Den Oberländern bei der Wiedereingliederung und Integration helfen

  05.09.2022 Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Volkswirtschaft, Tourismus, Gewerbe, Wirtschaft, Hotellerie / Gastronomie, Saanenmöser, Soziales

Am jährlichen Wirtschaftsbrunch der Volkswirtschaft Berner Oberland präsentierte die Präsidentin der Junior Chamber International Interlaken ihr jüngstes Projekt «JCI- 4Jobs»: Eine Jobbörse für Integration und Wiedereingliederung in die Arbeitswelt. Und der CEO der Eric Schweizer AG erklärte, weshalb ein offenes Ohr für alle zu neuen Produktideen führt.

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Ganz allgemein: Die Suche nach einem Job, der den eigenen Interessen und Fähigkeiten entspricht, gestaltet sich nicht immer so einfach, wie man es sich vorstellt. Noch schwieriger wird es für diejenigen, die nach langer Krankheit oder Unfall wieder in den Berufsalltag einsteigen wollen. Auch Menschen mit Migrationshintergrund haben oftmals einen steinigen Weg vor sich, bis sie einer regelmässigen Beschäftigung nachgehen können. Sprachliche Barrieren und Zulassungskriterien sind beispielsweise Hürden, die beim Einstieg in den Schweizer Arbeitsmarkt auftauchen können. Hier setzt ein Projekt der Jungen Wirtschaftskammer Interlaken (Junior Chamber International) an: Die Onlineplattform «JCI4Jobs» bietet Unternehmen die Möglichkeit, Jobs jenen Menschen anzubieten, die aus gesundheitlichen Gründen wiedereingegliedert werden sollen oder beispielsweise als Flüchtlinge auf Stellensuche sind.

Oftmals Berührungsängste
Beim alljährlichen Wirtschaftsbrunch der Volkswirtschaft Berner Oberland präsentierte die Initiantin Claudia Hirsig das Vermittlungsprojekt. Die Idee sei durch Erfahrungen aus ihrem persönlichen Umfeld entstanden, bei denen sie der Problematik begegnet sei. Viele Menschen könnten aus verschiedensten Gründen nicht mehr in ihrem alten Job arbeiten, erzählte Hirsig den Anwesenden im Restaurant des Golfclubs Gstaad-Saanenland. Ein entsprechendes Praktikum würde den Betroffenen einen Wiedereinstieg ermöglichen, damit sie ihre Belastungsfähigkeit neu kennenlernen. Bei Umschulungen brauche es passende Lehrstellen. Die Realität zeige aber, dass nicht viele Unternehmen solche Praktika oder Stellen anbieten würden, da es vielfach Berührungsängste gebe. «Rund ein Drittel der Praktikumssuchenden finden keinen Arbeitsplatz», sagte Hirsig. Die persönliche Belastung sowie die des Umfeldes steigen, die Ausgaben des Staates ebenfalls. Zwar würden sich unzählige Organisationen für die verschiedenen Interessengruppen einsetzen und seien ihnen bei der Suche behilflich. Eine Übersicht gebe es aber nicht.

Win-Win auch für Unternehmer
Die Plattform «jci4jobs.ch» ging vergangenen Mai online, zurzeit sind 25 Stellen ausgeschrieben. «Unser Ziel ist es, innerhalb eines Jahres auf 50 Stellen zu kommen», sagte Hirsig. Bis heute konnte sie und ihr Team fünf Partner gewinnen, die innerhalb der Schweiz mehrere Ableger haben. «Wir sind somit in der ganzen Schweiz gut verteilt.» Die Aufgabe der Partner sei es, auf interessierte Unternehmen zuzugehen, gemeinsam mit ihnen Stellen auszuschreiben und entsprechend Suchende zu vermitteln. Angesichts des aktuellen Fachkräftemangels, der beispielsweise in der Gastronomie sehr ausgeprägt sei, stelle die Plattform ihres Erachtens nicht nur für Stellensuchende eine Hilfe dar. «Auch für uns Unternehmer ist die Vermittlung eine Chance», so Hirsig.

Kraft der Argumente
Am informativen Brunch erhielten die Besuchenden ebenfalls einen Einblick in die Produktentwicklung eines Oberländer Grossunternehmens: die Eric Schweizer AG. Bekannt für ihr Saatgut für Rasen, Begrünung und Landwirtschaft, bietet die Firma aber auch Heimtierprodukte an und führt ein Labor für Boden- und Umweltanalytik. Doch wie kommt ein Produkt zustande? Vor sieben Jahren habe sich sein Unternehmen dem «Design Thinking» verschrieben, erzählte der CEO Thomas Held. Der Ansatz stellt das Wünschbare der Konsumenten, das Wirtschaftliche und das Machbare ins Zentrum. «Es ist ein menschenzentrierter Ansatz, der sich an die Mitarbeitenden, die Kunden und die Lieferanten richtet. Das ist uns wichtig und mit ein Grund, weshalb wir uns dafür entschieden haben», so Held.

Bei der Eric Schweizer AG gibt es eine Abteilung, die sich nur mit der Entwicklung neuer Produkte beschäftigt. Damit die Innovationen auch entstünden, sei eines besonders wichtig: Ein Umfeld schaffen, indem sich jeder wagt, seine Ideen mitzuteilen, auch wenn es vielleicht «nur Blech» sei. Und: «Als Chef muss man lernen, dass die eigenen Ideen nicht immer die besten sind. Insgeheim hoffen wir es natürlich, aber es ist nicht immer so», sagte Held lachend. Am Ende zählt: Kraft der Argumente statt Kraft der Hierarchie.


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