Kulinarik und Literatur gehen «Zur Sau»

  05.09.2022 Kultur, Gesellschaft, Kultur, Saanenland, Saanen, Abländschen, Hotellerie / Gastronomie

Im Rahmen von Kultour in Abländschen stellte am Freitagabend der Schweizer Satiriker Willi Näf sein neustes Buch mit dem Titel «Seit ich tot bin, kann ich damit leben» vor. Mit dabei war auch der Schweizer Spitzenkoch Anton Mosimann. Der Anlass im Berghotel Zur Sau war gut besucht, gemütlich und kulinarisch lokal eingebettet.

KEREM S. MAURER
Willi Näfs Beziehung zum Saanenland ist schnell erzählt: Er hat die 80-seitige Fabel «Zur Sau – wie das Berghotel zu seinem Namen kam» geschrieben und er hat als Ghostwriter die Autobiografie von jemandem geschrieben, der Abländschen kennt. Dabei handelt es sich um Anton Mosimann, den wohl bekanntesten Schweizer Koch. Beide trafen am Freitag im Berghotel Zur Sau zusammen. Willi Näf, weil er im Rahmen von Kultour in Abländschen aus seinem neuen Buch las und Anton Mosimann, der die letzten Exemplare seiner Autobiografie, die im Handel nicht mehr erhältlich ist, signierte. Rund zwanzig Personen wohnten dem Anlass bei.

Der Tod als existenziellste Erfahrung
Willi Näfs Buch «Seit ich tot bin, kann ich damit leben» ist eine Sammlung von Interviews mit Menschen, die das zeitliche bereits gesegnet haben. Darunter finden sich Persönlichkeiten wie die Jungfrau Maria, Winston Churchill, Elisabeth Christ Trump (Donalds deutsche Grossmutter) oder der als Kind entführte und ermordete Charles A. Lindbergh. Bei den Lesungen der Interviews wurde Willi Näf von seiner Tochter Leonie unterstützt. Gemeinsam interpretierten sie die Interviews lebhaft und mit gekonnter Intonierung, sodass die Zuhörenden in den Genuss (fast) authentischer Gespräche kamen. Doch warum «spricht» Willi Näf mit Verstorbenen, hat er einen Hang zur Vergänglichkeit? «Ich finde den Tod ein spannendes Thema, weil es die absolut existenziellste Erfahrung ist, die ein Mensch machen kann», sagte er gegenüber dieser Zeitung. Schliesslich hätten praktisch alle Philosophien und Religionen gewisse Jenseitsvorstellungen. «Vielleicht ist das Ganze auch nur ein Furz der Evolution, wer weiss es denn schon?»

Willi Näf wählte für sein Buch primär Leute mit dramatischen Biografien aus. Menschen, die etwas erlebt haben, was sie letztlich in seinen Augen qualifizierte, «auf existenzielle Fragen halbwegs vernünftige Antworten zu geben», erklärte er schmunzelnd. Entstanden ist dabei ein Buch, das in erster Linie unterhalten soll. Und dass ihm dies gelungen ist, bezeugte das Publikum in Abländschen mit begeistertem Applaus.

Is(s)t Anton Mosimann kritisch?
Wie ist das eigentlich, wenn der weltweit bekannteste Schweizer Koch auswärts essen geht? Kann Anton Mosimann ein Essen geniessen, ohne dabei zu kritisieren? «Oh ja, ich bin ein guter Gast», sagt Mosimann lachend. «Ich respektiere das Essen, welches der Küchenchef kreiert hat.» Und insbesondere die lokalen Speisen, welche die Küchencrew des Berghotels Zur Sau auf die Teller zaubere, schätze er sehr. Natürlich gebe es verschiedene Ideen und man könne immer etwas anders machen. Aber er kritisiere prinzipiell keine Berufskollegen, weil diese ihre eigene Vorstellung hätten. Hat es ihm am Freitagabend denn auch geschmeckt? Anton Mosimann: «Ich habe es genossen. Die Vorspeise war sehr gut und das Säuli im Hauptgang war ausgezeichnet gebraten und gut abgeschmeckt.» Mosimann wünscht der Berghotelcrew alles Gute und dass sie in Abländschen Erfolg hat. «Die Leute hier sind auf einem guten Weg», ist er überzeugt.

Menuhin-Konzerte in Abländschen?
Gastgeber Clà Frei warf am Freitagabend einen Blick auf weitere Kultour-Anlässe und verkündete, dass im kommenden Jahr sogar einige Konzerte des Gstaad Menuhin Festivals in Abländschen durchgeführt würden. Man kann es drehen und wenden wie man will: Seit das «Weisse Kreuz» in Abländschen «Zur Sau» gemacht wurde, tut sich was in der westlichen Exklave Saanens.


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