Eine Ära ist zu Ende

  08.01.2019 Sport, Volkswirtschaft, Tourismus, Schönried

Am vergangenen Sonntag wurde der Betrieb am Rellerli definitiv eingestellt. 217 Personen liessen sich bei trübem Wetter nochmals auf den beliebten Schönrieder Aussichtsberg transportieren. Wehmut machte sich hier und dort breit und viele hoffen auf eine Nachfolgelösung.

ANITA MOSER
217 Einheimische und Gäste liessen sich am Dreikönigstag zum letzten Mal mit der Gondelbahn aufs Rellerli transportieren – für ein letztes Mittagessen, einen letzten Kaffee, einen Schwatz oder einfach aus Solidarität für den beliebten Ausflugsberg. Wehmut machte sich da und dort breit, der eine oder andere wischte beim Verlassen der Gondelbahn eine Träne aus den Augen, zwei Mädchen strichen «ihrer» Gondel zum Abschied sanft über die Kabinenwand. Die Stimmung war leicht getrübt – wie das Wetter. Die Rundumsicht blieb verwehrt, nur hie und da lichtete sich der Nebel und gab ein Stück blauen Himmel frei.

Die Hoffnung bleibt
Auch Oswald von Grünigen kam am Dreikönigstag für einen letzten Kaffee ins Bergrestaurant. Der Schönrieder ist ein Mann der ersten Stunde. Er war schon 1970 beim Bau der Sesselbahn dabei und hat bis zu seiner Pensionierung vor fünf Jahren bei den Bergbahnen gearbeitet, erst am Rellerli und nach der Fusion auch bei anderen Bahnen. Er half 1981 am Rellerli beim Bau der Gondelbahn, wurde technischer Leiter der gesamten Anlage, bis er vor zwanzig Jahren aus privaten Gründen ins zweite Glied zurücktrat und Stellvertreter von Betriebsleiter Alfred Schopfer wurde. «Das Rellerli sollte als Sommerberg bleiben», betonte der Rentner. Skifahren sei rückläufig, eine Gästeumfrage zeige, dass 65% der Hotelgäste nicht Ski fahren. Kleinere Bahnen hätten Mühe. Auch er hofft insgeheim auf die neue Bahn. «Aber im Moment geht da sicher nichts …»

«Für mich ist es der schönste Berg im Saanenland, mit der besten Aussicht, die man sich vorstellen kann», sagte Susy Wolf. Sie sei ein ständiger und sehr, sehr treuer Rellerligast und die Schliessung der Bahn mache sie traurig. «Ich bin der festen Überzeugung, dass es weitergehen wird, weitergehen muss. Man kann so etwas nicht einfach schlitteln lassen.»

Schade und sehr traurig sei die Schliessung der Bahn, meinte auch Ueli Schopfer aus Saanen. Bildlich gesprochen mit Blick auf das trübe Wetter und den Artikel über die Zukunft des Rellerlis im «Anzeiger von Saanen» vom vergangenen Freitag, ergänzte er: «Hoffen wir, dass sich der Nebel verzieht und man den blauen Himmel sieht.»

Kurz und knapp das Statement von Walter Jungen aus Gstaad: «Vorwärts schauen und nicht Wunden lecken.»

Abbruch im Laufe des Jahres
Die Gondelbahn wird zu einem späteren Zeitpunkt abgebrochen. Zurzeit wird das Gesuch für die Abbruchbewilligung vorbereitet, wie Adrian Di Camillo, Geschäftsleitungsmitglied der BDG AG, erklärt.

«Das Personal wird sicher bis Ende Saison weiterbeschäftigt – so zum Beispiel am Saanersloch oder an anderen Anlagen der BDG», so Di Camillo. «Wenn immer möglich werden wir die Angestellten auch nach der Saison weiterbeschäftigen. Wir werden das aber jeweils situativ anschauen.»

Gondeln werden für Werbezwecke genutzt oder versteigert
Ein grosser Teil der 63 Gondeln werde für Werbekampagnen eingesetzt, teilte Heinz Brand, Verwaltungsratspräsident der BDG AG, auf Anfrage mit. «Wir hatten grossen Erfolg mit den Fonduegondeln bei Restaurants im Unterland.» Ein weiterer Teil der Gondeln soll versteigert werden.

Video: https://tinyurl.com/ya36h7d9


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