Eine zweite Chance für das Bergrestaurant Eggli

  18.02.2022 Sport, Gstaad, Business, Volkswirtschaft, Tourismus, Destination, Hotellerie / Gastronomie

Die Bergbahnen Destination staad AG (BDG) wollte aus dem Eggli einen Treffpunkt für Einheimische und Gäste kreieren. Der Spagat ist ihr nicht auf Anhieb gelungen. Jetzt gibt es Anpassungen.

BLANCA BURRI
Anfang Saison versprach die BDG in dieser Zeitung, aus dem Bergrestaurant Eggli einen Ort zu machen, wo sich Chaletgäste und Einheimische gleichermassen wohlfühlen. Nach der Eröffnung hörte man jedoch von langen Wartezeiten sowie exklusiven und teuren Menüs. Das enttäuschte vor allem die einheimischen Gäste. Davon erfuhr auch die Geschäftsleitung. «Wir sind dankbar für diese Rückmeldungen», sagt BDG-Geschäftsführer Matthias In-Albon, «daraus können wir lernen.»

Speisekarte angepasst
In den vergangenen Wochen hat die BDG die Speisekarte analysiert und festgestellt, dass die Gerichte bei Tagesgästen und der lokalen Bevölkerung zum Teil nicht ankommen. Deshalb wurden sowohl Gerichte wie die Preispolitik angepasst. Seit wenigen Wochen wird nun – wie früher – ein Tagesmenü für 25 Franken angeboten und eine Tagessuppe für 14 Franken. «Das wird von allen Gästen sehr geschätzt», stellt Matthias In-Albon fest. Zudem wird ein Teller Spaghettini oder Tagliolini al Limone für 22 Franken, ein Steinpilzrisotto mit Spargeln für 24 Franken und z.B. ein Saltimbocca für 30 Franken erhältlich sein. Mit der Produkt- und Preispolitikänderung hofft die BDG, dass wieder vermehrt Einheimische und Tagesgäste, die sich im Berghaus verpflegen wollen, einkehren werden. Die Speisekarte ist so gestaltet, dass es auch für die Gstaader Kulinarikliebhaber eine ansprechende Auswahl an Speisen gibt. Diese schätzen dieses Angebot auf dem Berg sehr.

Schwieriger Start
Matthias In-Albon bezeichnet den Start im neuen Bergrestaurant als schwierig. Das sei auf viele verschiedene Komponenten zurückzuführen. Es begann mit der Zwangspause durch den Bau und die Pandemie. Das Restaurant war in der Bauphase während der Wintersaison 2019/20 geschlossen, weil es sich im Rohbau befand. «Dann folgte die Pandemie und das Restaurant konnte nur gerade drei Tage öffnen.» Die Coronamassnahmen forderten im Dezember 2020/21 die Schliessung für fast ein halbes Jahr.

Auch das gesamte Personal auf dem Eggli ist neu, weil sich die alte Eggli-Crew um die Gastgeber Fleur Kessels und Christian Oberson neu orientiert hat. Fleur Kessels empfängt heute die Gäste im Privatclub Club de Luge im ersten Stock. Christian Oberson ist im Charly’s in Gstaad tätig. Für das Berghaus Eggli und die neue Eggli Lounge verpflichtete die BDG diesen Winter Starkoch Martin Bieri, der sein Team neu zusammenstellte. Doch der Arbeitsmarkt existiert im Moment faktisch nicht. «Der Arbeitsmarkt im Gastgewerbe ist komplett ausgetrocknet und unser Ziel, einheimisches Servicepersonal einzustellen, in weiter Ferne», erläutert Matthias In-Albon. Nichtsdestotrotz versucht die BDG einen neuen Mitarbeiterstamm aufzubauen. Der BDG-Chef fasst zusammen: «Eigentlich öffneten wir diesen Winter ein neues Restaurant, in dem weder Abläufe noch Arbeitsgänge etabliert waren und das mit einer ganz neuen Crew, von der in den letzten vier Wochen coronabedingt je etwa ein Viertel in Isolation war.» Deshalb sei es in der Vergangenheit zu Wartezeiten gekommen. Doch das verbessere sich nun jeden Tag, wie er verspricht. Die jetzigen Rahmenbedingungen für die Führung eines Bergrestaurants sind äusserst herausfordernd. Grosse Freude herrscht über die Lockerung der Coronamassnahmen. So können die grösseren Tische auf der Terrasse wieder durchmischt und nicht nur von einer Gruppe belegt werden. Ebenso können nun mehr Tische auf der Terrasse aufgestellt werden.

Reservation empfohlen
Während früher die Tische nur im Restaurant reserviert werden konnten, sind Reservationsmöglichkeiten neu auch auf der Terrasse möglich. Das führt bei spontanen Gästen manchmal zu Unverständnis. Wenn die reservierten Tische noch nicht besetzt sind und die spontanen Gäste abgewiesen werden, haben manche das Gefühl, nicht ins Eggli-Konzept zu passen. «Wir möchten wirklich ein Treffpunkt für alle werden, aber der Andrang ist sehr gross», erklärt In-Albon. Deshalb empfiehlt er dringend eine Reservation. Vor allem in den kommenden drei Hochsaisonwochen.

Ob die BDG ihr Ziel erreichen wird, Einheimische und Chaletgäste zu durchmischen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Ein Schritt in die richtige Richtung hat das Bergbahnunternehmen mit einer angepassten Preispolitik, der ausgebauten Speisekarte und der Reservationsempfehlung getan. Matthias In-Albon: «Wir wären froh, wenn uns alle Personen, die beim ersten Besuch enttäuscht waren, eine zweite Chance geben würden.» www.gstaad.ch/bergbahnen


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