Rotkreuz-Fahrdienst wird von Thun aus organisiert

  07.03.2022 Region, Gesellschaft, Gesundheitswesen

Seit dem 1. Januar 2022 greifen in Sachen Rotkreuz-Fahrdienst im Kanton Bern gewisse Anpassungen. Neu ist, dass sämtliche Fahrten im Berner Oberland von Thun aus organisiert werden. Das gilt auch für das Saanenland.

KEREM S. MAURER
Der Rotkreuz-Fahrdienst des SRK (Schweizerisches Rotes Kreuz) Kanton Bern ist ein viel genutztes und wichtiges Entlastungsangebot für ältere und in der Mobilität eingeschränkte Personen. Laut einer SRK-Medienmitteilung vom letzten Dezember ist die Nachfrage nach Rotkreuz-Fahrdienstleistungen in den letzten Jahren stetig gestiegen. Parallel dazu haben sich neben dem administrativen Aufwand auch die damit verbundenen Kosten erhöht. Um auch künftig einen reibungslosen Fortbestand dieses Angebots zu gewährleisten, wurden ab Januar 2022 verschiedene Neuerungen eingeführt. Neu müssen alle Kundinnen und Kunden, die eine Fahrt beim Rotkreuz-Fahrdienst buchen wollen, nach Thun anrufen und man sollte sich die Öffnungszeiten des regionalen Fahrtenvermittlungsbüros merken (siehe Kasten).

Telefon ist länger besetzt
«Bis zuletzt gab es praktisch in jeder Gemeinde eine Fahrdienstvermittlerin oder einen Fahrdienstvermittler. Besonders im Berner Oberland war dies sehr ausgeprägt», erklärt Philippe Daucourt, Leiter Abteilung Entlastung beim SRK Kanton Bern und Regionalstellenleiter Region Oberland ad interim. Eine von diesen zahlreichen Fahrdienstvermittlerinnen war Martha Reichenbach aus Saanen. Sie dirigierte vom 1. Januar 2013 bis Ende 2021 rund 25 Rotkreuz-Fahrer:innen mit bis zu zwölf Fahrten an Spitzentagen. Der Vorteil einer dezentralen Fahrtenvermittlungsstelle war in ihren Augen, dass man Kundinnen und Fahrer kannte. «Wir wussten, wo wer wohnt und konnten so die Fahrten effizient gestalten», erklärt Martha Reichenbach, die in dringenden Fällen dem SRK weiterhin als Fahrerin zur Verfügung steht. Und man war halt da, auch wenn jemandem erst nach Feierabend in den Sinn kam, dass er für den morgigen Tag noch einen Chauffeur brauchte. Selbst wenn man für alle Fahrten eine Vorlaufzeit von zwei bis drei Tagen einplanen sollte. Doch auch Martha Reichenbach «musste» nicht rund um die Uhr erreichbar sein, sondern hatte ihre fixen Dienstzeiten. All jene, die jetzt befürchten, die Öffnungszeiten in Thun seien im Vergleich zu vorher zu knapp bemessen, kann Philippe Daucourt beruhigen: «Jetzt sind die Telefone sogar länger besetzt als vorher», sagt er.

Alle Freiwilligen werden gleich behandelt
«Es wurde zuletzt immer schwieriger, Fahrtenvermittler:innen zu finden», erklärt Philippe Daucourt. So mussten schon seit längerer Zeit Fahrdienste in zahlreichen Oberländer Gemeinden von Thun aus organisiert werden. Also kam man auf die Idee, den Fahrdienst im ganzen Kanton von sechs Regionalstellen aus zu organisieren mit festangestellten Regionalmitarbeitenden. Dabei ging es hauptsächlich darum, die Preispolitik zu vereinheitlichen und die Dienstleistungen zu standardisieren. «Natürlich können dadurch auch Kosten eingespart werden. Statt fünf Softwares für sechs Administrationen muss jetzt nur noch eine unterhalten werden.» Doch neben allen Vereinfachungen des Systems gibt es für Philippe Daucourt einen grossen Vorteil bei der Reorganisation: «Alle freiwilligen Rotkreuz-Fahrer:innen werden jetzt im ganzen Kanton gleich behandelt.»

Fahrdienst ist kein Notfalldienst
«Der Rotkreuz-Fahrdienst ist nicht dafür gemacht, dass man heute anruft, wenn man gleichentags oder morgens einen dringenden Termin hat, auch wenn Mögliches möglich gemacht wird», ruft Philippe Daucourt in Erinnerung und hält fest: «Wir sind kein Notfalldienst.» Wann macht denn der Rotkreuz-Fahrdienst Sinn? Es geht darum, planbare Fahrten zu bestehenden Terminen zu buchen. Also regelmässige Arztbesuche, einen Gang zur Apotheke, wenn ein Spital- oder Kuraufenthalt angetreten oder abgeschlossen wird oder wenn man einen Freund oder eine Freundin besuchen möchte. Es sei auch schon vorgekommen, dass jemand den Fahrdienst für einen kleinen Nachmittagsausflug rund um den Thunersee gebucht habe, erzählt Daucourt. Wichtig sei einfach, dass man wisse, dass solche Fahrten nicht von heute auf morgen gebucht werden sollten. Doch das war vor der Reorganisation auch schon so. Und gratis sind solche Fahrten auch nicht (siehe Kasten).

In der Regionalstelle Oberland in Thun sind derzeit rund 330 freiwillige Fahrer:innen engagiert. Das kling nach viel, aber sind das auch genug? «Freiwillige Fahrerinnen und Fahrer hat man nie genug, es dürften immer mehr sein», sagt Philippe Daucourt und weist darauf hin, dass sich alle, die gerne als freiwillige Fahrer:innen einen Beitrag leisten wollen, sich doch gerne beim SRK Bern Regionalstelle Oberland melden dürfen.


ROTKREUZ-FAHRDIENST

Telefon: 033 225 00 82
Öffnungszeiten: Montag–Donnerstag: 8.00–11.30 Uhr und 13.30–15.30 Uhr; Freitag: 8.00–11.30 Uhr
Tarife (seit 1. Januar 2022 im ganzen Kanton einheitlich): Es werden mindestens 10km verrechnet. Fahrgäste ab 62 Jahren: 1.20 Fr./km; Fahrgäste unter 62 Jahren oder Institutionen: 1.80 Fr./km
Vermittlungspauschale: 2 Fr./Auftrag
Zusätzliche mögliche Kosten: Spesen für Parkgebühren oder Verpflegung. Bei medizinisch notwendigen Fahrten übernehmen die Krankenkassen 50 Prozent der Fahrkosten. Die Bereitschaft zur Kostenübernahme variiert von Krankenkasse zu Krankenkasse.


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