Turnaround gelungen

  28.08.2018 Region, Politik, Volkswirtschaft, Wirtschaft

Die Verantwortlichen der BDG AG präsentierten der GV erfreuliche Geschäftszahlen. «Nach dem Jahr der Sanierung 2016 und dem Jahr der Restrukturierung 2017 folgt nun die Vorwärtsstrategie», betonte Verwaltungsratspräsident Heinz Brand.

ANITA MOSER
156 Aktionäre – sie vertraten knapp 86 Prozent des Aktienkapitals – fanden sich am vergangenen Samstag in der Simmental Arena zur Generalversammlung der Bergbahnen Destination Gstaad AG ein. Die Traktanden gaben zu keinen Diskussionen Anlass. Der Jahresbericht und die Jahresrechnung wurden einstimmig genehmigt. Alles in allem realisierte die BDG einen Nettoerlös von rund 26,9 Millionen Franken. «Das entspricht einem Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr», erläuterte Adrian di Camillo, verantwortlich für Finanzen und Controlling. Das EBITDA liegt bei 7,22 Millionen Franken, rund 2 Millionen höher als im Vorjahr, die Marge bei 27% (+5%). «Wir kommen langsam in die Nähe des Branchenrichtwertes, der zwischen 30 und 35% liegt», so di Camillo. Nach Abschreibungen weist die BDG einen Jahresgewinn von 281 000 Franken aus, das Eigenkapital belief sich per 30. April 2018 auf rund 22 Millionen Franken.

Verwaltungsrat bestätigt
Dem Verwaltungsrat mit Heinz Brand (Präsident), Matthias Matti (Vizepräsident), Jan Brand, Walter Lüthi, Holger Schmid, Ernest von Siebenthal und Roland Zegg haben die anwesenden Aktionäre einstimmig für ein weiteres Jahr das Vertrauen ausgesprochen.

Ersteintritte und Umsatz gesteigert
Trotz den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Tourismusbranche ist der BDG in den letzten drei Jahren der Turnaround gelungen: Ersteintritte und Umsatz konnten um jeweils 18 Prozent gesteigert werden. Der Erfolg sei unter anderem auf die konsequente Einhaltung des Sanierungskonzepts und die breite Unterstützung in der Region zurückzuführen, betonte Heinz Brand. Aber auch die modernisierten Beschneiungsanlagen und der schneereiche Winter hätten das Nötige dazu beigetragen (siehe auch AvS vom 31. Juli). Adrian di Camillo zeigte auf, wie wichtig der Winter für die BDG ist. «Rund 87 Prozent aller Gäste kommen im Winter.»

Solidarität von den Gemeinden
Als Vertreter der Standortgemeinde Zweisimmen stelle er mit Freude fest, dass der Einstiegsberg Rinderberg wieder den Stellenwert habe, den er verdiene, betonte Gemeindepräsident Ernst Hodel. Das gründliche Retrofit der Anlage, der Umbau des Bergrestaurants, der Kauf der Rinderberg Lodge, die sehr gute Führung der beiden Betriebe, die ersten optischen Zeichen der Attraktivierung des Berges usw. seien ein Signal, dass die BDG auch in Zukunft auf Zweisimmens Hausberg setze. «Der Gemeinderat von Zweisimmen hat diese Signale zur Kenntnis genommen und ist weiterhin gewillt, zur Stärkung des veritablen Lebensnervs unserers Ortes beizutragen.» Folgt die Gemeindeversammlung dem Antrag der Behörde, will die Gemeinde einen «nicht ganz unbedeutenden Zustupf in den nächsten vier Jahren leisten» sowie einen Beitrag für die Sicherstellung des Sommerbetriebs von Mitte Juli bis Oktober und Geld für Massnahmen im Rahmen der Inszenierung des Rinderbergs sprechen. «Wir setzen damit auf die Solidarität mit den anderen BDG-Gemeinden und sind überzeugt, dass damit nicht nur Zweisimmen und der Rinderberg, sondern die ganze Tourismusregion profitiert», so Hodel.

Highlights und Wermutstropfen
Die Verantwortlichen der BDG konnten von zahlreichen Highlights berichten. Das TOP4-Saisonabo sei ein voller Erfolg gewesen und werde weitergeführt. Der Vorverkauf beginnt am 1. September. Besonders freut man sich über die Modernisierung der Saanerslochbahn. Die Eröffnungsfeier findet am 15. Dezember 2018 statt.

Auch beim Eggli gibt es Fortschritte: Die Änderung der Überbauungsordnung für die neue Gondelbahn Eggli wurde vom Kanton genehmigt, das Plangenehmigungsverfahren läuft noch.

«Es gibt aber auch ein paar Wermutstropfen», betonte Heinz Brand und erwähnte die Einstellung des Sessellifts St. Stephan–Lengenbrand. Die BDG sei bereit, den Betrieb weiterzuführen, wenn sie von der Gemeinde St. Stephan einen Leistungsauftrag bekomme, wenn die Gemeinde bereit sei, für die Kosten aufzukommen. «Die BDG als Unternehmung will aufhören, Sachen querzusubventionieren, welche nicht mehr tragbar sind», begründete Heinz Brand. «Wir haben aber auch grosses Verständnis für die betroffenen Gemeinden, es ist ein herber Schlag. Aber es muss ein Umdenken stattfinden: Man kann nicht überall alles aufrechterhalten.» (Anm. der Redaktion: Der Gemeinderat lehnt die Forderung der BDG ab. Heute Abend entscheidet eine ausserordentliche Gemeindeversammlung über die Einführung eines Versuchbetriebs mit einem Skibus.)

Das Rellerli werde offiziell am 31. Dezember geschlossen, orientierte Heinz Brand. «Damit erfüllen wir die vertraglichen Voraussetzungen.» Es sei noch der Wunsch geäussert worden, die Bahn bis am ersten Wochenende im Januar laufen zu lassen. Man prüfe dieses Anliegen, so Heinz Brand.

Emotional wurde der Vorsitzende, als er auf die Situation mit den Landeigentümern zu sprechen kam. Man habe eigens eine Kommission eingesetzt, die nach Lösungen suche. Es gebe ungefähr 300 Verträge unterschiedlicher Natur. «Mit vielen Landeigentümern haben wir ein gutes und konstruktives Verhältnis», betonte Brand. «Vereinzelte Eigentümer machen uns aber das Leben wirklich sehr schwer und bringen einen fast zum Verzweifeln mit Drohungen, den Bau einzustellen, oder mit horrenden finanziellen Forderungen.» Man hoffe nun auf einvernehmliche Lösungen. «Wir leben alle vom Tourismus und bewegen uns alle in diesem Umfeld.»

Auch mit den Verantwortlichen vom Glacier 3000 sei man in Verhandlung. «Wir wissen, dass der Glacier 3000 ein Bestandteil der Region ist und dass man einen gemeinsamen Weg suchen muss.» In der Region habe man sich ein Stück weit gefunden – vielleicht nicht ganz zufriedenstellend, so Brand. Mit dem Top4 sei es etwas schwieriger, «aber auch dort streben wir an, dass wir irgendwann zu einer Lösung kommen». Der Austritt von Glacier 3000 aus dem Berner Bergbahnenverbund vereinfache die Situation auch nicht. «Ich verspreche», so der Verwaltungsratspräsident, «wir werden unser Bestes geben und Wege suchen, dass man wieder auf einen gemeinsamen Nenner kommt.»

Erfolgsfaktor der Region
«Wir wollen effizienter arbeiten, Strukturen optimieren, die Gäste begeistern, wir wollen Gäste, die zufrieden sind», betonte Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG, und zog den Vergleich zu den SBB. «Wir müssen probieren, unser verstaubtes Image abzulegen, und zu einer richtig modernen Dienstleistungsunternehmung werden.» Dazu gehören der Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur. Die BDG wolle ein Erfolgsfaktor für die Region sein. «Wir müssen authentische Bergerlebnisse passend zur Region schaffen, vielfältig, genussorientiert, kundenfreundlich sein.» Ziel seien zwei vollwertige Saisons – weiss und grün. Im Winter mit den zwei Skigebieten West und Ost mit eigener Segmentierung und Fokussierung. Das Skigebiet West als Genusssektor, das Skigebiet Ost als sportliches Gebiet, als klassisches Skigebiet. «Im Winter ist Skifahren das Hauptprodukt, im Sommer steht das Familienerlebnis auf dem Berg im Zentrum mit Wandern als Hauptprodukt», betonte In-Albon. Diese Produkte werden von der Marketinggesellschaft unter der Führung von Andreas Wandfluh mit entsprechenden werbewirksamen Marketingmassnahmen beworben.


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