Der letzte Tanz
27.02.2023 , Schönried, Konzert, Musik, EventDas Ride on Music 2023 fand unter besonderen Umständen statt: Es war sowohl die Jubiläums- als auch Schlussausgabe des Musikfestivals auf und neben der Piste. Das Organisationskomitee liess es sich nicht nehmen und organisierte den Besucherinnen und Besuchern einen fulminanten ...
Das Ride on Music 2023 fand unter besonderen Umständen statt: Es war sowohl die Jubiläums- als auch Schlussausgabe des Musikfestivals auf und neben der Piste. Das Organisationskomitee liess es sich nicht nehmen und organisierte den Besucherinnen und Besuchern einen fulminanten Abschluss.
KERSTIN BÜTSCHI
Wer auf den Sozialen Medien unterwegs ist, sah, dass das achtköpfige Organisationskomitee und Dutzende von freiwilligen Helfer/innen bereits Tage vor dem Start des Ride on Music intensiv mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt waren. Mit jedem Tag des Aufbaus stieg die Vorfreude – sowohl beim OK als auch bei den begeisterten Rideon-Music-Fans. «Ich freue mich auf das Gesamtpaket, das wir dieses Jahr bieten», meinte Björn Schär, Präsident des OKs vor dem Start.
Die wohl schönste Bühne
Am vergangenen Donnerstagabend war es dann so weit: Der neuseeländische Künstler Reuben Stone eröffnete das Musikfestival in der Why-Knot-Bar in Saanenmöser. Auf der Skipiste und wohl auf einer der schönsten Bühnen spielten am Freitag – bei traumhaftem Wetter – «Milla» im Iglu-Dorf und «Modern Day Heroes» brachte mit ihrem Gitarrenrock nicht nur das Ride-on-Music-Maskottchen Ridey zum Tanzen, sondern auch die Gäste im Pasatiempo. Am Samstag feuerten «Gin Stories» und «Freaky Audio Machine» ebendort den Skifahrern und Snowboarderinnen mit eingängigen Melodien und Beats ein.
Ein Schweizer Abend
Für Björn Schär war auch der Freitagabend ein Highlight, denn er stand ganz im Zeichen von Schweizer Musik. Den Auftakt im Festzelt an der Talstation Horneggli machte die Badener Band «Pedestrians», gefolgt von «Šuma Čovjek». Letztere bot den Musikliebhaber:innen eine kleine Reise durch die Welt und sangen unter anderem auf Französisch, Kroatisch und Arabisch. Headliner des Abends waren die Berner «Lo & Leduc», die mit dem Lied «079» noch jedes Publikum zum Mitsingen brachten. Das Duo feierte mit der Band nicht nur den Auftakt ins Konzertjahr 2023, sondern nach Mitternacht auch den Geburtstag des Leadsängers Leduc. Das Publikum stimmte schüchtern «Happy Birthday» an. Sein Partner Lo bringt an jedem Konzert einen Freestyle-Rap zum Besten und nimmt drei Worte aus dem Publikum auf. In Schönried baute er erfolgreich das Saaner Wort «nüschti» ein.
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Paradiesischer Abend
Den Samstagabend eröffnete die deutsche Band «Mola». Die Leadsängerin trug passend zum Konzertort einen roten Retro-Skianzug, den sie scheinbar von der Schwiegermutter geschenkt bekam. Sie war von der Region beeindruckt und nannte sie auch kurzerhand «Paradies». «Patrice» überzeugte das Publikum im Anschluss mit seinen Reggae-Beats und schaffte es, dass das gesamte Zelt zu den Beats in die Höhe sprang. Die Genferin «Danitsa» performte ein solides Konzert und gab auch ihren Hit «Captain» zum Besten. Den Abschluss des Konzertabends machte das aus Südfrankreich stammende Trio «Chinese Man» mit einer Show aus Electro- und Rap-Musik.
Mit einem lachenden und weinenden Auge
Björn Schär und das OK sind zufrieden mit der finalen Ausgabe des Ride on Music. Das Team liess sich zum Abschluss feiern und stiess mit dem Publikum an – und zwar mit einem überdimensionalen «Shotski». Das Ride on Music ging mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu Ende.
OK-Präsident Björn Schär im Interview
«Wir wollten nochmals ein tolles Festival organisieren»
Nach zehn Jahren ist das Ride on Music Geschichte. Wir trafen Björn Schär, OK-Präsident von Ride on Music zu einem Gespräch und blickten mit ihm zurück – auf die Anfänge des Festivals, intensive Vorbereitungen und lustige Momente. Und fragten, wie es weitergeht.
KERSTIN BÜTSCHI
Björn Schär, wie entstand die Idee von Ride on Music?
Wie viele gute Ideen, entstand das Ride on Music bei einem Bier mit Freunden. Wir waren eine Gruppe von sechs Personen, die gerne an Konzerte ging und im Winter auf der Skipiste unterwegs war. Dann kam uns der Gedanke, diese Leidenschaften zu verbinden und im Saanenland ein Festival auf der Skipiste anzubieten. Es ging alles schnell: Wir haben mit der Planung begonnen und in der Region die nötige Unterstützung gefunden. 2013 fand das Ride on Music dann zum ersten Mal statt und nahm rasch Fahrt auf.
Wie entwickelte sich das Ride on Music weiter?
Wir wuchsen mit jeder neuen Ausgabe. Wir konnten das Festival jeweils mit einem Plus abschliessen und haben direkt ins nächste Jahr investiert. Die Organisation der nächsten Ausgabe begann jeweils bereits kurz nach Saisonende.
Das tönt intensiv…
Ja, es ist intensiv. Wir hatten jedoch immer Freude und Spass an der Organisation und Umsetzung. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass wir immer noch dasselbe OK sind. Erst für dieses Jahr haben wir das Team um zwei Personen erweitert. Das OK wird zusätzlich ergänzt durch Ressortgruppen und rund 60 freiwillige Helfer:innen. Was nicht selbstverständlich ist, denn alle arbeiten ehrenamtlich für das Ride on Music.
Das Hobby wurde also nicht zum Beruf?
Nein, unter anderem aus diesem Grund haben wir 2020 ein Konzept erarbeitet, um das Ride on Music zu professionalisieren. Dafür wollten wir eine Geschäftsstelle gründen und als Resultat ein Programm für den ganzen Winter auf die Beine stellen. Leider waren die Leistungsträger der Region nicht bereit für diese Projektidee und die Finanzierung fehlte. Und dann kam Corona und wir mussten gezwungenermassen pausieren.
Blicken wir zurück: Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an die letzten zehn Jahre denken?
Wie viel Zeit ich mit guten Freunden verbringen konnte – mit allen Hochs und Tiefs, die dazugehören. Und an jene Momente, als die letzten Vorbereitungen abgeschlossen waren und die ersten Besucher:innen vor uns standen. Die Freude der Besuchenden ist der Lohn für die ganze Arbeit.
Aber wo Momente der Freude herrschen, gibt es auch schwierige Momente.
Ja, es lastete immer ein enormer Druck auf uns. Wir mussten vielen Wünschen und Bedürfnissen gerecht werden. Wir wollten die Einheimischen an Bord haben, den Bands eine gute Atmosphäre und den Besucher:innen ein einmaliges Erlebnis bieten. Dann war es auch schwierig, als unsere Vision einer Geschäftsstelle auf taube Ohren stiess und wichtige Akteure nicht an unsere Idee glaubten. Es stellten sich uns dann viele Fragen. Es ist auch nicht einfach Freundschaft und Professionalität unter einen Hut zu bringen. Wir sind gute Freunde mit vielen verschiedenen Meinungen und führten bei diversen Themen lange Diskussionen. Das muss eine Freundschaft auch überstehen.
Welche Momente mit den Musikbands blieben Ihnen in Erinnerung?
Die Band «Inner Circle» aus Jamaica sah im Sannenland zu ersten Mal im Leben Schnee – diesen Moment werde ich nicht so schnell vergessen. Mit Büne Huber von Patent Ochsner führten wir hinter der Bühne interessante Gespräche, er ist wirklich ein lustiger und bodenständiger Typ. Sie veröffentlichten in den Sozialen Medien im Anschluss ein Bild, auf welchem «Put your dancing shoes on» geschrieben und ein Skischuh gezeichnet war. Das fanden wir super!
Und jetzt: Ende gut, alles gut – oder kommt noch was?
Das Kernteam hat intensive Diskussionen geführt und am Ende auf die eigenen Bedürfnisse gehört. Das Ride on Music ist zu Ende. Wir, die in den letzten zehn Jahren das Festival vorangetrieben haben, stehen heute alle an einem anderen Punkt im Leben und haben gemerkt, dass es in die aktuelle Lebensphase nicht mehr passt. Es braucht Zeit und Ressourcen, den Moment für die Professionalisierung haben wir verpasst und eine Lösung für eine Übergabe haben wir nicht gefunden. Es gab für das Ride on Music keine ideale Lösung.
Was bleibt?
Vor allem Dankbarkeit. Wir haben viel Unterstützung aus der Saaner Privatwirtschaft und von den Besucher:innen erhalten. Es hat Spass gemacht, dass wir der Region so ein Musikfestival auf und neben der Skipiste bieten konnten. Wir hoffen, dass wir die Vibes von Ride on Music in einer anderen Form weitergeben können. Unser Ziel war es einfach, nochmals ein tolles Festival zu organisieren und somit mit einem schönen Moment aufzuhören – das haben wir erreicht. Es ist okay, wie es jetzt ist.