Gemeindeübergreifendes Fest von Lenk bis Gsteig in St. Stephan

  25.10.2019 Kultur, Tradition, Saanenland, Kirche, Zweisimmen, Obersimmental

Am letzten Sonntag präsentierte sich zum Fest des kirchlichen Bezirks das Obersimmental in seinen schönsten Farben. Dieses Jahr wurde das Fest von der Kirchgemeinde St. Stephan organisiert. Nachdem vorgängig der kirchliche Bezirk seine Herbstversammlung abgehalten hatte, begleitete die Musikgesellschaft St. Stephansowie Pfarrerin Stefanie Gilomen (Lenk) durch den Festgottesdienst.

Am kühlen Herbstmorgen des 20. Oktobers versammelten sich die ersten Besucher vor der Kirche St. Stephan. Die Teilnehmenden der Versammlung der Bezirkssynode nahmen das Angebot für einen heissen Kaffee oder Tee dankbar an. Das ganze Team, der Kirchgemeinderat, Pfarrerin Stefanie Gilomen, KUW-Jugendliche der 7. bis 9. Klasse, der Frauenverein St. Stephan und weitere Helfer hatte alles bestens vorbereitet.

Herbstversammlung des kirchlichen Bezirks
Vor dem eigentlichen Fest fand die Versammlung des kirchlichen Bezirks statt. Präsident Jann Reichenbach, Vize-Gemeinderatspräsident aus Gsteig, begrüsste die Anwesenden in der Stephanuskirche. Nebst der Behandlung der Traktanden verabschiedete er seine Co-Präsidentin Brigitte Zahnd aus Schönried mit einem Präsent und grossem Dank für ihre grossartige Unterstützung im Vorstand.

Herzlich willkommen hiess Jann Reichenbach Irene Bieri, welche die heilpädagogische KUW an der HPS Gstaad von Pfarrerin Anika Mudrack übernommen hat. Ab 1. Januar 2020 wird sie diese dann vollständig ablösen und auch die erwachsenen Bewohner des Wohnheimes Burgbühl an der Lenk und Schärmtanne in St. Stephan begleiten.

Nach einer kleinen Kaffeepause startete dann das eigentliche Fest mit dem Festgottesdienst. Als Vertretung der Reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn, der Dachorganisation der kirchlichen Bezirke, freute sich Pfarrerin Judith Pörksen Roder aus Bern über die «Kraft, wenn Kirchgemeinden miteinander unterwegs sind.» «Fürchtet euch nicht» sei der am meisten in der Bibel vorkommende Satz, so die Synodalpfarrerin. Ein wichtiger Satz, um Gutes zu bewirken und die Schöpfung zu bewahren. In diesem Sinne unterstütze die reformierte Kirche auch die Jugendlichen in ihrer Bewegung zum Schutze unseres Klimas.

Der Heilige Stephanus und der Lindwurm im Ried
In ihrer anschliessenden Predigt griff Pfarrerin Stefanie Gilomen den Bibelvers «Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)» auf. Dieser passt sehr gut zu der Geschichte des Heiligen Stephanus, von dem die Gemeinde und auch die Kirche, der Geschichte nach, ihren Namen hat.

Im Jahr 303 n. Chr. kam ein römischer Soldat namens Stephanus nach seiner Flucht aus seiner Legion im Wallis ins Simmental und liess sich am Eingang des Fermeltals nieder. Der Sage nach lebte zur damaligen Zeit in einer Höhle im Ried neben dem Wendelstein ein riesiger Lindwurm, der Unheil über Land und Leute brachte. Stephanus, als gläubiger Christ, überzeugte die Leute und bekehrte einige zum Christentum. Ohne Furcht stellte er sich auf den Wendelstein, streckte dem Lindwurm das Kreuz entgegen, redete in einer fremden Sprache mit starken Worten und vertrieb ihn für immer aus der Höhle. An der Stelle wurde später die Kirche gebaut und das Kreuz wurde auf den Turm gesetzt. Bis zur Reformation war St. Stephan ein beliebter Wallfahrtsort und so mancher hat dort Kraft gefunden.

«Überwinde das Böse mit Gutem»
Seit Menschengedenken werde von Geistern, Drachen und Bösewichten erzählt, so Pfarrerin Gilomen, inneren und äusseren Ungeheuern, die die Menschen plagen. Die Geschichte soll Mut machen, diesen die Stirn zu bieten, nicht nur die zwei Wege zu sehen: Getreten werden oder selber treten. Es gebe noch einen dritten Weg, indem man versuche, andere Möglichkeiten zu finden, das Gute vorzuhalten und so die Spielräume des Handelns zu vergrössern.

Nach der ausdrucksstarken Predigt vertieften die Musikgesellschaften St. Stephan und Lenk im Zwischenspiel mit dem Stück «Love can build a bridge» die Worte. Dirigent Sandro Frautschi führte die Musizierenden engagiert und gekonnt durch den Gottesdienst.

«Wenn Spinnen gemeinsam weben …
… können sie einen Löwen fesseln», besagt ein äthiopisches Sprichwort. Diese Zeilen griff Alena Perren in ihrem Grusswort auf, um allen Helferinnen und Helfern zu danken. «Der Grad der freiwilligen Hilfe sagt auch etwas über den Zusammenhalt einer Gesellschaft aus», so die Kirchgemeinderatspräsidentin freudig.

Nach der Tanzaufführung zu einer nicht ganz so traditionellen Musik, dem «Valzer Nel Bosco» und dem mittelalterlich anmutenden «La Triophante» durch die Trachtengruppe Weissenburg-Därstetten, ging es beschwingt nach draussen. Unter dem Vordach der Kirche wartete bereits ein feines Mittagessen und ein fantastisches Dessertbuffet auf die Gäste. Für die Kinder wurde mit Schminken und Basteln für Abwechslung gesorgt. Das Dessert wurde von John Hänni musikalisch begleitet. Mit seinen stimmigen Liedtexten gab er den Zuhörenden Gedankenanstösse. Das entspannte Ambiente in der Herbstsonne sorgte für einen schönen Abschluss, mit Blick auf den wunderschönen Talabschluss von der Kirche St. Stephan aus.

KERSTIN KOPP


WAS MACHT DER KIRCHLICHE BEZIRK?

Das Kirchengebiet der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn ist in 13 kirchliche Bezirke eingeteilt. Einer davon ist der Bezirk Obersimmental-Saanenland, ein Zusammenschluss der vier Obersimmentaler Kirchgemeinden Boltigen, Zweisimmen, St. Stephan und Lenk und der saanenländer Kirchgemeinde Saanen-Gsteig. Der Bezirk versteht sich als Bindeglied zwischen den einzelnen Kirchgemeinden, unterstützt und entlastet diese und ist verantwortlich für die Erfüllung gemeinsamer Aufgaben wie z.B.:
– kostenlose Ehe-, Paar- und Familienberatung
– Heilpädagogische kirchliche Unterweisung (KUW) an der HPS
Gstaad oder auch Bewohner der Schärmtanne und Burgbühl
– Vermittlung von Sprachaufenthalten in Familien in der Westschweiz, dem Tessin, England oder Frankreich durch aupair.ch. Der Vorstand des kirchlichen Bezirks setzt sich aus Vetretern/innen der einzelnen Kirchgemeinderäte, in der Regel die Kirchgemeinderatspräsidenten zusammen. Weiter nehmen Delegierte und auch die Pfarrpersonen an den Versammlungen teil.


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