Entscheid über Generationenprojekt

  08.06.2022 Schönried, Volkswirtschaft, Tourismus, Saanenland, Destination

Am kommenden Freitag, 10. Juni findet in Saanen zum ersten Mal seit Dezember 2019 eine physische Gemeindeversammlung statt. Unter anderem kommen Investitionsbeiträge über 36 Millionen Franken für die Bergbahnen Destination AG zur Abstimmung. Wir haben der Gemeinde, Gstaad Saanenland Tourismus und der BDG Fragen zu den Anträgen gestellt.

ANITA MOSER

Für das Einstiegsportal in Schönried will die Bergbahnen Destination Gstaad AG in den nächsten zehn Jahren geschätzte 90 Millionen Franken investieren. Daran soll sich die Gemeinde Saanen mit 40 Prozent, also mit maximal 36 Millionen Franken beteiligen. Welches ist die Haltung von GST zu den Investitionen der BDG?
Flurin Riedi (Tourismusdirektor):
An der Gemeindeversammlung vom kommenden Freitag werden wir über ein zukunftsorientiertes und für die künftige Entwicklung der Destination Gstaad sehr zentrales Geschäft entscheiden dürfen. Für unserer Destination ist dieses Projekt nicht nur systemrelevant, sondern auch von grosser volkswirtschaftlicher Bedeutung. Dass ein starker Winter- wie auch ein starker Sommertourismus für unsere Region zwingend sind, stellt heute zum Glück niemand mehr in Frage und wurde bekanntlich auch von über 30 Institutionen im Rahmen der Destinationsstrategie bestätigt. Da wir als Gstaad Saanenland Tourismus seit Beginn von der BDG in den Planungsprozess involviert worden sind, konnten wir uns so optimal für eine nachhaltige Gesamtentwicklung des Gebietes Schönried– Horneggli–Hornberg einbringen.

Und was ist GST wichtig?
Flurin Riedi:
Als GST legen wir unseren Fokus insbesondere auf die Entwicklung der Sommerangebote wie etwa die Realisierung eines optimalen Bike- und Wanderangebotes, aber auch attraktiver Familienangebote im Gebiet Hornberg. Weiter begrüssen und fordern wir zugleich eine optimale Nutzung und Gestaltung des Einstiegsportals.

Und erfüllt das Projekt Ihre Forderungen?
Flurin Riedi:
Ja, uns überzeugen die Pläne der BDG, ein Gesamtkonzept zu realisieren, bei dem die Bergbahn, das Parking, aber zum Beispiel auch die Themen Langlauf und Skischule optimal abgestimmt realisiert werden sollen. Dass sich das gesamte Projekt optimal ins Landschaftsbild integriert und Teil eines Gesamtverkehrskonzeptes sein muss, ist nicht nur wünschenswert, sondern zwingend.

Wie wichtig sind die Bahnen Horneggli und Hornberg touristisch gesehen für die ganze Destination?
Flurin Riedi:
Wie erwähnt sind die Bergbahnen nicht nur systemrelevant, sondern auch von zentraler touristischer Bedeutung. Die Bahnen Horneggli und Hornberg sind dabei quasi der Hotspot oder anders gesagt, der Nerv des Skigebietes. Der Hornberg ist ein «Schneeloch» und daher auch betreffend Schneesicherheit unabdingbar. Auch muss man sich bewusst sein, dass die Hornegglibahn nicht nur für Schönried der Einstiegsort ist, sondern unter anderem auch für Saanen und Gstaad, aber auch für das Pays-d’Enhaut von grosser Bedeutung ist.

Und wie wichtig ist die Horneggli-Bahn für die Sommersaison?
Flurin Riedi:
Während der Sommersaison ist die Hornegglibahn mindestens von so grosser Bedeutung wie im Winter. Sie stellt zusammen mit der Rinderbergbahn das Sommerangebot in diesem Sektor sicher. Was die Positionierung des Berges im Sommer mit attraktiven Bike- und Wanderwegen angeht, wird diese dank den geplanten Investitionen weiter gestärkt, wobei insbesondere die Bedeutung des Perimeters Hornbergkessel im Sommer stark zunehmen wird.

36 Millionen werden für die BDG beantragt. Das ist auch für die Gemeinde Saanen ein grosser Brocken. Nathanael Perreten, wie stehen diese Projekte im Zusammenhang mit dem Sanierungskonzept von 2015?
Nathanael Perreten (Gemeinderat von Saanen):
Die Bergbahn hat eine wichtige volkswirtschaftliche Aufgabe. Der Souverän hat dem Sanierungskonzept im Jahr 2015 zugestimmt. Darin wird angenommen, dass zukünftige Ersatzinvestitionen mit 60 Prozent von der Standortgemeinde und Dritten finanziert wird. Die BDG ist aufgrund deren guten Entwicklung heute in der Lage, mehr als die Hälfte der Investitionen selbst zu stemmen und hat dementsprechend das Gesuch gestellt.

Matthias In-Albon, Sie betonen immer wieder, dass der Bau der neuen Bahn auf das Horneggli abhängig ist von der Parkplatzsituation, sprich: Es braucht ein Parkhaus. Doch wer baut respektive finanziert das Parkhaus?
Matthias In-Albon (Geschäftsführer BDG AG):
Das Parking wird von der BDG im Rahmen des Einstiegsportals gebaut und auch finanziert. Die BDG ist Bauherrin. Es ist uns bewusst, dass das Parking mit Einstiegsportal optimal ins Ortsbild passen muss und kein Fremdkörper darstellen darf.

Gehen wir davon, dass das Geld gesprochen wird, die Bahnen und das Parkhaus gebaut werden können. Wie sieht es mit weiteren Investitionen aus?
Matthias In-Albon:
Die erwähnten Projekte bilden den Masterplan für die nächsten zehn Jahre. Andere Investitionen wie zum Beispiel der Schlittelweg Eggli inklusive Beschneiung und Wassertransportleitung, Inszenierungen oder auch die vorgesehenen Personalhäuser vor dem Parking Schönried wird die BDG selbst stemmen.

Es geht an der Gemeindeversammlung um zwei Anträge: einerseits um Investitionen von maximal 36 Millionen Franken und andererseits um die Verlängerung der bisherigen jährlichen Beiträge im gleichen Rahmen von insgesamt 3,8 Millionen Franken für die Jahre 2023 bis 2026. Wie wichtig sind jährlichen Beiträge mit dem Leistungsauftrag für den Sommerbetrieb für die Destination?
Flurin Riedi:
Die Entwicklung der Sommersaison mit einem attraktiven Angebot ist essenziell. Dass unsere Bergbahnen im Sommer nicht kostendeckend betrieben werden können, ist plausibel. Jedoch nicht nur für unsere Leistungsträger, sondern für die gesamte Destination ist es wichtig, dass wir unseren Gästen und Einheimischen ein grosses attraktives Angebot präsentieren können und die verschiedenen Sommerbahnen in Betrieb sind. Dies ist, auch in Zukunft, nur dank dem Leistungsauftrag der Gemeinde an die BDG möglich. Mit dem vorgesehenen Leistungsauftrag wird der Sommerbetrieb bei der BDG wie bis anhin für die nächsten vier Jahre eingekauft und sichergestellt.

Zusätzlich werden Gratissaisonabonnemente (Jahreskarten) für die einheimischen Kinder von 6- bis und mit 15-jährig der Gemeinde Saanen mitfinanziert. Wird die Idee von GST unterstützt?
Flurin Riedi:
Auf jeden Fall. Es ist eine super Idee der Gemeinde. Und es ist der BDG hoch anzurechnen, dass sie – dank der in den letzten Jahren positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft – im Rahmen der jährlichen Beiträge diese Leistung ohne Zusatzbegehren integriert. Für mich ist es ein Angebot, dank dem die Benutzung der Bergbahnen – sei es zum Skifahren oder im Sommer für einen Ausflug – für möglichst alle Familien möglich ist. So stärken wir das touristische Verständnis und fördern gleichzeitig auch den Nachwuchs für die Skiklubs und Skischulen. Eine wirklich tolle Sache!

Matthias In-Albon: Wie weit fortgeschritten sind die Projekte?
Matthias In-Albon:
Der Masterplan Tourismusgebiet Saanenmöser–Schönried ist abgeschlossen. Die Überbauungsordnung, das heisst der ÜO-Plan und die ÜO-Vorschriften sowie der Erläuterungsbericht, liegt vor. Die Änderung der Teilzonenpläne für die Talstation Schönried liegt vor. Die Umweltverträglichkeitsberichte Seilbahnen und Bike- und Wanderwege sowie jener für das Parkhaus liegen ebenfalls vor. Der nächste Schritt ist die öffentliche Mitwirkung, welche in den nächsten Wochen publiziert wird. Anschliessend erfolgt die Publikation der Überbauungsordnung und nach deren Genehmigung die Eingabe des Plangenehmigungsverfahrens, sprich der Baubewilligung.

Was wären die Konsequenzen, wenn einer der beiden Anträge abgelehnt würde?
Matthias In-Albon:
Wir hoffen auf die Unterstützung und das Vertrauen der Stimmbürger zugunsten der Entwicklung der Destination Gstaad.


90 MILLIONEN FRANKEN

Das Investitionsvolumen der Projekte wird gesamthaft auf 90 Millionen Franken beziffert. Die Projekte verteilen sich auf einer Zeitachse von zehn Jahren.

Wie sind diese 90 Mio. aufgeschlüsselt?
– Speichersee 10 Mio.
– Hornegglibahn 36 Mio.
– Hornbergbahn 22 Mio.
– Parkhaus 22 Mio.


ANTRÄGE

Bewilligung von A-fonds-perdu-Investitionsbeiträgen von 40%, maximal CHF 36 Mio., an Neu-/Ersatzbauten im Gebiet Horneggli/Hornberg.
Antrag:
Der Gemeinderat beantragt den Stimmberechtigten wie folgt:
Bewilligung eines A-fonds-perdu-Investitionsbeitrages von 40%, maximal CHF 36’000’000.–, an die Investitionsvorhaben im Gebiet Horneggli/ Hornberg unter den nachfolgenden Bedingungen:
a) Aufteilung in jährlich gleichbleibende Raten von CHF 3,6 Mio., beginnend ab dem Jahr 2023 und Schlussabrechnung über die effektiv zu leistenden Gemeindebeiträge bis zum Maximalbetrag von CHF 36 Mio., sobald die genannten Projekte abgeschlossen werden konnten.
b) Überweisung der Jahrestranchen auf ein Sperrkonto bei einer Bank, lautend auf den Namen der BDG. Kollektivunterschrift zu zweien zusammen mit der Gemeinde Saanen. Abruf des effektiv vorhandenen Geldes auf dem Sperrkonto nach Bedarf und Nachweis der effektiv für die vorgenannten Projekte getätigten Ausgaben.
c) Sollte auf dem Sperrkonto vorübergehend kein Geld zur Verfügung stehen, muss die BDG dies selbst überbrücken, wobei die dannzumal noch ausstehenden Investitionsbeiträge der Gemeinde als Sicherheit für allenfalls notwendiges Fremdkapital gelten können.

Bewilligung von jährlichen Beiträgen von CHF 3,8 Mio. für die Jahre 2023–2026.
Antrag:
Der Gemeinderat beantragt den Stimmberechtigten wie folgt:
Bewilligung von jährlichen Gemeindebeiträgen von total CHF 3’800’000.– für die Jahre 2023–2026 wie folgt:
– CHF 2’000’000.– für den Sommerbetrieb im bisherigen Rahmen
– CHF 1’800’000.– einerseits neu für die unentgeltliche Abgabe von Jahreskarten für Kinder im Alter von 6-jährig bis und mit 15-jährig mit Wohnsitz in der Gemeinde Saanen (Basis Jahreskarte «Gstaad M») sowie andererseits wie bisher als Beitrag an die Abschreibungen der BDG.

Siehe auch «Erläuterungen zu den Geschäften im AvS vom Dienstag, 17. Mai oder unter https://tinyurl.com/2d5368vt


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