Wenn Fischer feiern – freuen sich die Fische

  29.08.2022 Sport, Gesellschaft, Gsteig, Sport

Die Kulisse des 100-Jahr-Jubiläumsfestes des Angelfischervereins Saanenland bildeten der Arnensee und die malerische Landschaft. Wenn Fischer feiern, freuen sich der Seesaibling, die kanadische Seeforelle und die Regenbogenforelle im Stausee, der vom Tschärzisbach gespiesen wird. Bei den vorbereitenden Strategiesitzungen zur Jubiläumsfeier fand der Vorstand in einem Wörterbuch für Fischer folgende Weisheit: Treffen sich ein Thunfisch und ein Walfisch. Sagt der Walfisch: «Was sollen wir tun, Fisch?» Antwortet der Thunfisch: «Du hast die Wahl, Fisch.»

EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Am Samstag, 27. August, entwickelte sich im Huus am Arnensee ein gediegener Erinnerungsanlass. Alle Ingredienzen für ein schönes Fest waren vorhanden. Es fehlte an nichts. Kreative Gastrounternehmer servierten den Apéro, die Familienkapelle Walker spielte auf, Mitglieder des Angelfischervereins, Sponsoren und Gäste belebten nach und nach die Terrasse beim Huus. Wie bestellt strahlte auch die Abendsonne, nachdem es eher nach Regen aussah.

Freudige Begrüssung
Stefan Romang, Präsident des Angelfischervereins Saanenland, hatte im wahrsten Sinnen des Wortes alle Hände voll zu tun. Mit freundlich scherzenden Worten begrüsste er die eintrudelnden Gäste. In seiner kurzen aber gehaltvollen Begrüssungsrede betonte er: «In unserem Verein ist das Fischen ein Teil der Tätigkeit. Viel Zeit und Wissen investieren wird in die Hege. Wir blicken mit Freude und Stolz zurück in die vielen Jahrzehnte unseres Vereinslebens. Mit unseren vielseitigen Aktivitäten, unserem Huus am Arnensee und der prächtigen Umgebung bilden wir auch ein touristisches Angebot – im Vergleich mit Skifahren und Biken wohl kleiner, aber deswegen nicht minder wertvoll. Hätten wir mehr weibliche Mitglieder und Jugendliche in unserem Verein, wäre unsere Zufriedenheit vollends. Aber heute, meine lieben Gäste, sind wir gut aufgestellt und wollen feiern.»

Ein feudales Nachtessen
Im Festzelt unterhalb des Restaurants offerierte Gstaads Ikone Robert Speth – der 2005 Gault Millaus Koch des Jahres war – ein feudales Nachtessen. Zuvor zog er seinen Gästen den Speck durch den Mund. Heiter und neckisch führte Speth durch den Menüplan. Da waren etliche «Ahs» und «Ohs» aus der Mitte der Gesellschaft zu vernehmen. Die Familienkapelle Walker sorgte erneut für beste Stimmung. Ihr breites Repertoire an fröhlicher Volksmusik verlieh dem Fest Charme und Glanz. Besondere Stimmung kam auf, als sie «S’isch ja nur es chlises Träumli gsi – Träumli sind ja doch so schnell verbii», von den legendären «Boss Buebe» spielten. Besonders aufmerksame Partygäste wollen gar einige Forellen beobachtet haben, die ob den Klängen ihre Köpfe aus dem Arnensee streckten.


AUSSCHNITTE AUS DEN REDEN

Stefan Romang, Präsident des Angelfischervereins Saanenland
In meiner kleinen aber feinen «R» chocolate boutique» haben mein Team und ich eine besonders leckere Jubiläumstorte hergestellt. Auf der kurvenreichen Strasse hinauf zum Arnensee hörte ich im Radio, dass am Eidgenössischen in Pratteln einer meiner Favoriten auf den Rücken gelegt wurde. Ich erschrak und muss wohl etwas hastig am Steuerrad gezerrt haben, denn die auf dem Rücksitz abgelegte Torte fiel zwischen die Sitze. Schade! Gut, hatte ich noch weitere Süssigkeiten im Kofferraum.

Anmerkung des Autors: Das Schwingergen erbte Stefan Romang wohl von seinem Vater Osi!

Roberto Zanetti, Zentralpräsident des schweizerischen Fischereiverbandes
Ich bin zwar Präsident des Fischereiverbandes, aber kein aktiver Fischer. Wenn Leute mich fragen wie das zu verstehen sei, antworte ich: «Wenn katholische Pfarrherren Ehevorbereitungskurse geben können, kann ich auch Fischereipräsident sein – man muss nicht zwingend etwas von der Sache verstehen.»
Als Ständerat des Kantons Solothurn verstehe ich mich als Bindeglied zwischen der staatlichen Obrigkeit und dem Volk. Gerade im Zusammenhang mit dem Fischereigesetz, den Gewässerschutzverordnungen und dem Thema Restwasser kann ich von den Erfahrungen der Fischer viel in die Debatten der Parlamentskommissionen einbringen. Derzeit kommt die einheimische Stromenergie arg unter Druck. Man will aus jedem Tropfen Wasser Energie gewinnen. Aber ohne Wasser gibt es kein Leben. Es gilt, ein sich anbahnendes Desaster für die Fische zu vermeiden. Und da bin ich und andere Politiker auf das Wissen und die Erfahrungen der Angelfischervereine angewiesen.

Tom Schild, Präsident Jagd- & Wildschutzverein Saanenland,
gab seiner Freude Ausdruck, dass der Angelfischerverein seinen 100. Geburtstag im Huus am Arnensee, notabene auf Gsteigerboden, feiert.

Markus Schneider, Präsident des Bernisch Kantonalen Fischerei-Verbandes, dankte für die Einladung zum Jubiläumsfest. Er beleuchtete mit wenigen Worten die anstehenden Probleme und anzugehenden Arbeiten, die da sind; Renaturierung verschiedener Gewässer, den Verlust der Artenvielfalt, die stetige Erwärmung durch den Klimawandel und die anhaltende Verschmutzung der Gewässer durch Pflanzengifte und weitere Chemikalien.


ANEKDOTEN UND BESONDERE ERLEBNISSE

Ivo Paroni, humorvoller Conférencier

«Wenn man nur kleine Pfannen zu Hause hat, muss man auch keine grossen Fische fangen. Ein Fest ohne Musik ist wie ein Film ohne Ton/wie ein Circus ohne Clown». Ich war nie der grösste Fischer, bin einfach schon lange im Verein und war während einiger Jahre gar in dessen Vorstand. Fischen ist für mich eine Art Therapie. Wenn ich das Gefühl habe, jetzt müsse etwas passieren, dann gehe ich einen halben Tag fischen. Danach geht es mir wieder ganz gut. Nirgends kann ich besser abschalten, als beim Fischen im Bach. Gibt es etwas Schöneres, als bachaufwärts, von Stein zu Stein oder im knöcheltiefen Wasser, zu gehen? Bei meiner Grossmutter Erika Paroni-Gasche durfte ich während gut 20 Jahren, jeweils freitags, das Mittagessen einnehmen. Sie war die erste Schweizer Skimeisterin des Skiklubs Saanen. Diesen Titel erlangte sie an den 38. Schweizerischen Skirennen, die vom 3.bis 5. März 1944 in Gstaad ausgetragen wurden.»


Edith Ellenberger

«Ich erlebte viele kleine Geschichten. In guter Erinnerung bleibt mir jene, als mein Mann beim Fischen ins Wasser fiel, «pflotschnass» nach Hause kam und keine Forelle mitbrachte. Einmal musste ich besondere Geduld aufbringen. Wenn die Fischer lange unterwegs sind, sind sie meistens nicht wegen dem Fischen lange unterwegs, sondern wegen Sitzungen oder weiss ich was … Aber wenn man die Frau eines Fischers ist, wartet man schon gar nicht, da weiss man, dass die Abwesenheit undefinierbar lange sein kann. Dann ist es auch egal, ob «er» mit einem Fisch nach Hause kommt, Wichtig ist, dass der Mann sein Hobby auslebt und zufrieden nach Hause kommt. Ob mit oder ohne Fisch!»


Marlies Bärtschi

«Damals, als wir im Gsteig wohnten, ging mein Mann zur Grundbrücke, um in der Saane zu fischen. Nach dem Fischen kam er verzweifelt nach Hause und stotterte: «Ich habe mein Handy nicht mehr!» Auf meine Frage, wo er es hingelegt habe, antwortete er: «Es machte blub, blub, blub, als das Handy in die Saane fiel und sogleich von einer Forelle entführt wurde». Damit wäre auch folgendes Vorkommnis geklärt: Ein Mann sagte zu seiner Frau: «Ich gehe mal fischen.» Worauf die Frau antwortete: «Ja, ja, die Forelle hat schon drei Mal angerufen.»


Hermann Recker, Hegeobmann von 1992 bis 2002

«Wir hatten und haben seit je her viele Hegestunden im Verein zu leisten. Ich erinnere mich an einen Kollegen, der jedes Mal auf Tauchstation ging, wenn wir abfischen gingen. Der hatte immer Ersatzkleider in seinem Auto, weil er wusste, dass er ins Wasser fallen würde. Letztlich war es dann auch so. Auf irgendeine Art fiel der immer in den Bach.»


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