, in diesem Jahr einen Ersatz zu finden.


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