Zeitgenössisches an den Sommets Musicaux de Gstaad
01.02.2022 Gstaad, Konzert, Musik, Kirche, Kultur, Event, VolkswirtschaftAm Sonntag stand auf dem Festivalprogramm der Sommets Musicaux de Gstaad ein Konzert mit der Violinistin Élise Bertrand und Gaspard Thomas, ihrem Begleiter am Flügel. Die St.-Niklaus-Kapelle in Gstaad war voll besetzt.
JENNY STERCHI
Und es war unglaublich, was die 21-jährige Élise Bertrand aus ihrer Violine herausholte. Ob man zeitgenössische Musik mit ihren Dissonanzen und ihrer Atonalität mag oder nicht. An ihren unglaublichen Fähigkeiten als Musikerin liess die junge Französin keinen Zweifel. Und der Blick auf das Programm des Konzertes verblüffte ein weiteres Mal.
Grosses Talent
Gleich zu Beginn präsentierte Bertrand eine Eigenkomposition, souverän begleitet vom Pianisten Gaspard Thomas am Flügel. Eigensinnig, schnell, kraftvoll und für den Laien nicht ganz einfach zu verstehen, reihte sie die Töne aneinander. Sie kann bereits heute auf einige Preise zurückschauen, die ihr für Eigenkompositionen und die Interpretation zeitgenössischer und weniger bekannter Stücke verliehen wurden. Auch Auftragsstücke hat sie schon realisiert.
Dass die junge Violinistin, die bereits mit elf Jahren begann, zu komponieren, beim Geigenspiel eins wird mit ihrem Instrument, zeigte sie am Sonntagnachmittag eindrucksvoll. Die Saiten mal lang gestrichen, mal gezupft und mal scheinbar beides miteinander verbunden, liess sie die Violine bisweilen sehr fremd klingen. Den Kopf für kurze Momente beinahe auf dem Instrument abgelegt, schien sie genau hören zu wollen, was aus dem hölzernen Körper herauskommt.
Nichts ohne Piano
Im zweiten Stück präsentierte sie die «Sonate pour violon et piano no.1 en la majeur op.13» von Gabriel Fauré. Ebenso hoch wie die Leistung der Violinistin ist die des Pianisten einzuschätzen. Weite Sprünge, schnelle Läufe und unverhoffte Pausen gaben der Violine den passenden Rahmen. Auch das spät einsetzende Zusammenspiel bei Wolfgang Rihms «Episode» begeisterte die zahlreichen Zuhörenden. Den Anfang gestaltete Élise Bertrand solistisch.
Den Schlusspunkt setzten die beiden Musiker an diesem Nachmittag mit dem Stück «Tzigane pour violon et piano» von Maurice Ravel. Ein tanzbarer Rhythmus und eine feine Melodie liessen das Publikum hier und da vorsichtig mitwippen.
Das weitere diesjährige Programm der Sommets Musicaux de Gstaad verspricht noch weitere Neuentdeckungen, neben etablierten und namhaften Musikern.