Noch keine «offiziellen» Ukraine-Flüchtlinge im Saanenland

  24.03.2022 Gesellschaft, Politik, Gemeinde, Volkswirtschaft, Saanenland

Der Regierungsrat des Kantons Bern rechnet bis Ende Jahr mit der Einreise von bis zu 30’000 aus der Ukraine geflüchteten Menschen in den Kanton. Während die Solidaritätswelle das Saanenland längst erfasst hat, ist von offiziellen Flüchtlingen noch nicht viel zu sehen.

KEREM S. MAURER
Damit den Flüchtenden aus der Ukraine einfach und unbürokratisch geholfen werden kann, hat der Bundesrat am 11. März entschieden, jenen aus der Ukraine, die infolge des Krieges ihre Heimat verlassen müssen, den Schutzstatus S zu gewähren. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) geht von bis zu vier Millionen Ukraine-Flüchtlingen aus. Laut einer Medienmitteilung des Regierungsrates des Kantons Bern werden laufend Grossunterkünfte evaluiert, in denen Ukraine-Flüchtende – der Kanton rechnet mit bis zu 30’000 bis Ende Jahr – in einer ersten Zeit untergebracht werden können. Von dort aus soll die Weitervermittlung möglichst in Privatunterkünfte erfolgen. In der Unterbringungsfrage spricht sich der Kanton mit seinen regionalen Partnern ab. Für die Region Obersimmental-Saanenland ist dies der Verein Asyl Berner Oberland (ABO).

Saanenland ist vorbereitet
Während man in Lauenen in der Dachwohnung des Ferienlagers Platz für 24 und in Gsteig im Touristenlager Schlafmöglichkeiten für bis zu 12 Flüchtlinge bereitgestellt hat, sind in beiden Gemeinden noch keine offiziellen Anfragen vom Kanton für die Unterbringung von Flüchtenden eingegangen. Aber man wisse von einer Privatperson, die bereits Verwandte aus dem Krisengebiet bei sich aufgenommen habe, sagt Gsteigs Gemeindeschreiber Paul Reichenbach auf Anfrage und man kenne auch Personen, die der ukrainischen Sprache mächtig seien und möglicherweise im Bedarfsfall als Dolmetscher:innen einspringen würden. Ähnlich beschreibt Verwaltungsdirektor Roman Gimmel die Situation in der Gemeinde Saanen: «Via Gemeinde sind bis dato keine Zuweisungen erfolgt. Wir haben allerdings Kenntnis von direkten Platzierungen bei Privaten.»

Angebote bei Campax melden
In Absprache mit dem Staatssekretariat für Migration (SEM) und dem Bundesamt für Wohungswesen (BWO) bieten die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) zusammen mit Campax.org eine Plattform für die Immobilienbranche sowie Vermieterinnen und Mieter an, um die Behörden bei der Suche nach Wohnungen für ukrainische Geflüchtete zu unterstützen. Aktuell wurden auf dieser Plattform bereits 100’003 Betten in 27’572 Haushaltungen gemeldet. Dazu kommen landesweit über 520 Hotels. Davon in Schönried ein Haushalt mit zwei Betten, in Gstaad zwei Haushalte mit vier Betten, in Turbach, Lauenen und Saanen je ein Haushalt mit je zwei Betten. Damit werden mit Stand vom Mittwoch, 23. März via Campax im Saanenland zwölf Betten von Privaten angeboten. Dazu kommen zwei Hotels in Saanen mit insgesamt sechs Einzelzimmern, neun Doppelzimmern und zehn Drei- bis Vierbettzimmern.

Handys und E-Mails checken
Doch nach der bereitwilligen Zurverfügungstellung kommt der nächste gleichermassen wichtige Schritt. Wer ein Unterkunftsangebot gemacht hat, sollte laut Campax-Geschäftsführer Andreas Freimüller jetzt konkrete Vorbereitungen treffen: Ist die Unterkunft bereit und gereinigt und steht die Waschmaschine zur Verfügung? Gibt es Spielmöglichkeiten für die Kinder? Hat es Platz für mitgebrachte Tiere und hat man Zeit, um die Geflüchteten bei Alltagsproblemen und Botengänge zu unterstützen? Und ganz wichtig für alle jene, die eine Unterkunft zu Verfügung gestellt haben, sei, dass sie ab sofort die E-Mails und ihr Handy regelmässig checken. Denn die Flüchtenden in den Bundesasylzentren können nicht vermittel werden, wenn das Handy auf lautlos ist und die E-Mails nur einmal in der Woche abgerufen werden.


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