Aufwärtstrend hält an

  26.07.2019 Gstaad, Politik, Volkswirtschaft, Tourismus, Saanenland, Region

Die Bergbahnen Destination Gstaad AG zieht zum dritten Mal in Folge eine positive Bilanz. Die Ersteintritte konnten gegenüber dem Vorjahr erneut um drei Prozent im Winter und neun Prozent übers ganze Geschäftsjahr sowie der Verkehrsumsatz um neun Prozent gesteigert werden. Auf den kommenden Winter setzt die BDG auf eine dynamische Preisgestaltung.

ANITA MOSER
«Aller guten Dinge sind drei», freut sich Matthias In-Albon über das dritte positive Betriebsergebnis in Folge. Dass die Vorwärtsstrategie nun Früchte trage, würden auch die positiven Platzierungen im Vergleich mit anderen Top-Skigebieten in den Nachbarländern beweisen oder der Skiarea-Test, bei dem die BDG in sieben Kategorien ausgezeichnet wurde (wir haben berichtet). «Um dahin zu gelangen, wurden in den vergangenen Jahren viele und teils auch unbequeme Entscheidungen getroffen», betont der Geschäftsführer.

«Ünsi Bärgbahn»
In-Albon vergleicht die BDG mit den SBB. «Wir sind vom verstaubten Unternehmen zum modernen Dienstleistungsunternehmen geworden. Aber wir sind noch nicht am Ende der Reise angelangt.» Ein Ziel der Unternehmung sei es, die Bergbahnen noch besser in der Region zu verankern. «Es liegt uns sehr am Herzen, dass die Bevölkerung hinter der BDG steht, dass man von ‹ünser Bärgbahn› spricht und sie grossen Rückhalt geniesst», so In-Albon. «Wir versuchen, unsere Kunden als Fans zu gewinnen – mit guter Leistung, Emotionen und Qualität.» Fans, die mit Mundzu-Mund-Propaganda mehr Leute in die Destination bringen. «Jeder ausgegebene Marketing-Franken bringt nichts, wenn das Wow-Erlebnis fehlt.» Nebst einer Top-Infrastruktur und Schneesicherheit seien weiche Faktoren mitentscheidend: Sauberkeit, Aufmachung oder Freundlichkeit. «Die Freundlichkeitskultur muss sich noch etablieren», betont Verwaltungsratspräsident Heinz Brand. «Wir müssen positive Emotionen wecken», ergänzt In-Albon. «Das Können liegt im Wollen.»

Top4-Skipass ein Erfolg
Nachdem die Ersteintritte im Winter im Geschäftsjahr 2017/18 um 18 Prozent gestiegen waren, verzeichnete die BDG im Geschäftsjahr 2018/19 erneut eine Steigerung von drei Prozent. Der Verkehrswert stieg gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent. Unter dem Strich resultiert ein symbolischer Gewinn von 313’000 Franken (Vorjahr 281’000 Franken). Von der angestrebten EBITDA-Marge von 35 Prozent ist man nur noch wenige Prozentpunkte entfernt, aber man sei auf gutem Weg, betonen In-Albon und Brand.

Der Winter ist harzig gestartet mit Schneemangel und Regen über die Feiertage. «Ohne die Investition in die technische Beschneiung hätten wir in beiden Sektoren kein zusammenhängendes Skigebiet gehabt», sagt In-Albon. «Zur positiven Entwicklung tragen auch die neue Saanerslochbahn sowie der Top4-Skipass bei.» Der Dreijahresvertrag für den Skipass läuft Ende Jahr aus, im November werden Gespräche stattfinden. «Im Grundsatz sind alle vier Partner positiv eingestellt», hält In-Albon fest. Auch seien Gespräche mit den Verantwortlichen von Glacier 3000 geplant. «Der Wille vonseiten der BDG, den Glacier 3000 zu integrieren, ist da, ob es gelingt, steht in den Sternen», so Heinz Brand.

Neu: Dynamic Pricing
Die BDG setzt ab kommendem Winter auf ein dynamisches Preissystem. «Wir haben uns intensiv mit dem Thema beschäftigt», betont In-Albon. Die digitale Transformation verändere das Geschäftsmodell. Die Gäste seien immer weniger bereit, an der Kasse anzustehen, wenn sie mit wenigen Klicks ein Ticket im Internet bestellen könnten. Zugleich ermögliche der technologische Fortschritt neue Preisstrategien. «Wir sehen im Dynamic Pricing ein gutes Instrument, mehr Schneesportler auf den Berg zu bringen», so In-Albon. Die BDG hat sich für ein moderates Preismodell entschieden, mit einer Untergrenze von 49 und einer Obergrenze von 74 Franken für eine Tageskarte. «Das sind bis zu 25 Prozent weniger oder maximal 14 Prozent mehr als der Fixpreis von 65 Franken.» Profitieren kann insbesondere, wer früh oder «schwache» Tage – Montag oder Donnerstag – bucht. «Wir richten unser dynamisches Preissystem primär auf preissensible Tagesgäste sowie auf preissensible Familien aus, die ihre Ferien lang im Voraus planen.» Wichtig sei, so Heinz Brand, dass Hoteliers und Vermieter von Ferienwohnungen ihre Gäste entsprechend informieren.

Glück gehabt
«Wir sind sehr kostenbewusst – in jeder Beziehung», betont Heinz Brand. «Das Geld, das wir generieren, investieren wir zum Wohl der Kunden», erklärt er die Unternehmensstrategie. Aber auch mit – teils kostspieligem – Unvorhergesehenem muss die BDG rechnen. So musste im vergangenen Jahr im Lengenbrand ein Masten ersetzt werden. Ein Nassschneebrett hatte das Fundament gekippt. Das Bewilligungsverfahren für den Ersatzmasten dauerte vier Monate.

Tragisch ausgehen können hätte es auf der Videmanette. «Wir wollten die Terrasse sanieren. Plötzlich geriet die Terrasse ins Schwingen, weil die Eisen durchgerostet waren», erzählt In-Albon. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde die Terrasse neu betoniert und befestigt, der alte Beton weggespitzt und neue Eisen verlegt. «Die Terrasse wäre über kurz oder lang in sich zusammengefallen. Wir haben Glück gehabt, ist es nicht zu einem Genua 2 gekommen», sagt Heinz Brand erleichtert. Anstatt ein paar Tausend Franken hat die Sanierung allerdings ein paar Hunderttausend gekostet.

Sommer holt auf
Nach wie vor generiert die BDG 90 Prozent ihres Umsatzes im Winter, aber der Sommer holt auf. «Der letzte Sommer war viel besser, auch das schöne Wetter hat dazu beigetragen», so In-Albon. Aufgrund von massiv mehr Betriebstagen waren aber auch die Kosten höher. «Im Sinne des Leistungsauftrags von der Gemeinde haben wir unsere Aufgabe wahrgenommen und mit der Inszenierung des Rinderberges und der Wispile Schritte gemacht, mehr Leute auf den Berg zu bringen.»

«Ziel muss ein kostendeckender Betrieb auch im Sommer sein, aber das ist noch Zukunftsmusik», sagt Heinz Brand.

Langzeitplanung
Gefragt nach den Herausforderungen, sagt In-Albon: «Wir sind ein KMU, müssen stetig auf die Kosten achten, haben teilweise aber auch Projekte, die enorm viel Geld verschlingen.» Die BDG müsse den Drive behalten, sich kontinuierlich verbessern und die Rückschläge im Griff behalten. «Von der Nebensaison zur Wintersaison haben wir praktisch eine Vervierfachung der Mitarbeitenden», so In-Albon. «Die richtigen Leute für die Wintersaison zu finden und bis das Team eingespielt ist, ist jeweils auch eine Herausforderung.»

Einen Schritt weiter ist man bei der Harmonisierung der Landeigentümerentschädigung, welche im Rahmen der finanziellen Sanierung der BDG initiiert wurde. Künftig sollen alle gleich behandelt werden. «Das Konzept steht, der Prozess läuft noch», erklärt Heinz Brand (wir werden zu einem späteren Zeitpunkt informieren/Anm. der Redaktion).

«Aus strategischer Sicht müssen wir die Langzeitplanung und Entwicklung so gut wie möglich vorantreiben», betont Brand. In nächster Zeit werde die BDG bis zu fünf Überbauungsordnungen initiieren. «Es geht um die Zukunftsplanung für die nächsten zehn Jahre. Mit den geplanten Überbauungsordnungen stehen langwierige Verfahren an. Das heisst, man muss die Projekte frühzeitig anpacken, damit die notwendigen Unterlagen und Bewilligungen vorhanden sind, wenn die Projekte aktuell sind.»

Keine neuen Bahnen
Es sei nicht das Ziel, neue Bahnen zu erstellen oder neue Gebiete zu erschliessen, sondern die vorhandenen Bahnen auf den neusten Standard zu bringen und zu optimieren, unter anderem auch in Bezug auf die Linienführung. «Die Überbauungsordnungen betreffen bestehende Gebiete im Sinne von Ersatzbahnen und Inszenierungen», erklärt Heinz Brand und nennt als Beispiele den Schlittelweg Eggli oder den Speichersee auf dem Hornberg.

Die Generalversammlung findet am Samstag, 24. August statt.


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