Kirchgemeinde Lauenen sucht dringend eine Pfarrperson

  25.08.2022 Kirche, Gesellschaft, Kirche, Lauenen

Seit 1. Juni war Pfarrer Klaus Stoller Verweser in der Kirchgemeinde Lauenen. Aus privaten Gründen hat er am 13. August sein Amt niedergelegt. Spontan haben sich die pensionierten Pfarrpersonen Robert Schneiter und Edith Vogel bereit erklärt, einzuspringen. Die Kirchgemeinde braucht eine neue (Übergangs-)Lösung. Die Stelle ist ausgeschrieben.

ANITA MOSER
Fünf Jahre war Kornelia Fritz als Pfarrerin in Lauenen tätig, Ende Mai wurde sie pensioniert. Auf die Stellenausschreibung für ihre Nachfolge gab es zwar einige Bewerbungen, es kam aber zu keiner Anstellung. Deshalb hat die Kirchgemeinde – unterstützt vom Regionalpfarramt Oberland – beschlossen, die Vakanz mit einer Verweserschaft zu überbrücken. «Wir haben uns gefreut, als Pfarrer Klaus Stoller als Verweser zugesagt hat», sagt Kirchgemeinderatspräsident Stephan Addor. Klaus Stoller habe Jahrzehnte an der Lenk als Pfarrer gearbeitet und kenne Land und Leute in dieser Region, wisse, wovon man spreche, auch wenn er mittlerweile in Bern wohne. «Er war von Anfang an sehr motiviert und initiativ. Er hat beispielsweise sofort Kontakt mit dem Altersheim aufgenommen und hat dort Seelsorge und Andacht ins Leben gerufen. Er war sehr präsent in der Kirchgemeinde, was allgemein sehr gut aufgenommen wurde», so Addor.

Umso grösser sei deshalb die Enttäuschung, dass die Anstellung nach wenigen Wochen ein so abruptes Ende genommen habe. Geplant war die Verweserschaft bis vorerst 31. Dezember 2022. «Er hat sein Amt aus persönlichen Gründen niedergelegt», informiert Stephan Addor. Womöglich habe er zu viel gewollt, sich zu viel zugemutet und mehr als das abgemachte Pensum gearbeitet, mutmasst Addor.

Pensionierte Pfarrpersonen springen ein
In die Lücke gesprungen sind Pfarrer Robert Schneiter aus Schönried und Pfarrerin Edith Vogel aus Erlenbach. Beide sind seit einigen Jahren pensioniert, haben aber noch Stellvertretungen übernommen. «Wir sind sehr froh und dankbar, haben sich die beiden bereit erklärt, einzuspringen», betont der Kirchgemeinderatspräsident. Die Amtswochen und die Gottesdienste seien somit glücklicherweise bis mindestens Anfang November abgedeckt.

Pfarrsekretariat aufgegleist
Um die beiden pensionierten Pfarrpersonen zu entlasten, hat der Kirchgemeinderat ein Pfarrsekretariat aufgegleist und auch schon eine Mitarbeiterin gefunden. «Sie ist vertraut mit der Materie», ist Stephan Addor erleichtert. «Sie betreut die pfarramtliche Mailadresse, sortiert Anfragen für Taufen, Trauungen, Bestattungen, Kirchenreservationen usw. und leitet sie an die jeweils zuständige Person weiter», erklärt er. «Die Mitglieder des Kirchgemeinderates sowie weitere Freiwillige, die sich in der Kirchgemeinde engagieren, werden nun ebenfalls einen Zusatzeffort leisten müssen.»

Wenig Bewerbungen
Die Kirchgemeinden leiden genauso unter Fachkräftemangel wie andere Branchen. Auf die Stellenausschreibung im vergangenen Jahr hätten sich immerhin vier Pfarrpersonen schriftlich beworben und eine habe sich telefonisch erkundigt, blickt Addor zurück. «Mit zwei Personen haben wir Vorstellungsgespräche geführt, ein Pfarrer hat eine Probepredigt gehalten.» Die Resonanz bei den Predigtbesuchern sei jedoch negativ ausgefallen. «Deshalb haben wir auf eine Anstellung verzichtet.»

Distanz wird unterschätzt
Die Bewerber würden die Distanz oft unterschätzen, ortet Stephan Addor einen der Gründe für die schwierige Suche nach geeigneten Pfarrpersonen für Randregionen. Viele wollten pendeln und ihren Lebensmittelpunkt am bisherigen Ort behalten – oft wegen der Familie, wegen der Kinder. «Das Pendeln wird aber oft unterschätzt», weiss der Lauener. Und wohne ein Pfarrer nicht in der Gemeinde, in der Region, bleibe nicht nur das Pfarrhaus verwaist. «Auch das Persönliche kommt zu kurz, der Kontakt mit den Leuten», so Addor.

Hoffen auf eine Interimslösung
Derzeit ist man fieberhaft daran, eine vorläufige Lösung zu finden, um Robert Schneiter und Edith Vogel zu entlasten, respektive die Lücke bis zur – hoffentlich – definitiven Anstellung einer Pfarrperson zu füllen. «Wir würden uns freuen, könnten wir einen Interimspfarrer, eine Interimspfarrerin anstellen», so der Ratspräsident.

60- bis 70-Prozent-Stelle ist ausgeschrieben
Parallel dazu ist die Pfarrstelle ausgeschrieben. Offiziell ist es eine 60-Prozent-Stelle, die Kirchgemeinde Lauenen finanziert jedoch zusätzliche zehn Prozent. Die Arbeit sei vielschichtig und interessant, betont Addor. Eine Pfarrperson in der Lauenen könne selbstständig arbeiten und die Zukunft mitgestalten. «Wir sind eine lebendige Kirche, bewahren Traditionen, sind aber auch offen für Neues.» Eine Pfarrperson in der Lauenen könne sich entwickeln und entfalten. Voraussetzung sei natürlich, dass die Person den Zugang zu den Leuten finde und dass die Chemie stimme.

«Wir geben die Hoffnung nicht auf»
«Es wäre das Schönste, wenn wir die Stelle besetzen könnten», betont der Kirchgemeinderatspräsident. Man müsse aber auch realistisch sein und mit allem rechnen. Denn die Situation habe sich innerhalb eines Jahres verschlechtert. «Letztes Jahr gab es immerhin vier, fünf Bewerbungen, aktuell ist noch keine einzige eingegangen.»

Natürlich steht auch eine Kooperation mit der Nachbarkirchgemeinde im Raum, doch vorschnell will man in der Lauenen das Einzelpfarramt nicht aufs Spiel setzen. «Wir geben die Hoffnung nicht auf. Wenn nötig, werden wir die Stelle nochmals ausschreiben, dann sehen wir weiter.»

Momentan ist der Kirchgemeinderatspräsident einfach nur erleichtert, dass wenigstens die Gottesdienste und Amtsgeschäfte für die kommenden Wochen geregelt sind. Pfarrer Schneiter und Edith Vogel windet er ein grosses Kränzchen: «Die beiden haben uns nicht hängen lassen – sonst wären wir ziemlich übel dran», gibt Addor unumwunden zu.


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