Dorforganisationen verströmen frischen Wind

  18.02.2022 Saanenland, Brauchtum, Gesellschaft, Tradition, Volkswirtschaft, Tourismus, Event, Region, Destination

Die Hauptversammlungen der acht Dorforganisationen im Saanenland fanden auch dieses Jahr schriftlich statt. Am vergangenen Mittwoch wurden die Stimmen ausgezählt. Hier das Wichtigste in Kürze.

BLANCA BURRI
Für die Dorforganisationen war das vergangene zweite Pandemiejahr kein einfaches. Viele Anlässe mussten abgesagt oder neu erfunden werden. So auch die Hauptversammlungen, die oftmals das Rückgrat des Vereinsjahres bilden. Die Hauptversammlungen bieten die Möglichkeit, Anerkennung zu zeigen, Fragen zu stellen und auch heikle Themen anzusprechen. Mit der bereits zweiten schriftlichen Durchführung fehlte der essenzielle Austausch zwischen Vorstand und Mitgliedern. Das bedauern die meisten Präsident:innen in ihren Jahresberichten.

Abländschen im Aufwind
Abländschen hat sich neu erfunden. Statt des traditionellen Umtrunks im Plegiweidli, der wegen bekannten Gründen nicht durchgeführt wurde, erhielten die Mitglieder ein kleines Geschenk mit Produkten aus Abländschen. Die Produkte dienen dem Bergdorf als Botschafter. Nach Jahren der Abwanderung setzen sich verschiedene Personen mit einem Massnahmenplan für die Wiederbelebung des Tals ein. Mit der Verarbeitung der Abländschner Milch im Nachbardorf und der aktiven Vermarktung der Produkte aus dem Tal gelingt ihnen dieser Schritt. Beispielsweise wurde ein Restaurant unter dem neuen Namen zur Sau wiedereröffnet. «Das Berghotel ist eine grosse Bereicherung für den Tourismus in Abländschen und bringt wieder mehr Leben ins Dorf», schreibt Präsident Hanspeter Dänzer. Nicht nur Leben, sondern auch Arbeit: Die Landwirte produzieren für das Restaurant Perlhühner und Bergsäue sowie Roggen und Kartoffeln.

Gstaad mit neuem Präsidenten
Adrian Friedli leitete in den vergangenen sechs Jahren die Geschicke der Dorforganisation Gstaad. Die authentische Lebendigkeit des Weltkurorts liegt ihm am Herzen. Zu der Gstaad Züglete schreibt er im Jahresbericht beispielsweise: «Dieser Anlass entwickelt sich mehr und mehr zu einem richtigen Dorffest.» Das Fest zum Alpabzug wird von einem separaten OK organisiert und von der Dorforganisation unterstützt. Friedli, selbst Vater zweier Kinder, liegen auch Familien am Herzen. Auf seine Initiative gehen denn auch die zwei Erlebniswege, die zwischen Schönried und Saanenmöser sowie zwischen Gstaad und Saanen liegen, zurück. Sie wurden vergangenes Jahr eröffnet. Friedli übergibt nun das Zepter an den Grunder Sandro Reuteler.

Märchenhaftes in Gsteig
Die Dorforganisation Gsteig hat Erfreuliches zu berichten. Der Märliweg ging 2021 bereits in die zweite Runde. Auf einem Spaziergang zwischen Feutersoey und Gsteig werden im Sommer jeweils kleine Tafeln aufgestellt und darauf QR-Codes abgebildet, die mit dem Smartphone eingelesen werden können. Auf dem Smartphone eröffnet sich danach eine kleine Märchenwelt mit einer Geschichte, die in Etappen erzählt wird. Dadurch wird der Spaziergang für die Kleinsten kurzweilig und zum Schluss gibt es in Gsteig noch eine Belohnung. Vergangenes Jahr wurden 30 davon eingelöst. Zwar wird der Märliweg jedes Jahr auf derselben Strecke inszeniert, aber die Geschichten ändern sich. Auch im Vorstand gibt es Änderungen. Cornelia Walker übernimmt mit der bisherigen Vizepräsidentin Andrea Kohli das Präsidium. Der bisherige Präsident Rudolf Kistler bleibt als Vorstandsmitglied erhalten.

Präsidentenwechsel in Lauenen
Bei der Dorforganisation Lauenen gibt es einen Wechsel im Vorstand. Auf die abtretende Präsidentin Susanne Brand folgt Michael Ming. Der gebürtige Obwaldner wohnt und arbeitet seit vielen Jahren im Saanenland. Heute ist er Gastgeber im Hotel Alpenland in Lauenen. Auch die Sekretärin wechselt. Die amtierende Gemeinderätin Daniela Addor übergibt das Sekretariat aus Zeitgründen an Céline Aellen-Addor, eine engagierte Biolandwirtin in Lauenen.

Die scheidende Präsidentin Susanne Brand bildet in ihrem letzten Jahresbericht ab, was eine Stadt oder ein Dorf einzigartig macht: «Nichts würde ohne die Bewohner, die Restaurants, die Einkaufsmöglichkeiten, das Gewerbe, die Landwirtschaft, die Kinder auf den Strassen und die älteren Leute, die viel mitgestaltet haben, funktionieren.» Sie plädiert dafür, dass diese Komponenten mit dem Tourismus verbunden werden, denn: «Ohne den Tourismus hätten viele von uns keine Arbeit. Wir leben voneinander, miteinander.»

Vielfältiges Sommerangebot in Saanen
Niclas Baumer, Präsident der Dorforganisation Saanen, berichtet von der Sehnsucht nach regem Treiben im vergangenen Pandemiesommer. Deshalb hätten Saanen Aktiv, die Kulturkommission Saanen und auch die Dorforganisation möglichst viele der langjährigen und neueren Events auf die Beine zu stellen versucht. Ihre arbeitsreichen Bemühungen unter Coronaauflagen seien mit einem grossen Publikumsaufmarsch, Gästen und Einheimischen, belohnt worden, schreibt er in seinem Jahresbericht.

Wiederwahlen in Saanenmöser
Zwar war es kalt am letztjährigen 1.-August-Märit in Saanenmöser, was aber der Stimmung unter keinen Umständen Abbruch getan habe, so die Dorforganisationspräsidentin Solveig Lanz. «Dankende und positive Rückmeldungen motivieren uns bereits für die Durchführung im kommenden Jahr», schreibt sie in ihrem Jahresbericht. Solveig Lanz wurde am vergangenen Mittwochabend als Präsidentin zu weiteren drei Jahren wiedergewählt. Ebenfalls wiedergewählt wurde das Vorstandsmitglied Bettina von Siebenthal.

Bahnhofausbau lässt auf sich warten
Das Behindertengleichstellungsgesetz sieht vor, dass Reisende bis Ende 2023 an Bahnhöfen barrierefreie Zugänge zu den Perrons haben und autonom in die Züge ein- und aussteigen können. In diesem Zusammenhang kam die Dorforganisation Schönried im vergangenen Oktober mit Vertretern der MOB zusammen. Mit dabei waren ebenfalls Vertreter von Gstaad Saanenland Tourismus, der Gemeinde Saanen und der Dorforganisation Saanenmöser. Zu den Gesprächen schreibt Rolf Schwenter, Präsident Dorforganisation Schönried, in seinem Jahresbericht: «Leider mussten wir erfahren, dass dies noch einige Jahre dauern wird.»

Wegen Corona belebtes Turbach
Turbach hat sich in den vergangenen zwei Jahren zu einem richtiggehenden Magnet für Naturliebhaber entwickelt. Das wertet Dorforganisationspräsident Mario Hählen in seinem Jahresbericht als erfreulich. Doch es stelle die Bäuert auch vor Herausforderungen, denn im Bergdorf gibt es wenige Parkplätze, vor allem im Winter. «Auf Initiative von Gemeinde und GST sowie mit Einwilligung des Landeigentümers wurde ein weiterer Winterparkplatz beim Rotengraben realisiert. Dafür zeigt sich Hählen dankbar.

Aus den Ausführungen mehrerer Dorforganisationen – auch von Turbach – geht hervor, wie wichtig Anlässe sind, welche die ganze Destination einbinden. Der Bergkönig wurde von allen als Anlass beschrieben, der Leben ins Dorf bringt. Der Tross von Nostalgieradfahrern hielt beispielsweise auch in Turbach, wo er mit Gulaschsuppe verköstigt wurde.

Die aktuelle Situation lässt hoffen, dass die Hauptversammlungen im kommenden Winter wieder physisch stattfinden können.

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote